Wald in Siegburg Bürgerinitiative will den Seidenberg retten
Siegburg · Anwohner setzen sich dafür ein, dass ein Siegburger Waldstück nicht zu einem Gewerbegebiet wird. Ihre Online-Petition hat inzwischen mehr als 1300 Unterstützer. 50 Aktive wollen im Dialog mit der Stadt konstruktiv nach Lösungen suchen.
In ihrem Einsatz für den Erhalt des Waldes auf dem Siegburger Seidenberg sind die Anwohner der umliegenden Straßen einen Schritt weiter gegangen. Am Wochenende haben sie die Bürgerinitiative „Rettet den Seidenberg“ gegründet. 50 Siegburger haben sich darin zusammengetan, um im Dialog mit der Stadt Siegburg konstruktiv nach Lösungen für das Areal zu suchen.
Wie berichtet, will die Holz-Bauer GmbH ihr aktuell nördlich und südlich der Zeithstraße gelegenes Betriebsgelände auf dem Seidenberg vereinen, das Unternehmen vergrößern und so langfristig den Standort Siegburg sichern. Dazu sollen dort neben einem Bürogebäude auch Hallen und Flächen zur Lagerung von Holzprodukten entstehen. In einen Teil der Hallen soll die Fahrzeuginstandsetzung der Firma Kohr ziehen, die momentan an der Mahrstraße sitzt.
Dazu müssten aber Bebauungs- und Flächennutzungsplan des etwa 6,5 Hektar großen Waldstücks geändert werden, das aktuell als Mischgebiet, Grünfläche und Fläche für Forstwirtschaft ausgewiesen ist. SPD, Grüne, FDP und Linke haben dafür unlängst das notwendige Verfahren angestoßen.
Laut Stadt werden zurzeit vorliegende Gutachten überarbeitet und aktualisiert. Zudem läuft die frühzeitige Bürgerbeteiligung. Bis zum 13. August haben alle Siegburger die Möglichkeit, sich in das Verfahren einzubringen. Diese Option haben sie erneut in der im nächsten Schritt folgenden Offenlage. Seine kritische Stellungnahme hat Klaus Bartz-vom Feld schon abgegeben – auch bei den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat. Zusammen mit Valentina und Klaus Elfgen hat er zudem bei einem Straßenfest „Auf dem Seidenberg“ über die Pläne und deren Auswirkungen informiert.
„Insbesondere die fatalen Zerstörungen durch Starkregen in den vergangenen Tagen sollten uns allen verdeutlichen: Klimaschutz darf nicht zur Worthülse der Politik verkommen. Sie ist das Gebot der Stunde. Den Seidenberg abzuholzen, wäre ein unkalkulierbares finanzielles und ökologisches Risiko“, sagt Bartz-vom Feld.
Bürgeranhörung vor Ort zu
Seine Kritik hat er zusammen mit seiner Frau Gabriele vom Feld auch Bürgermeister Stefan Rosemann in einem persönlichen Gespräch vorgetragen. Dieser habe zugesagt, dass sich der Planungsausschuss mit den Schwachstellen des nicht aktuellen Gutachtens aus dem Jahr 2019 beschäftigen werde. Zudem wolle die Stadt nach ihrer bereits erfolgten digitalen Bürgersprechstunde im Spätsommer oder Herbst auch zu einer Bürgeranhörung vor Ort einladen.
Gleich nach Bekanntwerden der Pläne für den Seidenberg hatten die Anwohner damit begonnen, Unterschriften gegen die Abholzung des Mischwaldes zu sammeln. „Wir haben inzwischen 300 Unterschriften“, sagt Gabriele vom Feld. In einer Online-Petition hat die Bürgerinitiative zudem mehr als 1300 Unterstützer gewonnen, die mehr als 500 Kommentare hinterlassen haben. „Wir planen nun Infostände auf öffentlichen Plätzen“, sagt vom Feld. Denn das Klima aller Siegburger Stadtteile sei betroffen.
Daher fordert die Bürgerinitiative neue Gutachten, die auch den zu erwartenden „massiven Betriebs- und Verkehrslärm sowie auch die nicht zu unterschätzenden Brandgefahren, die von beiden Unternehmen ausgehen“, hinterfragen. Kritisch sieht die Bürgerinitiative auch die geplante Versiegelung, die der Abholzung folgen würde. „Es wäre fatal, eine Frischluftschneise zu zerstören, die nie wieder kompensierbar ist für Siegburg“, sagt Valentina Elfgen.
Fahrradparcours soll legalisiert werden
Unterdessen haben sich die Grünen zu der Kritik an den Plänen für den Seidenberg geäußert. Die Fraktion begrüßt das Engagement der Bürger. Sie versichert aber auch, dass der im Wald zur Viehtrift hin gelegene Fahrradparcours nicht durch ein mögliches Gewerbegebiet bedroht sei. Er liege eindeutig außerhalb des Gebiets des Bebauungsplans. „Wenn der Parcours überhaupt gefährdet ist, dann nicht durch die beabsichtigte Bebauung, sondern durch die Tatsache, dass der Parcours in einem Wald eigentlich rechtlich nichts zu suchen hat“, so die Grünen. Die Fraktion werde sich für den Erhalt des Fahrradparcours einsetzen und prüfen lassen, wie er legalisiert werden könnte. Zudem habe auch der Vorhabenträger Bauer mündlich zugesagt, dass er den Parcours für die Jugendlichen auf jeden Fall erhalten wolle, sollte das Gewerbegebiet gebaut werden.