Viel Platz für Erholung Badegäste genießen Besuche in Freibädern der Region

Siegburg/Bornheim · Die Badegäste genießen in dieser Saison den vielen Platz im Siegburger und Bornheimer Freibad. Maximal 500 beziehungsweise 300 Gäste sind dort pro Tag erlaubt.

 Claudia Weiß hat im Bornheimer Freibad alles im Blick.

Claudia Weiß hat im Bornheimer Freibad alles im Blick.

Foto: Matthias Kehrein

Es sind die bislang heißesten Tage dieses Sommers – doch im Siegburger Freibad Oktopus, in dem sich an solchen Tagen normalerweise 3000 bis 4000 Besucher tummeln, ist an diesem Freitag jede Menge Platz. Sowohl auf der Liegewiese, als auch im 50 Meter langen Sportbecken oder im Spaßbecken können große und kleine Schwimmfreunde großflächig ihre Bahnen ziehen oder planschen. Auf der breiten Edelstahlrutsche düsen kleine Gäste mit einem Wasserstrahl ins Nass. Stille herrscht hingegen auf der großen Röhrenrutsche und auch der Sprungturm steht unberührt da, „zum Schutz der Mitarbeiter und der Badegäste“, sagt Rene Kienow. Der stellvertretende Betriebsleiter lobt die Badegäste, die sich alle an die Hygieneregeln halten.

500 an Zahl dürfen hinein – aber nur, wenn sie zwei Tage vorher online ein Ticket gebucht haben. „Ich musste erst herausfinden, wie das geht“, sagt Gudrun Wuttig. Die 73-Jährige ist Stammgast und Inhaberin einer Fitness-Karte. Vor Corona zog sie täglich im Sportbecken ihre Bahnen. Seit kurzem ist sie wieder Dauergast und nun mit ihren drei Enkeln hier. „Ich hatte anfangs ein wenig Angst, doch die Hygienemaßnahmen hier sind vorbildlich“, sagt sie. Der Beckenrand würde ständig gereinigt und die Mitarbeiter seien überaus freundlich. „Besser kann man es nicht machen als im Oktopus“, lobt sie. Besonders freut sich die Stallbergerin darüber, dass es nicht so voll ist. „Hier ist sonst die Hölle los“, so die Sportschwimmerin, die in den abgegrenzten Bahnen ihre Runden zieht. „Jetzt fühlt man sich hier wie im Urlaub“, sagt sie.

Auch andere Badegäste, wie die Inhaberin einer Jahreskarte, die allein auf der Liegewiese liegt, betonen die Freundlichkeit des Personals. „Ich fühle mich hier sicher und gut aufgehoben“, sagt sie. Gerade kommt eine Mitarbeiterin vorbei, die die Spinde desinfiziert. „Wir haben ein ausgefeiltes Hygiene-Konzept erstellt. Dazu gehört, dass alle Kontaktflächen regelmäßig desinfiziert werden“, erklärt Kienow. Dafür hat der Stadtbetriebsvorstand zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. „Zwei bis vier sind täglich mehr vor Ort“, sagt der stellvertretende Betriebsleiter.

Die Regeln lauten wie folgt: Die Besitzer des Online-Tickets werden am Eingang von einem Security-Mitarbeiter in Empfang genommen. Der wacht darüber, dass alle nur einzeln eintreten, Masken tragen und sich die Hände desinfizieren. „In allen überdachten Bereichen besteht Maskenpflicht“, ergänzt Yassine Goudi. Der Fachangestellte für den Bäderbetrieb freut sich darüber, dass die Leute sehr diszipliniert sind und die Abstände einhalten. Nur selten muss er einschreiten. „Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt“, so der Bademeister. Genau geregelt ist auch das Duschen – maximal zwei Personen dürfen gleichzeitig hinein. Das Wegeleitsystem regelt, wo man hinein und wieder hinaus geht, denn „Besucher dürfen sich nicht kreuzen“, wie Goudi erklärt.

„Wirtschaftlicher Wahnsinn“

Trotz des strahlenden Sonnenscheins gab es am Freitag auch im Bornheimer Freibad kein Gedränge. Nur etwa 300 Besucher dürfen rein. Das ist gerade einmal ein Fünftel der eigentlichen Kapazität. Seit Wiedereröffnung nach der coronabedingten Schließung sind Freibad und angrenzendes Hallenbad an der Rilkestraße, wo noch einmal etwa 200 Menschen schwimmen können, getrennt. Dafür wurden im Außenbereich eigens mobile Umkleiden und ein WC-Container aufgestellt. Eintrittskarten sind vorab im Internet erhältlich. Kündigen sich heiße Tage an, so wie an diesem Freitag oder am Samstag, ist das Bad lange im voraus ausverkauft.

„Eigentlich ist es wirtschaftlicher Wahnsinn“, sagt Kienow über die Öffnung des Siegburger Bades zu Corona-Zeiten. Die Karten sind bei schönen Wetter sehr begehrt – vermutlich auch, weil die Freibäder in Sankt Augustin und Troisdorf geschlossen sind. „Bis halb acht ist die Hälfte schon weg“, bestätigt ein Pärchen, das aus Bonn angereist ist. Seit Juni sind die beiden schon das vierte Mal im Siegburger Freibad – und das, obwohl sie in unmittelbarer Nähe zum Ennertbad wohnen. Ihnen gefällt das Hygienekonzept und die Freundlichkeit der Mitarbeiter und ganz besonders die Regelung, dass man sich mit einem Ticket den ganzen Tag über im Bad aufhalten kann, während es in Bonn nur halbtags möglich ist.

Aus Hennef angereist ist eine Mutter mit vier Kindern. „Wir sind das fünfte Mal hier und freuen uns, dass es nicht so voll ist“, sagt sie. Gerne steht sie für die Karten früh auf. „Dann weiß man, dass man auch reinkommt“, so die Henneferin.

Ähnliches gilt für das Bornheimer Freibad: „Die größte Einschränkung ist, dass 1000 Leute rein wollen, die nicht rein dürfen“, sagt Badleiter Michael Kleist bei einem Gespräch am Eingang. Am Freitagmorgen seien im Bad die Telefone „heiß gelaufen“. Dennoch: Wirtschaftlich ist die Situation für das Bad wegen der zwischenzeitlichen Schließung und der jetzigen Einschränkungen ebenfalls schwierig, wie im Gespräch mit Kleist deutlich wird.

Wer ein Ticket ergattert hat, spürt im Bad allerdings kaum Einschränkungen aufgrund der Pandemie. Jedenfalls sei der notwendige Abstand draußen auf dem Freibadgelände leicht einzuhalten. „Das verläuft sich“, ist Kleist überzeugt.

Seepferdchen kann weiterhin gemacht werden

Katrin Mandt-Krewinkel, die mit ihrer Tochter aus Brenig ins Bornheimer Schwimmbad anreiste, ist stolz: Melina hat ihr Seepferdchen. Und das, obwohl sie erst vier Jahre alt ist. Die Kinder, die die Prüfung in einem Schwimmkurs ablegen, sind meist älter. Am Becken übergibt Schwimmmeister-Gehilfin und Rettungsschwimmerin Claudia Weiß der kleinen Melina ihr Schwimmabzeichen. Nun hatte sie Zeit, eine Einzelprüfung abzunehmen. Das ist nicht selbstverständlich. Das Bad sollte nicht zu voll sein.

Dann geht Weiß hinauf auf den Turm, von dem aus sie und ihre Kollegen das Geschehen im Wasser überwachen. Dort lässt sich leicht erkennen, wer zu wem gehört. In kleinen Grüppchen genießen die Besucher die Abkühlung. Dazwischen ist viel Platz. Lediglich an der Rutsche staut es sich etwas. Das Personal hat die Situation im Blick. Ebenfalls im Fokus von Weiß und ihren Kollegen stehen die Schwimmfähigkeiten der Badegäste. Kinder könnten ohne große äußerliche Regung untergehen. Bei Erwachsenen sieht das Untergehen Weiß zufolge dagegen nach „Kampf“ aus. Allerdings können Erwachsene in den Becken im Außenbereich in der Regel stehen. Im Innenbereich ist das Wasser tiefer.

Einmal, so berichtet Weiß, musste sie dort einen Vater aus dem Wasser ziehen, der sein Kind retten wollte, aber nicht schwimmen konnte. Mit einer Dienstzeit von 25 Jahren ist Weiß aus dem Bornheimer Freizeitbad nicht mehr wegzudenken. Damals fing die gelernte Gürtlerin aus Köln an der Kasse an, später kümmerte sie sich um die Sauna. Nun ist sie Teil des Teams auf dem Turm. Alle zwei Jahre muss sie dafür das Rettungsschwimmabzeichen in Silber erneuern.

Einen andere Arbeit kann Weiß sich nicht mehr vorstellen. „Das ist kein 08/15-Job“, betont sie. Nach Feierabend sei sie kürzlich noch eine Runde geschwommen – das Becken habe sie dabei ganz für sich gehabt.

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