"Arbeiten und dazugehören" Caritas fordert die Integration von langzeitarbeitslosen Menschen

RHEIN-SIEG-KREIS · Unter dem Motto "Arbeiten und dazugehören" fordert die Caritas neue Lösungen für langzeitarbeitslose Menschen. Im Jobcenter Rhein-Sieg berichtete Andrea Raab, Abteilungsleiterin für Europäische Sozial- und Arbeitsmarktpolitik beim Diözesan-Caritasverband, gestern über die Vorschläge des Deutschen Caritasverbandes zur Bundestagswahl 2013.

Hintergrund ist die deutschlandweite Aktion der Caritas und der Bundesarbeitsgemeinschaft "Integration durch Arbeit" (IDA) unter dem Motto "Jetzt schlägt's 13 - Stell mich an, nicht ab!".

"Gründe für die Langzeitarbeitslosigkeit sind zum Beispiel gesundheitliche und psychische Einschränkungen, fehlende Bildung, schlechte Deutschkenntnisse, Wohnungslosigkeit oder Straffälligkeit", so Raab. Obwohl die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland gesunken ist, gebe es dennoch viele Menschen, für die die Teilhabe an Erwerbsarbeit dauerhaft nicht sichergestellt sei.

"Für diese Personen gibt es in Folge der verfehlten Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre eindeutig zu wenig passende Angebote zur Qualifizierung und Beschäftigung", sagte Raab.

Die Bundesregierung hatte die Mittel zur beruflichen Eingliederung zwischen 2010 und 2013 massiv gekürzt. Im Juni 2013 erhielt nur noch jeder zehnte potenziell Berechtigte im SGB II, also im "Hartz IV"-System, eine Förderung durch eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme.

"Neben der Existenzsicherung schafft Arbeit auch soziale Teilhabe", sagte Ralf Holtkötter, Geschäftsführer beim Jobcenter Rhein-Sieg. Arbeit fördere die Entwicklung der eigenen Identität, strukturiere den Alltag und stabilisiere die Persönlichkeit.

Die Caritas fordert daher neben der Förderung der Integration in den sogenannten "ersten Arbeitsmarkt", auf den sich derzeit die Politik fokussiert, auch die "Förderung der sozialen Teilhabe durch Erwerbsarbeit" anzuerkennen und als gleichwertiges Ziel im SGB II zu verankern. Außerdem setzt sich die Caritas für den "sozialen Arbeitsmarkt" ein, der integrativ und solidarisch arbeitet.

"Ziel ist, Langzeitarbeitslose längerfristig und praxisnah mit Beratungs- und Qualifizierungsangeboten zu unterstützen", so Raab. Für diejenigen, die trotz vorangegangener Qualifikationen wegen persönlicher Probleme keine Stelle finden, aber gerne arbeiten wollen, müssten reguläre Arbeitsplätze bei Arbeitgebern geschaffen werden, die auch Langzeitarbeitslosen eine geeignete Beschäftigung anbieten wollen, wenn sie dafür einen Zuschuss zu den Lohnkosten erhalten.

Ziel ist also ein "sozial-integrativer" Arbeitsmarkt. Finanzierbar werden soll dieser durch den sogenannten "Passiv-Aktiv-Tausch", also das Umwandeln von ansonsten fälligen Kosten zur Sicherung des Lebensunterhalts Langzeitarbeitsloser in einen Lohnkostenzuschuss.

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