Laden-Konzept in Siegburg Bianca Werner bietet Kreativen aus der Region einen Raum

SIEGBURG · In jedem Fach leben Unikate, das ist beim Blick durch das Schaufenster ersichtlich. Hier sind farbenfrohe Näharbeiten liebevoll drapiert, nebenan kunstvolle Schmuckstücke ausgelegt, von der Decke hängen gläserne Tropfen, die Wände zieren groß- und kleinformatige Gemälde.

 Ein Miet-Fach für jeden Künstler: So sieht das Siegburger Laden-Konzept von Bianca Werner aus.

Ein Miet-Fach für jeden Künstler: So sieht das Siegburger Laden-Konzept von Bianca Werner aus.

Foto: Holger Arndt

So unterschiedlich sie auch sind, all diesen Arbeiten ist eines gemein: Sie sind geschaffen von kreativen Menschen aus der Region. Bislang haben diese ihre kreative Ader eher im Verborgenen ausgelebt. Seit Anfang des Monats bietet Bianca Werner ihnen mit ihrem Laden "Vielfach" einen Raum.

Eine Nachbarin hat die Siegburgerin vor einem Jahr an die Nähmaschine gebracht - und damit gewissermaßen den Grundstein für die innovative Geschäftsidee gelegt. "Das Nähen war ein schöner Ausgleich für den täglichen Spagat zwischen Familie und 28-Stunden-Job", sagt die Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Über die Handarbeit habe sie viele Menschen kennengelernt, die nebenbei kreativ sind.

"Sie wissen irgendwann nicht mehr, wohin mit den schönen Dingen, die sie schaffen." Also hat Bianca Werner im Internet recherchiert, ist dabei auf den Laden "Vielfach" in Köln-Nippes gestoßen und war von der Idee des Inhabers Christian Henrici begeistert: "Er vermietet Fächer an Kreative, die dort ihre Arbeiten zum Verkauf anbieten können." Sofort hat sie selbst ein Fach angemietet.

Damit war es aber nicht genug. "Ich war so begeistert, dass ich gefragt habe, ob ich die Idee und den Namen für einen eigenen Laden übernehmen darf", sagt die 36-Jährige. Sie durfte und holte das "Vielfach" von Köln in die Kreisstadt. 44 Fächer in zwei unterschiedlichen Größen richtete sie in ihrem Laden am Herrengarten ein, machte ihre Idee via Flyer publik und konnte sich vor Anfragen kaum retten.

Binnen vier Wochen waren alle Regale, deren Monatsmieten je nach Lage und Größe zwischen 15 und 38 Euro beträgt, vermietet. Und werden es wohl auch nach Ablauf der Mindestmiete von drei Monaten bleiben: "Ich habe eine lange Warteliste", freut sich Bianca Werner.

Bei der Kundschaft kommt das Konzept offensichtlich an. "Es kommen immer wieder Leute herein, um zu stöbern und auch zurück, um etwas zu kaufen", sagt Werner. "Hinter jedem Fach steht eine Geschichte", erzählt sie. Es gibt liebevoll gestaltete Unikate, keine Massenware.

Gleich an der Kasse hat Bianca Werner ein Fach für Kinder reserviert. Ein Mädchen hat das kostenlose Angebot angenommen und stellt seine Bilder aus. Und es gibt noch mehr Raum für kreative Kinder. Jeden Freitag bietet eine Freundin zwischen 16 und 17.30 Uhr Kurse für Kinder ab drei Jahren an. "Das wird sehr gut angenommen", so Werner, die den Müttern so anderthalb Stunden kinderlose Zeit schenken möchte.

Den Schritt, einen eigenen Laden 13 Stunden die Woche zu öffnen, hat die 36-Jährige nicht bereut. Auch wenn sie mit ihrem Geschäftsmodell trotz Mieteinnahmen und Verkaufsprovision nicht reich werden kann: "Dafür bin ich glücklich." Nur für die eigene kreative Zeit an der Nähmaschine bleibt der Ladenbesitzerin nun keine Zeit mehr.

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