Rhein-Sieg-Halle Comedian Dieter Nuhr verschonte nichts und niemanden

SIEGBURG · Voll besetzt war die Rhein-Sieg-Halle am Donnerstagabend - denn einer der ganz Großen in der Kabarett- und Comedy-Szene gastierte dort: Dieter Nuhr. Er kam mit seinem aktuellen Programm nach Siegburg, dabei denkt er laut darüber nach, ob alles "Nu(h)r ein Traum" ist.

 Dieter Nuhr seziert das Leben mit Gefühl und Holzhammer.

Dieter Nuhr seziert das Leben mit Gefühl und Holzhammer.

Foto: Kieras

Der 54-Jährige verschonte dabei nichts und niemanden, zerrte absurde Alltagssituationen ins Rampenlicht, stellte Prominente und ganz normale Menschen mit feiner oder beißender Ironie an den Pranger oder schüttelte verbal den Kopf über sie.

Ist alles nur ein Traum? Wer kann heute noch unterscheiden zwischen Wahn und Wirklichkeit? Der Mensch sei ein Selbstbetrüger und der Computer in der eigenen Birne ziemlich schlecht programmiert. Was stimmt? Was ist gelogen? Manchmal glaube er, dass das ganze Leben nur ein Traum sei und sich nur in seinem Kopf abspiele.

"Es gibt so viele offene Fragen im Leben. Und wahrscheinlich erwarten Sie heute Abend auch Antworten", so Nuhr und fuhr fort: "Oder im besten Fall sogar Heilung." Sein Traum wäre es, so zu sein wie damals Jesus, der zu dem Lahmen gesagt habe, er solle aufstehen und gehen. "Und der stand auf und ging - und da erst merkte Jesus, Mensch, das war ja der Blinde."

Nuhr erinnerte daran, wie schnell die Zeit vergeht. So mancher, der seinen Partner nach 30 Jahren Ehe wieder einmal anschaue, frage sich: "Ui, schon so spät?" Er machte dem Publikum bewusst, dass wir heute - historisch gesehen - "in richtig guten Zeiten leben". Selbst Rentner würden nicht mehr überfahren, sie führen selbst. Wir alle sollten nicht so viel jammern, uns gehe es im Vergleich zu anderen Menschen auf der Welt gut. "Im Iran werden Sie an der Wahlurne erschossen", gab Nuhr zu bedenken.

Er selbst sei inspiriert "von so positiven Denkern" wie Mickie Krause, der das schöne Lied "Zehn nackte Frisösen" singe, in dem die neue Bescheidenheit zum Ausdruck käme. Radikale Islamisten erwarteten nämlich gleich 72 Jungfrauen nach ihrem Tod. Wobei er nicht sicher sei, ob es sich bei dem Wort Jungfrauen nicht um einen Übersetzungsfehler handele. Es könnte ursprünglich auch Trauben oder Feigen geheißen haben. Man stelle sich vor, so Nuhr, es macht bei einem Selbstmordattentäter "Bumm" - und der "steht vor einem Obstkorb".

Der Comedian schaute in menschliche Abgründe, erzählte über Ängste, Sehnsüchte und Macken der Welt und die von jedem Einzelnen. Es gelang ihm, dass sich die vielen Zuhörer frei nach dem Motto "Lachen ist Wiedererkennen" vor Vergnügen fast kugelten.

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