DRK, Malteser und Johanniter Ausschreibung durch den Kreis soll verhindert werden

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Hilfsdienste fürchten die Folgen einer Ausschreibung der rettungsdienstlichen Leistungen und machen nun Werbung in eigener Sache. Der Kreis will aufgrund einer EU-Vorgabe die Leistungen zum 1. Juli 2014 ausschreiben.

 Üben für den Notfall: Die Rettungskräfte proben für einen Einsatz.

Üben für den Notfall: Die Rettungskräfte proben für einen Einsatz.

Foto: Dyck

Mit Blaulicht und Martinshorn treffen Rettungskräfte am Unfallort ein. Zwei Pkw sind frontal ineinander gekracht. Es gibt zwei Schwerverletzte, mehrere Leichtverletzte, eine Person wird zudem vermisst. Die zwei Sanitäter vor Ort rufen sofort Verstärkung. Weitere Rettungskräfte bergen Verletzte aus den Autos, versorgen leichtere Blessuren vor Ort, legen Halsstützen an. Eine Hundestaffel sucht nach der Vermissten.

Was sich auf dem Hof des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Zentrums abspielt ist glücklicherweise eine Übung. Die Unfallteilnehmer sind Schauspieler und ihre Verletzungen sind nur aufgemalt. Dennoch hat die Übung für das DRK, die Malteser und die Johanniter einen ernsten Hintergrund. Die Hilfsdienste fürchten die Folgen einer Ausschreibung der rettungsdienstlichen Leistungen und machen nun Werbung in eigener Sache. Der Kreis will aufgrund einer EU-Vorgabe die Leistungen zum 1. Juli 2014 ausschreiben.

Die Rettungsdienstleister befürchten, dass sich dann Bewerber mit den günstigsten Angeboten durchsetzen, auf Kosten von Qualität des Rettungsdienstes und mit Auswirkungen auf die Gehälter der Einsatzkräfte. Die würden im Falle einer Ausschreibung um bis zu 30 Prozent sinken. Das sei in Bonn ebenfalls der Fall gewesen. Tatsächlich sind dort teils drastische Lohnkürzungen bekannt geworden. "Ich will meinen Mitarbeitern auch in Zukunft das gleiche bezahlen, denn sie sind immer noch genau so viel wert", so Regionalvorstand der Johanniter, Günther Krupp.

Um eine Ausschreibung doch noch zu verhindern, haben sich DRK, Malteser und Johanniter zusammengetan. Ziel der Organisationen ist es nun, darauf hinzuweisen, welche Bedeutung sie für den Rhein-Sieg-Kreis haben. Von Essen auf Rädern über Sanitätsdienste, den Blutspendedienst bis hin zum Katastrophenschutz, für den die Hilfsdienste fast zwei Drittel der 47 Fahrzeuge stellen, bieten die Rettungsdienstleister eine Vielzahl weiterer Leistungen an.

Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Ehrenamt zu. "Das Ehrenamt ist die Wurzel unserer Organisationen und die Quelle aus der wir schöpfen", so Krupp. All diese gewachsenen Strukturen seien nun in Gefahr. Ihre Hoffnungen setzen die Hilfsdienste deshalb darauf, dass die EU die Leistungen der Rettungsdienste von der Ausschreibungspflicht ausnimmt. Erste Signale, die darauf hinweisen, gebe es bereits aus Brüssel.

Dem Rückenwind aus der Politik, den die Hilfsdiensten zurzeit fraktionsübergreifend erfahren, stehen die Hilfsdienste hingegen zum Teil skeptisch gegenüber. SPD, Grüne, FDP und Linkspartei hatten sich für ein Aussetzen der Ausschreibung ausgesprochen. "Was das angeht, bin ich eher zurückhaltend", so Krupp. "Immerhin befinden wir uns im Wahlkampf."

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