Geflügelpest im Rhein-Sieg-Kreis Besorgnis, aber keine Alarmstimmung

Rhein-Sieg-Kreis · Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in Norddeutschland noch keine Stallpflicht für das Geflügel. Dennoch bereiten sich Geflügelzüchter auf diese vor.

 Noch dürfen die Hühner im Rhein-Sieg-Kreis frei laufen. Der Kreis Ahrweiler hingegen hat für einige Gemeinden eine Stallpflicht angeordnet.

Noch dürfen die Hühner im Rhein-Sieg-Kreis frei laufen. Der Kreis Ahrweiler hingegen hat für einige Gemeinden eine Stallpflicht angeordnet.

Foto: picture alliance / Roland Weihra

„Wir sind kein Risikogebiet für die Wildgeflügelpest“, teilte Kreispressesprecherin Rita Lorenz gestern auf Anfrage mit. Darum gebe es derzeit auch keine Stallpflicht für Geflügel, das normalerweise im Freiland gehalten wird. Die Krankheit – auch Vogelgrippe genannt – kommt laut Friedrich-Loeffler-Institut beim Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit bei vielen Vögeln vor und macht normalerweise die Tiere nicht krank. Das Virus kann sich jedoch genetisch verändern. Dann wird aus den eher harmlosen Influenza-Viren ein hochgradig ansteckendes Virus, zu dem auch der Geflügelpesterreger H5N8 gehört. Der kann die Tiere stark schädigen oder auch töten. Der Erreger wird meist durch ziehende Wildvögel übertragen.

Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es jedoch laut Kreisverwaltung keine Zugvögel in hoher Dichte, die hier einfliegen und rasten. Zudem gibt es im Kreisgebiet nur fünf wirtschaftlich geführte Geflügelbetriebe. Die sind zum einen weit über das Kreisgebiet verstreut, zum anderen sind die Geflügelbestände eher klein im Vergleich zu den Großmastbetrieben in Nord- und Nordostdeutschland. Sollte jedoch eine Stallpflicht kommen, werden alle Geflügelhalter rechtzeitig und umfassend informiert, teilte der Kreis weiter mit.

Die privaten Geflügelhalter seien besorgt, jedoch nicht in Alarmstimmung, sagte Dietmar Dreke, Vorsitzender des Vereins der Rassegeflügelzüchter im Rhein-Sieg-Kreis. Dreke vertritt rund 200 Mitglieder, die sich der Zucht und Haltung seltener Geflügelrassen widmen und diese vor dem Aussterben bewahren.

Warten auf einen Erlass

Andreas Brenner, der in Königswinter-Niederscheuren einen Stall mit 12.000 Hühnern besitzt und regionale Bio-Eier vertreibt, ist ziemlich genervt von dem Thema Geflügelpest. „Das ist genauso wie im vergangenen Jahr“, sagt er. Und meint damit, dass derzeit im Regierungsbezirk Köln einzig und alleine in Leverkusen eine Stallpflicht herrscht. „Die Wildvögel biegen doch nicht in Leverkusen ab“, moniert der Landwirt. „Uns wäre es natürlich lieber, wir könnten die Tiere drinnen lassen, aber das dürfen wir ohne einen entsprechenden Erlass eben nicht.“ Die Tiere im Stall zu halten, so Brenner, sei für diese kein Problem, „sie haben hier ein Drittel mehr Platz als in einem konventionellen Stall.“ Und so rennen seine Tiere gackernd über die Wiese, während der Landwirt den Blick kritisch gen Himmel richtet. Und auf einen Erlass aus Düsseldorf wartet.

Anders sieht es im Kreis Ahrweiler aus: Dort hat das Kreisveterinäramt für einige Gemeinden eine Stallpflicht bis Ende Januar angeordnet. Dass die bedrohliche Vogelgrippe auch seine „Totleger“ und „Rheinländer“ befallen könnte, befürchtet Alexander Schmidt nicht. Der 43-jährige Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Meckenheim lässt die Hühner weiter im Gehege seiner Vereinsparzelle frei laufen. Falls der Kreis jedoch als Sperrzone ausgewiesen und damit Stallpflicht für Geflügel eingeführt werden würde, sind die 36 Vereinsmitglieder gerüstet.

Vorsichtsmaßnahmen haben auch Christoph und Christina Stippler aus Dünstekoven getroffen. 1400 Legehennen gehören zum Hof. Der 52-jährige Landwirt und seine Frau verfolgen seit Ausbruch der Vogelgrippe täglich die Entwicklung. „Als das Problem aufkam, haben wir die Hygienemaßnahmen gesteigert. Am Eingang des Stalls liegt nun eine Desinfektionsmatte. Innerhalb des Stalls werden noch einmal die Schuhe gewechselt“, erklärte Christoph Stippler.

Sorgen um Gänse

Albert und Helga Trimborn vom Bauerngut „Schiefelbusch“ in Lohmar haben erste Vorkehrungen zum Schutz ihres Geflügels getroffen. Während seine Hennen den Tag von jeher im Stall verbringen, macht sich Trimborn jetzt eher Sorgen um seine Gänse, die in der Regel auf der Weide frei herumlaufen. „Jetzt dürfen sie nur noch ein paar Stunden raus. Auch ihr Getreidefutter erhalten sie nicht mehr draußen, sondern im Stall, denn wir wollen keine Wildvögel anlocken“, erklärte der 56-Jährige.

Keine Gefahr für den Menschen sieht dagegen Markus Reiz, Inhaber der Bornheimer Donatus-Apotheke und Vorsitzender des Apothekerverbandes Bonn/Rhein-Sieg. „Eine Ansteckung erfolgt nur bei Kontakt mit toten Tieren“, sagt Reiz. „Wer ein solches findet, sollte sofort die Behörden informieren.“ (hek/hjw/trs)

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