Jugendarbeit in Siegburg CDU und Grüne bleiben beim Nein zum Bahnhof Brückberg

Siegburg · Viele Siegburger haben sich in den vergangenen Wochen für die geplante Jugendarbeit rund um zwei Eisenbahnwaggons in Siegburg stark gemacht. CDU und Grüne wollen dem „Bahnhof Brückberg“ dennoch keine Chance geben. Daran änderte auch ein Vorschlag des Bürgermeisters nichts.

So hätte die Jugendarbeit rund um den „Bahnhof Brückberg" aus Sicht der AG freie Träger aussehen.

So hätte die Jugendarbeit rund um den „Bahnhof Brückberg" aus Sicht der AG freie Träger aussehen.

Foto: AG freie Träger

Es war ein Versuch, doch noch einmal alle an einen Tisch zu holen und gemeinsam eine Lösung für die offene Jugendarbeit auf dem Brückberg zu finden, ergebnisoffen. „Wir haben die Situation, dass wir einen Ratsbeschluss und einen Beschluss aus dem Jugendhilfeausschuss haben, die sich widersprechen“, sagte Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann. CDU und Grüne hatten im Dezember die Idee von einer Jugendarbeit rund um zwei Eisenbahnwaggons gekippt. Der Jugendhilfeausschuss hingegen sprach sich in der vergangenen Woche mehrheitlich für die Wiederaufnahme und Umsetzung des „Bahnhof Brückberg“ aus. Rosemann sah das als gute Gelegenheit, dem Dialog und Austausch noch einmal eine Chance zu geben. Seinem Vorschlag, den Ratsbeschluss auszusetzen und die Zeit bis zum nächsten Rat im Juni zu nutzen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden, folgte das Gremium allerdings nicht. CDU, Grüne, SBU und Volksabstimmung lehnten seinen Antrag ab.

Dabei hatten sowohl CDU als auch Grüne zuvor noch einmal betont, dass sie eine gute Jugendarbeit im Siegburger Stadtteil wollen. Allerdings machte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jürgen Becker auch unmissverständlich klar, dass seine Fraktion die Eisenbahnwaggons für zu überdimensioniert und an diesem Ort nicht passend hält. „Ich bitte Sie, zu respektieren, dass wir bei unserer Meinung bleiben“, so Becker. Sabine Nelles‘ (SPD) Verweis auf die Empfehlung der freien Träger der Jugendhilfe und ihr Appell, noch einmal in Ruhe zu sprechen, änderte daran nichts. Die schwarz-grüne Mehrheit kassierte, unterstützt von SBU und Volksabstimmung, die Beschlussempfehlung aus dem Jugendhilfeausschuss wieder ein – und schmetterte anschließend auch den Bürgerantrag zur Petition ab, die immerhin rund 1000 Menschen unterschrieben haben.

„Ich bedauere, dass sich zwei Lager gegenüberstehen“, sagte Jan Groß (Grüne), der zuvor eine Sitzungsunterbrechung zur Beratung mit dem Kooperationspartner über das weitere Vorgehen beantragt hatte. Er hoffe stark darauf, dass man über das gemeinsame Interesse an einer guten Jugendarbeit auf dem Brückberg zu einer alten Geschlossenheit in der Sache zurückfinden könne. Danach sah es während der Diskussion im Rat noch nicht aus. „Wenn das Votum der Fachleute im Jugendhilfeausschuss und der Vorschlag des Bürgermeisters abgelehnt wird, dann ist das leider kein gemeinsamer Weg“, bedauerte Dirk Witte (SPD).

Die schwarz-grüne Mehrheit wolle den begonnenen Prozess fortsetzen, dabei auf Partizipation setzen und so eine dauerhafte Lösung finden, warb Eckhard Schwill (CDU) um Verständnis. Dazu gehöre es auch, den bisherigen Platz aufzuwerten, die Wünsche der Jugendlichen aufzunehmen. Dass seine Fraktion genau das bislang nicht getan habe, kritisierte Sabine Nelles (SPD). „Sie maßen sich an, zu wissen, was Jugendliche wollen“, sagte sie. „Warum haben sie nicht die Chance genutzt und mit ihnen gesprochen“, fragte sie mit Blick auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die vor der Ratssitzung auf dem Platz der Begegnung noch einmal ihren Forderungen Nachdruck verliehen hatten.

„Wir müssen auch die Interessen der Bewohner, die rund um den Platz wohnen, berücksichtigen“, hielt Schwill dagegen. Die hatten sich im Sommer in der IG Brückberg zusammengeschlossen und für den Erhalt des Bolzplatzes und gegen die Aufstellung der Eisenbahnwaggons mobil gemacht. Und immer wieder neue Argumente vorgebracht, die aus ihrer Sicht gegen die Idee sprechen. „Wir konnten lange gar nicht über Jugendarbeit sprechen“, kritisierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Sauerzweig und zweifelte an, dass die neue, von CDU und Grünen durchgesetzte „Hülle“ – der Zirkuswagen und ein Jugendmobil – die Anwohner nun zufrieden stelle. Deren Kritikpunkte Lärm und schlechte Wärmeisolierung blieben auch so bestehen.

Raymund Schoen (Linke) fand nicht ausreichend Unterstützung für seinen Antrag auf eine geheime Abstimmung über den Bürgerantrag und die Empfehlung aus dem Jugendhilfeausschuss. Aus seinem Unverständnis für die ablehnende Haltung zu den Eisenbahnwaggons machte er zuvor kein Geheimnis. Schließlich gehöre das Thema Eisenbahn allein angesichts der Nähe zu den Bahngleisen seit Jahrzehnten zum Brückberg. „Die Waggons sind ja nicht endgültig weg“, sagte Peer Groß (Grüne). Daher gebe es ja immer noch die Möglichkeit, aufeinander zu zugehen. Dem widersprach der Bürgermeister. „Die Waggons müssen jetzt verkauft werden“, stellte Stefan Rosemann klar. Daran sei er durch den Ratsbeschluss im Dezember gebunden. CDU und Grüne hatten ihr Nein zum Bahnhof Brückberg auch mit dem Auftrag zum Verkauf der Waggons verbunden.

Mehrere Interessenten für Bahnwaggons

An Interessenten mangelt es der Stadt nicht. Seit bekannt wurde, dass die Bahn selbst die beiden Waggons nicht zurücknehmen will, hatte Johannes Wingenfeld, Leiter des Büros für Bürgerangelegenheiten, mehrere Anfragen. So haben etwa Vertreter von zwei Eisenbahnvereinen Interesse bekundet. „Sie wollen mit den Waggons die Entwicklung der Bahntechnik darstellen“, sagte Wingenfeld auf GA-Anfrage. Ein Mitbewerber der Bahn wiederum könne sich vorstellen, die Wagen als Ersatzteillager zu nutzen. „Dafür würde er den aktuellen Schrottpreis zahlen“, so Wingenfeld. Eine Option, die sich die Verwaltung indes wegen des guten Zustandes der Waggons, die noch auf Rügen stehen, nicht vorstellen könne. „Es haben sich auch zwei Kommunen aus dem Umkreis gemeldet“, sagt Wingenfeld. Diese würden die Waggons sofort nehmen.

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