"Phantom der Oper" in Siegburg Banalitäten und Klamauk

SIEGBURG · Die ersten Besucher verließen bereits nach wenigen Minuten wieder den Saal, als hätten sie geahnt, was da noch auf sie zukommt.

 Wenig überzeugen konnten die Darsteller auf der Bühne der Siegburger Rhein-Sieg-Halle.

Wenig überzeugen konnten die Darsteller auf der Bühne der Siegburger Rhein-Sieg-Halle.

Foto: Paul Kieras

Bei dem Musical "Phantom der Oper", das am Samstagabend in der Rhein-Sieg-Halle auf dem Programm stand, handelte es sich nicht um die Originalfassung in der Vertonung von Andrew Lloyd Webber, sondern um eine der Central Musical Company. Ein wenig irritiert zeigte sich daher auch Jörn Besse aus Windeck, der mit Webbers Version gerechnet hatte. "Aber wir sind ja hier nicht am Broadway, sondern in Siegburg", meinte er und zuckte mit den Schultern.

Man hätte es aber auch Etikettenschwindel nennen können, denn die "Originalproduktion von Arndt Gerber und Paul Wilhelm", wie zu lesen war, hatte mit dem Welterfolg "Phantom der Oper" außer dem Namen und der Romanvorlage von Gaston Leroux nichts gemeinsam. Es war eine Mischung aus Banalitäten, Klamauk und Laienhaftigkeit. Anke Schüler aus Siegburg, die mit ihrer Tochter Rebecca gekommen war, fasste das Ganze mit zwei Worten zusammen: "Dilettantisches Bauerntheater."

Die Texte erinnerten an die aus einer Schülerfeder, beispielsweise bei denen im Lied des Phantoms, in dem es unter anderem heißt: "Es ist der erste Augenblick, in dem nicht Einsamkeit mich quält, du bist von Schicksal auserwählt und bringst die Hoffnung mir zurück." Spätestens als der gefürchtete Geist der Pariser Oper mit dem Chormädchen Christine Daaé im Duett sang "Schlafe ein, du mein liebes Kind, nicht mehr weit nun deine Träume sind", hatte es endgültig seinen Schrecken verloren.

Überhaupt konnte von Gänsehautatmosphäre keine Rede sein. Das Bühnenbild war zwar ansprechend, mit gezielt eingesetztem Licht hätte man sicher einige Effekte mehr erzielen können. An Einfallslosigkeit grenzte der immer wieder gewählte blaue Spot beim Auftritt des Phantoms. Die Lieder ähnelten billigen Schlagern, von einem Ohrwurm war jedes einzelne meilenweit entfernt. Die von einem Live-Orchester gespielte Musik, auch die instrumentalen Passagen, schien austauschbar, nicht zwingend und als beliebige Füllung.

Unangenehm fiel besonders das Schlagzeug auf, das völlig deplatziert wirkte und eher an eine Rhythmusmaschine erinnerte. Die Stimmen der weiblichen Akteure waren passabel, die der männlichen Protagonisten eher unterer Durchschnitt. Das Spiel des gesamten Ensembles erschien bis auf ganz wenige Ausnahmen steif, aufgesetzt und nie überzeugend.

Die Meinung des Publikums ging allerdings weit auseinander. Während Andrea Baydendistel aus Altenkirchen "super begeistert" war, lautete Anke Schülers vernichtendes Urteil: "Das war mit Abstand das Schlechteste, was ich je auf einer Bühne gesehen habe." Vom Publikum gab es nicht viel mehr als verhaltenen Anstandsapplaus.

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