Das Lastenrad in Siegburg Auf Einkaufstour mit dem „Lottchen“

Siegburg · GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo hat das neue Lastenrad der Stadt Siegburg im Alltag getestet. Ihr Fazit: Das Rad ist gut zu fahren und der Laderaum groß genug für den Wocheneinkauf einer Familie.

 Sofia Grillo fährt mit dem Lastenrad über den Marktplatz in Siegburg.

Sofia Grillo fährt mit dem Lastenrad über den Marktplatz in Siegburg.

Foto: Holger Arndt

Das Auto ist in vielen Haushalten das A und O, um den Alltag zu organisieren. Vor allem beim Transport von Lebensmitteln und Getränkekästen, von großen sperrigen Möbelstücken oder auch von mehreren Kindern ist das Fahrrad keine Alternative zum Auto mit Kofferraum. Oder? Die Stadt Siegburg verleiht seit kurzem ein Lastenrad. Es trägt – in Anspielung auf das Stadtmaskottchen – den Namen „Lottchen“ und ist kostenlos ausleihbar. Wie bewährt es sich im Alltag? Ein Erfahrungsbericht.

Die Ausleihstation ist im Kindergarten „PänzHuus“ auf dem Brückberg. Bei der Verbraucherzentrale Siegburg habe ich mich telefonisch angemeldet. Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale gibt mir eine Einweisung für „Lottchen“. Er erklärt die Bremse, das Schloss und den Umgang mit der Ladefläche. Dann steige ich auf den Fahrradsattel, eine Probefahrt wird verlangt. Sofort merke ich, dass die Warnung vor der etwas seltsamen Lenkung berechtigt war. In Kurven fühlt es sich anfänglich so an, als würde das Fahrrad mit mir umfallen. Die Lenkung funktioniert nicht wie beim normalen Fahrrad. Anstatt mich in Kurven zu legen, muss ich nur den Lenker mit der Ladefläche in die Kurve bewegen.

Die Probefahrt war wackelig, aber erfolgreich. Meine Tour durch Siegburg kann beginnen: Ich will hintereinander Einkäufe in einem Supermarkt und in einem Baumarkt erledigen. Ich fühle mich noch unsicher. Bei Straßenschäden ruckelt das Lastenrad, und bei Bodenwellen zieht es nach links oder rechts, sodass ich gegenlenken muss. Einmal wird es sogar etwas gefährlich: Ich lenke zu spät gegen, das Fahrrad rollt mit den Rädern gegen die Bordsteinkante und fällt fast mit mir um. Ich sammle mich und merke, dass ich zu voreilig war: Ich bin mit dem schweren Gerät zu schnell gefahren. Also Achtung: Nur so schnell fahren, dass man die Kontrolle über die Lenkung behalten kann. Ich fahre langsamer, und allmählich fühle ich mich sicher.

Jetzt bin ich auf dem Markt. Hier steige ich ab und teste aus, wie gut sich das schwere Rad durch die Fußgängerzone schieben lässt. Es liegt stabil auf dem Pflaster, doch ist das Schieben anstrengender als das Fahren. Mit 1,66 Metern Körpergröße und 53 Kilogramm Körpergewicht muss ich viel Kraft aufwenden, allzu weit würde ich auf diese Weise nicht kommen.

Aber innerhalb der Siegburger Fußgängerzone geht es. Ich schiebe das Rad bis ans Ende der Holzgasse. Es geht auf dem Radweg auf der alten Bahntrasse weiter. Ich freue mich, „Lottchen“ wieder zu fahren. Ich habe Feuer gefangen, inzwischen macht mir das Lastenrad richtig Spaß, vor allem auf der ebenen Strecke des Radwegs. Geschicklichkeit muss man aber bei den Sperrgittern beweisen, durch die man wiederholt kurven muss.

Ich fahre zu einem Supermarkt an der Luisenstraße. Jetzt soll „Lottchen“ befüllt werden. Ein Sechserpack Wasser, Gemüse, Eier, Milch, Küchenpapier und eine Flasche Wein füllen jetzt den Laderaum. Das alles hätte ich auf meinem normalen Fahrrad nicht transportieren können. Mit einer großen Plane decke ich die Einkäufe ab und kann sie so vor Regen schützen. Weiter geht es zum Baumarkt im Gewerbegebiet Zange. Trotz des Gewichts der Einkäufe ist es nicht schwerer das Rad fortzubewegen. Bei Bodenwellen klappern meine Einkäufe. Auf dem Parkplatz des Baumarktes schaue ich nach meinen Lebensmitteln. Eier, Weinflasche und Gemüse sind unversehrt.

Im Baumarkt möchte ich Blumen kaufen. Nur was mache ich mit meinen bisherigen Einkäufen? Den Laderaum kann ich nicht abschließen, er ist lediglich durch eine Plane bedeckt. Und die Einkäufe sind zu schwer, um sie mit in den Markt zu nehmen. Ich muss wohl Vertrauen haben und lasse die Einkäufe unbeaufsichtigt im Lastenrad liegen. Jeder, der zwei Einkaufs-Stationen mit „Lottchen“ machen möchte, nimmt sich am besten jemanden auf einem zweiten Rad mit, der auf die Einkäufe aufpasst. Es ist schon dunkel, ich bringe „Lottchen“ zur Ausleihstation zurück, schließe das Rad an und gebe den Schlüssel in der Kita zurück. Fazit: Die anfängliche Unsicherheit war nach etwas Üben verschwunden. Die Anstrengung beim Fahren ist nicht größer als beim normalen Fahrrad. Der Laderaum ist groß genug für den Wocheneinkauf einer Familie. Nichts geht bei der Fahrt kaputt. Wegen der nicht abschließbaren Ladefläche müssen die Einkaufstouren gut geplant sein. Wenn es schnell gehen soll, ist „Lottchen“ keine Alternative zum Auto – gut geeignet jedoch für Familienausflüge.

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