Chor in Siegburg Aus dem Schubertbund werden die Siegburger Vocalisten

Siegburg · 60 Sänger zählte der Schubertbund Siegburg, seine Vorweihnachtskonzerte waren regelmäßig ausverkauft. Mit der Pandemie schrumpfte der Chor auf 18 Mitglieder. Die nennen sich nun „Siegburger Vocalisten“ – und nehmen auch zeitgenössische Musik ins Programm. Eins wird sich allerdings nicht ändern.

 Siegburger Vocalisten nennen sich die Sänger des ehemaligen Schubertbunds jetzt. Sänger-Nachwuchs ist ihnen willkommen.

Siegburger Vocalisten nennen sich die Sänger des ehemaligen Schubertbunds jetzt. Sänger-Nachwuchs ist ihnen willkommen.

Foto: Susanne Haase-Mühlbauer

Dass der Schubertbund Siegburg sich auflöse, weist Hans-Theo Schneider weit von sich. „Wir haben uns jedoch zu einer konzeptionellen Neuorientierung entschlossen“, erklärt der Chorleiter. „Vieles ist geblieben, aber den Schubertbund gibt es in der alten Form nicht mehr.“ Nach 76 Jahren unter dem Namen „Schubertbund Siegburg“ nennen sich die Sänger nun „Siegburger Vocalisten“.

Von 60 Sängern ist der Chor über die beiden Pandemie-Jahre auf 18 zusammengeschrumpft. Der Anspruch an die Qualität ist aber geblieben. „Wir singen das, was sonst keiner singt“, wollen die Sänger auch in Zukunft mit Fug und Recht behaupten. Musikalisch war der Chor bisher vor allem in der Epoche der Romantik zu Hause. Die verlassen sie zwar nicht ganz, wollen aber den Anteil an Schubert-, Schumann- und Mendelssohn-Sätzen zugunsten des zeitgenössischen Liedguts etwas reduzieren.

Die Musik soll anspruchsvoll bleiben

Der feste Kern der Sänger-Gemeinschaft soll auch zukünftig bestehen bleiben. Mehrstimmige Chorsätze, wie sie etwa in Josef Rheinbergers sechsstimmigem „Abendlied“ oder Eric Whitacres neunstimmigem „Lux aurumque“ (Licht und Gold) aus dem Jahr 2000 gefordert sind, bewältigen die Mittsechziger problemlos. „Gerade das macht mir als Chorleiter eine solche Freude“, sagt Schneider, „wenn man nach drei Proben bereits in solche schwierigen, mehrstimmigem Chorsätze eingestiegen ist.“ Anspruchsvoll soll es deshalb weiter bleiben, sind sich die Sänger einig. Aber sie denken an einen konzeptionellen Neu-Anfang und befinden sich beim Aufbruch ins zeitgenössische, ernste Fach.

Der „Schubertbund Siegburg“ stand in den vergangenen 75 Jahren für anspruchsvolle Chormusik. Schon bei der allerersten Probe, am 14. Januar 1946, fanden sich 16 Sänger ein. Bis 1964 leitete Gottfried Herkenrath den Chor und übergab dann den Dirigentenstab an Schneiders Vorgänger Rolf Fliersbach, der den Schubertbund Siegburg bis 2011 prägte und leitete.

Unvergessen sind den Sängern noch heute die Auftritte mit namhaften Solisten, wie Startenor Rudolf Schock oder der Schweizer Sopranistin Lisa della Casa. Alle zwei Jahre gingen sie auf Chorreisen, die sie immer mit Auftritten verbanden. So sangen die Siegburger in der Thomaskirche in Leipzig, in „La Madeleine“ (Paris) und „St. Maria Schnee“ (Prag) und sogar auf der Schanze in Oberstdorf. Das vorweihnachtliche Konzert des Schubertchores in der Anno-Kirche Siegburg gehörte zum festen, stets ausverkauften Bestand des Siegburger Kulturkalenders.

Proben auf Abstand während der Pandemie

Während der Pandemie probte der Chor auf Abstand in der Anno-Kirche, heute nutzen die Sänger die Krankenhauskapelle. Schneider sagt heute, dass die Chorarbeit auf Abstand überaus fordernd gewesen sei. „Andererseits musste jeder seine Stimme sicher und gut beherrschen und sich an der neuen Akustik immer wieder neu erproben“, sagt Vorstand Wolfgang Weinrauch, der diese Phase auch als sehr lehrreich empfand.

Aber die Absage aller Auftritts-Planungen war ein herber Schlag für den Siegburger Traditionschor. „Wir hatten ein tolles Programm einstudiert und dann wurde alles nur zwei Wochen vorher wegen Corona abgesagt“, erinnert sich Vorstand Sepp Martin, der sich nun über den Neu-Aufbruch freut. „Es wäre auch schön, wenn sich uns wieder neue Sänger anschließen“, sagt Martin.

Interessierte Sänger können bei den Proben vorbeischauen: montags ab 19.30 Uhr in der Krankenhauskapelle an der Humperdinckstraße. Am Samstag, 10. Dezember, 17 Uhr, treten die Siegburger Vocalisten außerdem in der Krankenhauskapelle auf.

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