Bilanz Ausfälle und Mängel bei Regionalexpresslinien in der Region

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Fahrgastzahlen klettern im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Keis Jahr für Jahr. Aber ein Wermutstropfen trübt die Bilanz: Viele Ausfälle und technischen Mängel bei Regionalexpresslinien.

Die S-Bahnen, die im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Keis fahren, sind ein Erfolgsmodell. Zumindest wenn man die Fahrgastzahlen betrachtet. Die Linien S 12, S 13 und S 19 wurden 2017 von fast 110 000 Fahrgästen benutzt – eine Steigerung um 42,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2010. Diese Zahl gab der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) bekannt, als er jetzt seinen Qualitätsbericht für 2017 vorlegte.

An diesem Bericht lässt sich alljährlich die Entwicklung des Schienenpersonennahverkehrs ablesen. Ob Verspätungen, Zugausfälle, ein zu geringes Sitzplatzangebot oder technische Mängel: Alles ist in der Bilanz statistisch ausgewertet. Die Werte für die Pendlerzüge, die auf der rechten Rheinstrecke und im Siegtal unterwegs sind, fallen für 2017 gemischt aus. Alle Linien werden von der Bahntochter DB Regio im Auftrag des NVR bedient. Woran hakte es, was lief besser als in den Vorjahren? Ein Überblick über Regionalexpresslinien (RE), Regionalbahnen (RB) und S-Bahnen.

RE 8 (Koblenz-Beuel-Mönchengladbach): Die rechtsrheinische RE-Verbindung ist 2017 häufig ausgefallen. Das traf für zwölf Prozent der Fahrten zu – in der NVR-Statistik ein Spitzenwert. Grund waren Bauarbeiten. 2018 wird es nicht viel besser aussehen: Die Strecke war wegen des Ausbaus der S 13 zwischen Beuel und Troisdorf bereits zwei Monate voll gesperrt. Wenn der RE 8 fährt, kommt er aber relativ pünktlich: Mit einem Schnitt von anderthalb Minuten Verspätung steht er vergleichsweise gut da und verbesserte sich gegenüber 2016 leicht. Zum Vergleich: Sein linksrheinisches Pendant RE 5 (Koblenz-Bonn-Emmerich) hatte 2017 eine durchschnittliche Verspätung von fünfeinhalb Minuten. Seine Strecke gilt als überlastet. Der Durschnittswert aller RE-Linien im NVR-Gebiet lag 2017 bei drei Minuten und 13 Sekunden.

Vor zwei Jahren: Sitzplatzangebot war das größte Problem

RE 9(Aachen-Köln-Siegen):Vor Jahren war das Sitzplatzangebot das größte Problem im Rhein-Sieg-Express: Die ab 2012 eingesetzten Züge des Typs Talent 2 boten nicht genügend Plätze, der NVR hatte bei Ausschreibung der Siegtalstrecke die Nachfrage unterschätzt. Technische Probleme und Rückrufe in die Werkstatt verschärften die Lage. Deshalb besserte der NVR beim Angebot nach. Er setzte verstärkt Doppelstockwagen ein und setzte mit der S 19 eine neue Linie auf die Siegstrecke. Durch das erweiterte S-Bahnangebot wurde der RE 9 entlastet, was ein Blick auf die Einstiegszahlen belegt. 2014 stiegen werktags im NVR-Gebiet mehr als 24 500 Fahrgäste in den RE 9 ein, 2017 waren es noch 22 600.

2017 standen im RE 9 gut zwei Prozent der vertraglich vereinbarten Sitzplatzkapazitäten nicht zur Verfügung. Das ist insgesamt nicht auffällig, bedeutet aber eine Verschlechterung gegenüber 2016. Zudem hapert es weiter an der Technik. Ob Außentüren, Toiletten, Fahrgastinformation oder Klimaanlage: Der RE 9 liegt in der Störungs-Statistik fast überall vorne – auch wenn es 2017 gegenüber dem Vorjahr Fortschritte gab. „Nach mehrfacher Intervention“, so der NVR, habe der Betreiber DB die Probleme erkannt und „systematisch angegangen, etwa durch mobile Werkstatt-Teams“. Immerhin: Der RE 9 wies 2017 von allen RE-Linien die niedrigste Ausfallquote auf, auch sonst gehört er zu den zuverlässigeren Linien (gut zwei Minuten verspätet im Schnitt).

RB 27(Koblenz-Beuel-Mönchengladbach): Die Regionalbahn 27 bewegte sich 2017 mit ihren Werten durchweg im Mittelfeld. Bei den Ausfällen legte sie ähnlich wie der RE 8 zu, der auf derselben Strecke fährt. Mit einer Verspätungsquote von gut zwei Minuten liegt sie leicht über dem Durchschnittsniveau aller Regionalbahnen.

Bahnen wurden wieder zuverlässiger

S-Bahnen: Nach dem Problemjahr 2016 wurden die Linien S 13 (Düren-Troisdorf), S 12 (Horrem-Au/Sieg) und S 19 (Düren-Au/Sieg) im vergangenen Jahr wieder zuverlässiger. Das macht sich besonders bei den Ausfällen bemerkbar. Beispiel S 12: Wegen Bauarbeiten fielen 2016 rund 13 Prozent der Fahrten aus, 2017 waren es weniger als zwei Prozent. Ähnlich stabilisierten sich S 13 und S 19. Was Verspätungen betrifft, sind alle drei Linien unauffällig. Alle drei liegen etwa gleichauf mit der Durschnittsquote aller S-Bahnen, die 2017 bei einer Minute und 16 Sekunden lag.

Allerdings hat sich 2017 ein anderes Problem bemerkbar gemacht: Zunehmend fallen Sitzplatzkapazitäten weg. Es fahren dann kürzere Züge als geplant. Der NVR führt das vor allem auf „zunehmende Anfälligkeit“ alter S-Bahnzüge zurück. Auf den Linien S 13 und S 19 ist immer noch die Baureihe ET 420 im Einsatz – der Urtyp aller S-Bahnen, der erstmals zu den Olympischen Spielen 1972 in München aufs Gleis gesetzt wurde. Laut NVR-Sprecher Holger Klein bleiben die alten Bahnen zumindest bis 2023 im Einsatz.

Warum die S-Bahnen bei den Fahrgastzahlen seit 2010 so sehr zugelegt haben? „Entlang der Siegstrecke hat sich in den vergangenen Jahren viel getan“, sagt Klein. „Die Zahl der Einwohner ist gewachsen, es sind aber auch immer wieder neue Zugänge zum Bahnverkehr geschaffen worden.“ Dazu gehört etwa der Ausbau von Parkmöglichkeiten an Bahnhöfen, etwa in Hennef oder in Eitorf. Am Hennefer Siegbogen, wo ein neues Stadtviertel entstanden ist, wurde ein S-Bahnhaltepunkt errichtet. Mit der Linie S 19 kam ab 2014 eine neue Linie auf der Siegstrecke hinzu, über die das Siegtal direkt mit dem Flughafen verbunden ist.

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