Enormer Andrang Siegburger Feuerwehr bildet erstmals Brandmeister aus

Siegburg · Die Feuerwehr der Stadt Siegburg bietet erstmals eine Ausbildung zum Brandmeister an. Möglich macht es eine regionale Kooperation.

 Die Siegburger Feuerwehr bildet erstmals eigene Brandmeister aus. Bürgermeister Franz Huhn begrüßt die Anwärter an der Feuerwache.

Die Siegburger Feuerwehr bildet erstmals eigene Brandmeister aus. Bürgermeister Franz Huhn begrüßt die Anwärter an der Feuerwache.

Foto: Hannah Schmitt

Sie sind zur Stelle, wenn es brennt. Doch die Ausbildungsplätze für Feuerwehrleute sind knapp. Deshalb hat die Stadt Siegburg das Heft nun selbst in die Hand genommen: Sie bildet erstmals eigene Brandmeister aus. Möglich macht es eine Kooperation mit den Städten Wesseling und Pulheim sowie den Werksfeuerwehren der Evonik und RWE. Diese Woche haben die Auszubildenden ihre feuerwehrtechnische Ausbildung an der Wache in der Kreisstadt angetreten. Im Rhein-Sieg-Kreis ist das zudem in Troisdorf möglich.

„Der Bedarf ist so hoch, dass die bestehenden Ausbildungskapazitäten nicht ausreichen“, sagt Markus Fertig, Ausbildungsleiter der Siegburger Feuerwehr. Das sei ein bundesweiter Trend, da die Aufgaben immer komplexer würden. Auch habe die Stadt festgestellt, dass Auszubildende aus Siegburg gelegentlich nach ihrem Abschluss nicht in die Kreisstadt zurückkehrten, wenn sie ihre Lehrgänge bei anderen hauptamtlichen Wehren oder Berufsfeuerwehren absolviert hatten. Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen dafür, eine Ausbildung im eigenen Haus anzubieten – trotz aufwändiger Planung und hoher Kosten. Sie liegen laut Fertig zwischen 16 000 und 20 000 Euro für einen Ausbildungsplatz. Den Weg dazu ebnete der Siegburger Rat im Juli 2019 mit der Zustimmung zum neuen Brandschutzbedarfsplan. „Es ist einfach, sich irgendwo einzumieten“, so Fertig. „Aber wenn jeder so denkt, dann gibt es bald keine Ausbildung mehr.“

70 Bewerbungen auf sechs Stellen in Siegburg

18 Männer zwischen 22 und 38 Jahren nehmen am Ausbildungslehrgang teil, der im April gestartet ist und im Herbst 2021 abgeschlossen sein soll. Sechs davon hat die Stadt Siegburg eingestellt – darunter zwei aus der eigenen Freiwilligen Feuerwehr sowie vier aus Hennef, Windeck und Wachtberg. Sie alle sollen später die hauptamtliche Wache der Kreisstadt unterstützen. Jeweils weitere vier Auszubildende kommen aus Wesseling und Pulheim, drei von der RWE und einer von der Evonik.

Allein in Siegburg gab es 70 Bewerber auf die sechs Ausbildungsplätze, 50 davon absolvierten eine zweitägige Prüfung. Frauen waren laut Stadt nicht darunter, obwohl es in der Freiwilligen Feuerwehr Siegburg auch Frauen gebe. Größer war der Andrang in der Stadt Wesseling. Dort gingen laut Feuerwehrleiter André Bach rund 200 Bewerbungen ein, allerdings inklusive der Bewerbungen für den Rettungsdienst. Zehn interne Bewerbungen für drei Plätze gab es bei der Betriebsfeuerwehr der RWE Power AG.

Deren Ausbildungsleiter ist froh über die Kooperation. „Wir hatten Probleme, Ausbildungsplätze für unsere angehenden Brandmeister zu finden. Als der Anruf aus Siegburg kam, haben wir das dankend aufgegriffen“, sagt Rudi Niephaus. Markus Fertig sieht ebenfalls viele Vorteile in der Zusammenarbeit. „Jede Wehr hat ihre Stärken, es tut gut, über den Tellerrand hinwegzuschauen“, sagt er. Es gehe nur als Gemeinschaftsleistung. Für die 18 Auszubildenden bedeutet das, dass sie auch bei den anderen Wehren Station machen werden. So geht es für den Chemieschutz zur Evonik und für die Technische Hilfe nach Wesseling. Hauptstandort ist aber die Wache am Neuenhof in Siegburg. Dort lernen sie laut Wachleiter Torsten Becker „alles vom Funktionieren der Schräubchenmutter bis zur Menschenrettung“. Es sei kein normaler Job. „Selbst nach 40 Jahren passieren Dinge, die noch nie passiert sind“, so Becker.

Die Azubis bat der Wachleiter wegen der Corona-Pandemie weiter wachsam zu sein, auch privat. Denn: „Sollte sich ein Fall in die Wache einschleppen, dann haben alle ein Problem.“ Den Ausbildungsplan hat die Pandemie bereits durcheinander geworfen. Aufgrund der Krise absolvierten die Männer in den ersten Monaten zunächst den rettungsdienstlichen Abschnitt. Und was erwarten die Neuzugänge nun von der weiteren Ausbildung? „Neue Aspekte und ganz andere Einsatzszenarien in einer größeren Stadt“, sagt etwa Lukas Schorn aus Windeck.

Fahrzeug- und Gerätekunde, vorbeugender Brandschutz oder der Umgang mit gefährlichen Stoffen stehen nun bis zum Herbst 2021 auf dem Plan. Ob es danach weitere Lehrgänge in Siegburg geben wird, lässt Markus Fertig noch offen. „Der Bedarf wäre da. Aber wir wollen erst einmal schauen, wie der erste läuft.“

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