Die Lüpertz-Ausstellungen Bisher unveröffentlichte Werke im Stadtmuseum Siegburg
Siegburg · "Hirte" lautet der Titel der Ausstellung im Kreuzgang der alten Benediktinerabtei, "Michael Engel" heißt - in Anlehnung an Michelangelo - die Schau im Stadtmuseum. In beiden Fällen kommen Freunde moderner Kunst auf ihre Kosten.
Er selbst reist erst am kommenden Sonntag unmittelbar vor seinem Auftritt mit dem ICE an – von Basel direkt nach Siegburg. Gleichwohl weilt Markus Lüpertz irgendwie schon jetzt in der Kreisstadt. Zumindest in Form seines grafischen und bildhauerischen Werks. Radierungen, Lithografien, Holzschnitte und Skulpturen warten im Kreuzgang der früheren Abtei auf dem Michaelsberg und im Stadtmuseum am Markt auf die Vernissage – und beeindrucken.
„Hirte“ ist die Ausstellung im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) überschrieben, „Michael Engel“ ihr Pendant im Stadtmuseum. Der Künstler wandelt am Sonntag zwischen beiden Orten – und zwischen den Gattungen der Kunst: Er musiziert und liest aus seinem literarischen Werk. Mit Lüpertz reiht sich nach Markus Stockhausen und Harald Naegeli ein weiterer großer Name in die Reihe der Künstler ein, die die Kooperation zwischen der Stadt Siegburg und dem KSI in die Kreisstadt gebracht hat.
„Wir stehen seit vielen Jahren mit ihm in Kontakt“, sagt Renate Gorecki, Kunst- und Kulturreferentin des KSI. Zweimal sei der Maler bereits Dozent der Künstlerakademie gewesen, die das KSI seit 2009 jeden Sommer veranstaltet. „Es ist aber seine erste Ausstellung bei uns.“ Der Kreuzgang, durch den einst die Benediktiner wandelten, sei der ideale Raum für seine Kunst. „Der breite Flur, die hohen Decken lassen die Arbeiten erst wirken“, sagt Gorecki.
Neben dem titelgebenden Holzschnitt „Hirte“ hängen großformatige Blätter aus dem Zyklus „Mykenisches Lächeln“ an den Wänden. In den Fensternischen gegenüber stehen Skulpturen mythologischer und historischer Figuren. Der Bezug zwischen grafischen und dreidimensionalen Arbeiten setzt sich im Stadtmuseum fort. Dort stehen sich Mozart und sein Gegenpart Salieri unversöhnlich gegenüber. Beide farblich gefasst, der eine aus Bronze, der andere aus Gips gegossen. Die Skulpturen korrespondieren mit den Mozart-Radierungen vis-à-vis an der Wand.
Diese seien nicht Skizzen für, sondern Abbilder der Mozart-Skulptur, erklärt Museumsleiterin Gundula Caspari. Lüpertz setze sein grafisches Schaffen meist in Bezug zu seinem Gesamtwerk. Die Ausstellung bildet Lüpertz' Schaffensperiode ab den 90er Jahren ab. Sie vereinigt Motive aus seinem „Arkadischen Manifest“ wie die Bronzeskulptur „Maler Genius“ und zudem gleich mehrere Werke, die noch nie ausgestellt wurden.
So etwa die drei Holzschnitte, die im großen Format eine Krähe zeigen. „Die Druckplatten lagen seit 1998 ungenutzt im Atelier, die Handabzüge sind im vergangenen Jahr neu entstanden“, berichtet Lüpertz' Galerist Till Breckner. Neu und bislang unveröffentlicht sind auch die Grafikserien „Toscana“ (mit 18 Motiven) und „Michael Engel“ (mit 20 Lithografien). Letztere sind zugleich typisch für Michelangelos Sixtinische Kapelle, aber eben auch wieder typisch Lüpertz.