Sankt Servatius in Siegburg Bauarbeiten gefährden Sicherheit der Reliquien des Heiligen Anno

Siegburg · Die Schatzkammer von Sankt Servatius ist ausgeräumt. In den zentnerschweren Vitrinen aus Sicherheitsglas herrscht gähnende Leere. Kein Heiliger Anno mehr, kein Appolinaris.

Alles ist weg, auch der Seidenstoff mit dem Siegburger Löwen. Aber die Schatzkammer wurde nicht ausgeraubt, sondern ihr Inhalt nach Köln verlagert. Mehr als zwei Wochen dauerte der Vorgang, an dem Wolfgang Baum, der Hüter der Schatzkammer, beteiligt war. Er weiß auch, warum Siegburgs Schatz nicht in der Kirche verbleiben konnte.

"Die Kirche von Sankt Servatius wird aufwendig restauriert und renoviert. Da bei Bauarbeiten immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann, hat die erzbischöfliche Denkmal- und Baubehörde beschlossen, dass der Anno-Schrein, der Appolinaris-Schrein, alle Stoffe und weitere Reliquien nach Köln gebracht werden, wo sie sicher aufbewahrt werden können."

Das Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln, nutzt die Gelegenheit, eine Sonderausstellung über den Heiligen Anno, den Gründer Siegburgs, zu kuratieren. Sie beginnt am 14. September. "Eigentlich dauern solche Sonderausstellungen immer nur ein Jahr. Aber der Umbau der Kirche am Marktplatz dauert länger.

Daher verbleiben die Siegburger Schätze bis zur Wiedereröffnung von Sankt Servatius in Köln." Die Kostbarkeiten, die nicht direkt mit dem Heiligen Anno zu tun haben, dürfen ebenso lange eingelagert bleiben. "Das war ein Entgegenkommen des Erzbistums." Die Ansage aus Köln, dass die Schätze umziehen müssen, sei indes "überraschend" gekommen, erinnert sich Baum.

"Ende Mai, Anfang Juni muss es gewesen sein, als die Mitteilung kam, dass die Schatzkammer geräumt werden soll." Bereits kurz danach begann viel Arbeit für Baum: "Ich habe zwei Wochen fast jeden Tag vier bis fünf Stunden in der Kirche verbracht."

Denn anders als bei einfachen Glasvitrinen, wie man sie vom Juwelier kennt, ist das Öffnen einer Haubenvitrine, in der ein Schrein aus dem Jahr 1183 bewahrt wird, ein sehr aufwendiges Verfahren. "Die neue Haubenvitrine wurde 1991 so gebaut, als ob man da höchstens einmal alle einhundert Jahre ran müsste," erzählt Baum.

Der "Deckel" zu Beispiel ließe sich nur von oben abheben. "Dafür wurde ein Gerüst aufgestellt." Das Glas "fassten" die Mitarbeiter des Erzbistums mit speziellen Saugnäpfen an. "Die Arbeiten überwacht haben natürlich auch Gesandte der erzbischöflichen Behörde, allein vier Personen unter Leitung von Stefan Kraus waren für die Dokumentation zuständig."

"Als Kunstmuseum des Erzbistums Köln haben wir einen der schönsten und bedeutendsten Kirchenschätze des Rheinlandes im Vorfeld notwendiger Renovierungs- und Baumaßnahmen in unsere Obhut genommen. Die Reliquien des Heiligen Anno sind in der Annokapelle der Abteikirche verblieben", teilte Kurator Kraus am Montag auf Anfrage mit.

So ist es auch auf der Internetseite der Pfarrgemeinde Sankt Servatius zu lesen: "Die Reliquien des Siegburger Stadtpatrons verbleiben an einem würdigen Ort auf dem Michaelsberg, gemäß dem Willen des heiligen Erzbischofs Anno."

Der Transport der Kunstschätze sei Dank sorgfältiger Vorbereitung und Betreuung völlig problemlos abgelaufen, so Kraus. "Die Werke werden hier konserviert und gepflegt, größere Restaurierungsmaßnahmen sind von Seiten des Museums aber nicht geplant."

Von 2001 bis 2007 war der Schrein aufwendig instand gesetzt worden. Wenn der Kirchenschatz wieder in Siegburg ist, soll er den Besuchern von Sankt Servatius in einer "neuen Ordnung" präsentiert werden. Wie genau, steht noch nicht fest.