Verzicht auf das eigene Auto Bürger-Energie Rhein-Sieg bringt Carsharing-Projekt auf den Weg

Siegburg · Am Stadtrand und in Dörfern im Rhein-Sieg-Kreis sollen E-Autos feste Stellpläze in Wohnquartieren bekommen. Ziel ist, dass die Bewohner ihre Zweitautos abschaffen und die zur Verfügung gestellten Fahrzeuge gemeinsam nutzen.

 Im Wohnquartier: Thomas Schmitz und Thomas Zwingmann (rechts) präsentieren das Elektro-Auto für Carsharing in Siegburg.

Im Wohnquartier: Thomas Schmitz und Thomas Zwingmann (rechts) präsentieren das Elektro-Auto für Carsharing in Siegburg.

Foto: Meike Böschemeyer

Ein Auto fährt im Schnitt 40 Minuten am Tag, hat der ADAC ermittelt. Mehr als 23 Stunden steht es in der Garage. Doch die Kosten pausieren nicht: Versicherung, Steuern, Wertverlust, Tüv und Pflege. Immer mehr Deutsche verzichten deshalb auf ein eigenes Auto und teilen sich eines: Sie machen Carsharing.

Teilen ist beim Autofahren im Trend. Die Genossenschaft Bürger-Energie Rhein-Sieg möchte diese Form der Mobilität auch im gesamten Rhein-Sieg-Kreis ins Rollen bringen. Ziel ihres Projekts „clever Mobil im Quartier“ ist, dass sich Anwohner in Stadtvierteln am Stadtrand oder in den Dörfern des Kreises entscheiden, ihre Zweitautos abzuschaffen und stattdessen Fahrzeuge gemeinsam nutzen. Die Idee stellte die Bürger-Energie im Dezember vergangenen Jahres im Siegburger Umweltausschuss vor (der GA berichtete). Jetzt nimmt das Projekt konkrete Formen an.

„Wir wollen die Leute dort abholen, wo sie sind“, sagen Thomas Zwingmann und Thomas Schmitz, Vorstände der Bürger-Energie. Das kann man durchaus wörtlich nehmen: Das Carsharing-Auto wird gut sichtbar einen festen Stellplatz im Wohngebiet haben, „sodass es jeder sehen und ausprobieren kann“, so Zwingmann. Als Stationen sind daher Wohngebiete am Stadtrand im Fokus, bevorzugt Viertel, die durch nur eine Straße erschlossen sind. Als Beispiel nennt Schmitz die Deichhaus-Aue, ein Wohngebiet mit 87 Häusern und etwa 350 Bewohnern in Siegburg. Dort könne das Fahrzeug zu Fuß für jeden schnell erreicht werden. Damit unterscheidet sich das Konzept auch von denen anderer Carsharing-Anbieter, deren Autos meist nur in Bahnhofsnähe abgestellt sind.

Bürger-Energie ist mit ihrem erstem E-Auto auf Werbetour

Als erstes Auto hat die Bürger-Energie einen Renault Zoe angeschafft, mit dem sie derzeit auf „Werbetour“ für ihr Projekt ist. Auf Veedelsfesten wird die Idee vorgestellt, zudem soll der Wagen – selbstredend ein E-Mobil – an den potenziellen Standorten den Anwohnern präsentiert werden. Zurzeit wird der Bedarf ermittelt: Interessenten können auf der Internetseite www.be-rhein-sieg.de die Karten aller Wohnbereiche einsehen, die für ein Carsharing-Fahrzeug geeignet sein könnten – von A wie Alfter bis W wie Windeck reichen die Quartiere. Der grüne Kreis zeigt den Suchradius, in dem potenzielle Nutzer des Fahrzeuges wohnen könnten. Auf einem Formular kann man bei Interesse seine Kontaktdaten angeben. Daneben ist auch eine Angabe nötig, wie viele Kilometer im Jahr man mit dem Fahrzeug fahren würde.

Haben sich genügend Interessenten in einem Gebiet gemeldet, lädt die Bürger-Energie zu einem Informationstreffen ein. Im nächsten Schritt wird das Fahrzeug in dem Wohngebiet stationiert, damit die Car-sharing-Freunde in spe das Angebot ausprobieren können.

Im Idealfall, so hoffen Zwingmann und Schmitz, findet das E-Auto seinen festen Stellplatz im Wohnviertel. Gebucht wird es über das Internet oder eine Smartphone-App. Geplant sind drei bedarfsgerechte Tarife – für Wenig-, Normal- und Vielfahrer. „Nutzer zahlen entweder eine monatliche Pauschale oder einen Preis, der sich nach Dauer der Nutzung und der gefahrenen Kilometer berechnet“, so Schmitz. Im Moment bewegt sich die Kalkulation für Wenigfahrer bei ungefähr fünf Euro die Stunde, für Normalnutzer und Vielfahrer wird ein Monatsbeitrag in Höhe von zehn Euro fällig, dazu kommt die Nutzungszeit (2,30 Euro pro Stunde) und das Kilometergeld.

Kosten geringer als bei eigenem Auto

Auf jeden Fall aber werden die Kosten geringer sein als bei einem eigenen Auto. Im Prinzip könnten sich mit Absprachen der Viertel-Anwohner untereinander durchaus drei Familien ein Auto teilen, beschreibt Schmitz ein ideales Zukunftsszenario des Carsharings im Wohnviertel. Denn das Konzept lebe auch von den persönlichen Kontakten unter den Nutzern.

Und noch ein Gedanke steht hinter der Idee der Genossenschaft, die sich dem Thema umweltschonender Energie widmet: „Steht das Auto nicht direkt vor der Tür, sondern hundert Meter weiter an der Station, dann überlegt sich der eine oder andere auch mal bei kurzen Strecken, ob er nicht gleich das Fahrrad nimmt“, sagt Zwingmann. „Clever Mobil im Quartier“ leiste so einen Beitrag dazu, unnötige Fahrten zu vermeiden. Was sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt schont.

Weitere Informationen sowie eine Kontaktformular gibt es im Internet auf der Seite www.be-rhein-sieg.de.

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