Schülerprojekt am künftigen BCN Siegburg Graffitikunst zur Persönlichkeitsentwicklung
Siegburg · Aus dem tristen Bauzaun rund um den Bildungscampus Neuenhof ist ein Gesamtkunstwerk entstanden. Auf Initiative der Politik hat der Siegburger Verein Theaterschatz Kinder und Jugendliche versammelt, um sich durch Graffiti am Bauzaun auszudrücken. Dabei geht es nicht nur um Ästhetik.
Ein Kleeblatt und ein Sonnenuntergang, Smileys und fröhliche Monster sind auf den Latten des Bauzauns verewigt. In diesem Schuljahr setzt der Verein Theaterschatz am Zaun rund um den entstehenden Bildungs Campus Neuenhof (BCN) ein Graffiti-Projekt um. Nach einem Jahr soll die Absperrung mit verschiedensten künstlerischen Werken geschmückt sein, die von den teilnehmenden Kindern selbst erdacht und erstellt sind. Auf Antrag der Kooperation von CDU und Grünen wurde dieses Projekt ins Leben gerufen. Der Theaterschatz wird ab 2027 selbst Teil des neuen BCN sein. Er zieht dort mit seinen Institutionen Studiobühne, Theater Tollhaus, Bürgertheater und Schauspielschule ein.
Theaterleiter und Pädagoge René Böttcher sieht das Projekt als Teil des Hinwachsens des Theaterschatzes zum Bildungscampus. Die Initiative dafür sei von der Ratskooperation ausgegangen, die sich an das Projekt „Aufleben nach Corona“ des Vereins erinnerte. „Wir haben gleich begeistert zugesagt, eben auch, um zum Bildungscampus hinzuwachsen“, sagt Böttcher. Wenn der Theaterschatz 2027 sein Quartier beziehe, sei er dort bereits bekannt.
„Zunächst hatten wir Angst, nicht genug Leute zusammenzubekommen“, berichtet Böttcher. Deshalb haben der Verein verstärkt an Schulen für sein Projekt geworben. Das Ergebnis: 42 Anmeldungen für eine Aktion, die die Verantwortlichen für rund 15 Schülerinnen und Schüler erdacht hatten. Natürlich haben sie trotzdem niemanden abgewiesen, sagt der Theaterleiter. „Mittlerweile hat es sich aber wieder eingependelt, jetzt haben wir 20 bis 25 Leute, die regelmäßig kommen.“
Wichtig ist ihm, zu betonen, dass es nicht darum gehe, Kinder „zusammenzuscharren, um die Wand aufzuhübschen.“ Vielmehr sei das Ziel, einen Rahmen zur Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen zu setzen. „Die teilnehmenden Kinder der 5. und 6. Klasse von Gesamt- und Realschule verstehen sich im Laufe des Projektes immer mehr als selbstwirksame KünstlerInnen, die sich und ihre Lebensrealität in Bildern ausdrücken und der Welt präsentieren können“, erklärt Böttcher. Dazu gehen die Verantwortlichen mit den Jungen und Mädchen ins Gespräch und stellen „künstlerische Fragen“ wie: „Was sagt dir das Bild?“
„Vom Ich zum Du zum Wir“
Erika Rifinius und Christoph Wolff setzen das Projekt als künstlerische Ansprechpartner um. Sie gehen dabei von dem Leitsatz „Vom Ich zum Du zum Wir" aus. Dabei steh im Fokus, dass die Kinder zuerst sich und ihre Kunst entdecken wollen, bevor sie bereit sind, mit dem Kind neben sich künstlerisch zu arbeiten und dann vielleicht sogar mit der gesamten Gruppe.
Die Kinder sollen sich laut Böttcher in dem Projekt nicht bewertet fühlen. „Sie sind immer richtig, wenn sie den Mumm haben, sich auszudrücken“, sagt er. Gut finde er auch, dass die Kinder, die sich nun durch ihre Graffitikunst ausdrücken, noch zur Schule gehen, wenn der Theaterschatz 2027 am BCN einziehe. „Deshalb versuchen wir auch, politisch darauf hinzuwirken, dass das Projekt bis 2027 besteht.“