In Sankt Augustin, Bornheim und Lohmar BUND zeigt, wie schonendes Mähen funktioniert

Rhein-Sieg-Kreis · Große Mähmaschinen sind oft der Tod für Feldbewohner. Der BUND bewirtschaftet stattdessen 23 Hektar Grünland im Rhein-Sieg-Kreis bodenschonend. Das schützt Insekten und Pflanzen.

 Bei der Arbeit mit der kleinen Heupresse muss Alissa Seith (r.) Achim Baumgartner mit der Heugabel unterstützen.

Bei der Arbeit mit der kleinen Heupresse muss Alissa Seith (r.) Achim Baumgartner mit der Heugabel unterstützen.

Foto: Inga Sprünken

Hüte schützen sie vor der sengenden Sonne. Fünf Ehrenamtliche des BUND lassen sich nicht von der Hitze abschrecken, als sie Heu auf den von der Organisation betreuten 23 Hektar Grünland machen. Dabei achten sie streng darauf, dass Bodenbewohner wie Blindschleichen, Eidechsen und Heuschrecken nicht den Mähwerken zum Opfer fallen.

Deswegen verzichten sie auf den Einsatz von schweren Traktoren und rotierenden Mähwerken und nehmen in Kauf, dass sie für die Bewirtschaftung von 5000 bis 8000 Quadratmeter drei bis vier Tage brauchen. Zunächst mähen sie mit einem sogenannten Messerbalken, der von einem Geräteträger mit einer Achse gezogen wird. Danach muss das Heu einen Tag lang trocknen, dann muss es gewendet und auf Linie gezogen werden. Zum Schluss erfolgt das Heuaufziehen mit der Kleinballenpresse.

„Diese Maschinen kommen besonders in der Berglandschaft von Österreich und der Schweiz zum Einsatz“, sagt Achim Baumgartner. Der Sprecher des BUND Rhein-Sieg demonstriert die bodenschonende Mahd auf einer Wiese in Lohmar-Saal, die dem Vogelschutzkomitee gehört. Der Schwerpunkt der Wiesenbewirtschaftung liege jedoch in Bornheim und Sankt Augustin, weiß der Diplom-Ingenieur.

Pferdehalter können Heuballen direkt am Feld kaufen

Die einzelnen Heuwiesen finden sich auf der Homepage des BUND, wo Pferdehalter das Naturschutzheu in Kleinballen à 20 Kilo kaufen können. „Am liebsten verkaufen wir direkt von der Wiese“, sagt Baumgartner und zählt die Vorteile des Heus auf, das für dieses Jahr bereits verkauft ist. Es hat nur eine geringe Restfeuchte und wurde nach der Grasblüte geschnitten, sodass es sehr rohfaserreich sei. „Für Pferde ist das ideal, Rinder brauchen hingegen eiweißreiches Futter, das vor der Blüte gewonnen wird“, erklärt der Naturschützer, der die Pferdehalter in Bezug auf das gefürchtete Jakobskreuzkraut beruhigen kann. „Das ist ein Brachezeiger, der auf unseren Wiesen kaum wächst. Außerdem rupfen wir es vor der Mahd von Hand raus“, sagt Baumgartner.

Für die Natur ist diese Wiesenbewirtschaftung ein großer Gewinn, denn sie befördert einen großen Artenreichtum, wie man unschwer an der Fülle von Wiesenblumen wie dem Wiesen-Storchschnabel, der Wiesen-Margerite und der Wilden Möhre erkennen kann. Zudem werden die Flächen nur zum Teil gemäht und Blühstreifen stehen gelassen, sodass grasfressende Insekten wie Heuschrecken dahin flüchten können.

Nach der Mahd wird das Heu schnell entfernt, was Insekten hilft, die Licht und Wärme für ihre Brut brauchen. Laut Baumgartner könnten auch Landwirte deutlich umweltschonender mähen, wenn sie etwa statt eines Kreiselmähers einen Balkenmäher einsetzten und später mit der Mahd begännen. Das würde dem Insektensterben entgegenwirken und den Artenreichtum fördern.

„Es muss sich dringend etwas ändern“, begründet auch die 19-jährige Alissa Seith ihr Engagement im Bundesfreiwilligendienst. Die Bad Godesbergerin will eine Ausbildung zur Biotop-Pflegerin machen, weil sie das Thema sehr interessiert, sagt sie. Finanziert wird die Maßnahme über den Verkauf des Heus, mit Geldern von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen sowie Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

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