Sauberkeit in Siegburg Bilanz der Verordnung zur Sauberkeit

Siegburg · Ein kleiner Schnipser und Zigaretten, Kaugummi oder Taschentücher landen auf dem Boden. Ein Problem, mit dem viele Kommunen zu kämpfen haben. Die Stadt Siegburg hat deshalb vor zehn Jahren eine Verordnung zur Sauberkeit und Ordnung eingeführt.

 Graffiti zieren die Wände: Marco Greis (v.l.), Salvatore Costa und Ursula Thiel vom Ordnungsamt sichern am Nogenter Platz Beweise.

Graffiti zieren die Wände: Marco Greis (v.l.), Salvatore Costa und Ursula Thiel vom Ordnungsamt sichern am Nogenter Platz Beweise.

Foto: Holger Arndt

Wer seinen Müll fallen lässt, Hauswände besprüht, Tauben füttert oder Hundekot nicht wegmacht, muss mit Strafen zwischen 15 und 100 Euro rechnen. Doch was hat sich seither getan? Ist die Stadt tatsächlich sauberer geworden?

„Wir wollten einen Ansatz finden, um Verschmutzungen zu verhindern“, erklärt Ursula Thiel, Leiterin des Siegburger Ordnungsamts. Und gleichzeitig das Sicherheitsempfinden der Menschen stärken, ergänzt Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Ganz nach der Devise: Wo viel Müll liegt, fühlen sich die Menschen unsicherer. Um die Verordnung durchzusetzen, sind seither zusätzlich geringfügig beschäftigte Mitarbeiter im Einsatz – auch dann, wenn die Verwaltungsmitarbeiter Feierabend haben.

Im vergangenen Jahr legten sie durchschnittlich zehn Menschen pro Monat ein Bußgeld auf. Die meisten davon waren „Wildpinkler“, etwa beim Stadtfest oder an Weiberfastnacht. „Sie sind so dreist und stellen sich ans Stadtmuseum oder an Hauswände – ohne Rücksicht aufs Eigentum“, sagt Thiel. Zum Vergleich: Nachdem die Mitarbeiter im Juli 2006 ihre Arbeit aufgenommen hatten, waren es in den ersten zwei Monaten 100 Verwarnungen. 19 davon wegen weggeworfener Zigarettenkippen.

„Es kommt uns aber nicht auf die Einnahmen an, sondern darauf, die Menschen zu sensibilisieren“, sagt Thiel. Deshalb gibt es auch nicht direkt beim ersten Vergehen eine Strafe. Die Verschmutzer werden zunächst verwarnt und aufgeklärt. Die meisten Menschen seien dann einsichtig, würden sich entschuldigen und ihren Abfall in den Mülleimer werfen, so Thiel. „Ich denke, die mündlichen Verfahren liegen jeden Tag im zweistelligen Bereich.“ Grundsätzlich schwanken die Zahlen laut der Ordnungsamtsleiterin aber stark, je nachdem wie viele Mitarbeiter gerade im Einsatz seien.

Das Ziel, das Hohn 2006 ausgab, war deutlich: „Wir wollen, dass der Schmutz in der Stadt mittelfristig weniger wird und langfristig verschwindet“, sagte er vor zehn Jahren. Verschwunden ist der Müll noch nicht. Ein eindringliches Beispiel ist die Neue Poststraße: Die Steine sind mit Kaugummi übersät. Das fällt auch den Bürgern auf. „Deswegen habe ich erst vor wenigen Tagen eine E-Mail bekommen“, sagt Hohn. Doch die Flecken zu entfernen, ist aufwendig und teuer. Jeder einzelne Kaugummi müsse mit einer Spezialmaschine aufgebrochen werden, so Hohn. „Das ist in der Menge kaum leistbar. Es ist eine Sisyphusarbeit.“ Im Grunde ist er mit der Sauberkeit in der Stadt aber zufrieden.

Das bestätigen auch die Mitarbeiter des Ordnungsamts. Aus ihrer Sicht liegen in Siegburg inzwischen weniger Zigarettenkippen und Müll auf dem Boden. Auch fütterten weniger Menschen die Tauben. Mit dazu beigetragen hat wohl auch die Plakatkampagne der Stadt, die vor einigen Jahren großes Aufsehen erregte. Sogar bis nach Shanghai schafften es die provokanten Plakate. Sprüche wie „Holt die Kleinen von der Straße“, „Vorne rein, hinten raus“ oder „Ach du Scheiße“, waren darauf zu lesen. Heute sind sie aus dem Stadtbild allerdings weitgehend verschwunden. Eine weitere Kampagne ist bislang nicht geplant. Hohn: „Aber man könnte vielleicht darüber nachdenken, noch mal etwas zu entwickeln.“

Für wie sauber halten Sie Ihre Kommune? Wo sind aus Ihrer Sicht die dreckigsten Ecken? Schreiben Sie uns an siegburg@ga.de

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