23 Corona-Tote im Rhein-Sieg-Kreis Minister sagt Aufstockung der Impfstationen fürs Linksrheinische zu

Rhein-Sieg-Kreis · Der Rhein-Sieg-Kreis hält die aktuellen Zahlen für nicht aussagekräftig und geht davon aus, dass diese jetzt wieder steigen. Unterdessen werden Intensivbetten in der Region rar.

 Provisorien sind gefragt: Ein Zelt dient beim Impfzentrum des Kreises in Sankt Augustin für die Anmeldung.

Provisorien sind gefragt: Ein Zelt dient beim Impfzentrum des Kreises in Sankt Augustin für die Anmeldung.

Foto: Meike Böschemeyer

„Die Zahlen sind absolut nicht belastbar.“ Der Leiter der Covid-Fachstelle beim Rhein-Sieg-Kreis, Ralf Thomas, sieht im aktuellen Sachstand zur Corona-Entwicklung keine gesicherte Grundlage, um einen positiven Trend zu erkennen. „Das ist nur eine scheinbare Entspannung“, ist sich der Experte im Kreishaus sicher. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis liegt derzeit (Stand Freitag 0 Uhr) zwar bei 105,5 pro 100 000 Einwohner und auch die Zahl der Neuinfektionen ist statistisch gesehen stark abgefallen, dennoch wissen seine Kollegen im Gesundheitsamt und er, dass seit Weihnachten wesentlich weniger getestet worden ist, als zuvor.

Steigende Infektionen:

Zurzeit beobachtet das Gesundheitsamt, dass die Zahlen wieder nach oben gehen, was wohl mit „Nachholeffekten“ zusammenhänge und auch damit, dass viele Hausärzte nach einer kleinen Pause über die Feiertage ihre Praxen wieder in Betrieb haben. Thomas: „Wir rechnen damit, dass die Zahlen jetzt wieder weiter hochgehen.“

Und so hält sich bislang auch die Zahl der Ausbrüche relativ niedrig. Diese konzentrieren sich nach wie vor auf die Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Von 22 Ausbruchsgeschehen in Seniorenheimen fallen je vier auf Einrichtungen in Bornheim und Troisdorf sowie „eine große Zahl“ in Siegburg. Drei weitere Einbrüche erforderten das Einschreiten des Gesundheitsamts im gewerblichen Sektor, eines in einer Kita.

Verstorbene:

Hoch ist unterdessen die Zahl der in Zusammenhang mit Covid Verstorbenen: 23 innerhalb einer Woche – in erster Linie „Hochbetagte“, hieß es

Intensivbetten:

Ein anderer Grad der Pandemiemessung ist die Belegung der Intensivbetten in der Region. Ein Sprecher der Bezirksregierung Köln verweist das Intensivregister. Danach sind sogenannte High-Care-Intensivbetten in der Region nur sehr begrenzt verfügbar. Das sind jene intensivmedizinische Behandlungsplätze, an denen unter anderem kontrollierte invasive Beatmung möglich ist. Die Übersicht zeigt, dass diese in beiden Häuser der GFO Kliniken Troisdorf am Freitag nicht mehr zur Verfügung standen. Belegt waren sie außerdem im Waldkrankenhaus Bad Godesberg, im Malteser Krankenhaus auf dem Brüser Berg und im Elisabeth Krankenhaus in der Bonner Südstadt. Bis auf drei Kliniken in der Region meldeten die übrigen nur eine begrenzte Zahl von Intensivbetten.

Impfungen:

Die Impfungen in den Altenheimen erfolgen laut Ingo Freier, Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz des Rhein-Sieg-Kreises, entsprechend der Impfstoffverfügbarkeit. Zahlen liegen dem Kreis noch immer nicht vor. Katja Eschmann aus der Pressestelle der Kreisverwaltung sagte, der Kreis erhalte von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) montags lediglich die Information, welche Kommunen und Altenheime in der laufenden Woche für eine Impfstofflieferung vorgesehen seien. Mit extremen Überkapazitäten wie am vergangenen Wochenende in Hennef sei nicht mehr zu rechnen.

Landrat Sebastian Schuster, der sich am Freitag per Telefon aus seiner häuslichen Quarantäne meldete, sagte, ab dem 1. Februar würden landesweit die Impfungen der über 80-Jährigen in den eingerichteten Zentren beginnen. Wie viele Personen tatsächlich geimpft werden könnten, hänge von der Menge der zur Verfügung gestellten Impfdosen ab. Ab 18. Januar können telefonisch Termine vereinbart werden.

Zweites Impfzentrum:

Ein zweites Impfzentrum im linksrheinischen Kreisgebiet werde es absehbar zwar nicht geben, aber zusätzliche „Impfstraßen“ für die einzelnen Stationen der Impfungen, sagte Schuster, der darüber mit Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann telefoniert habe. Dieser habe dafür seine Vermittlung zugesagt. Wie das konkret aussehen soll, daran arbeitet zurzeit eine interne Arbeitsgruppe. In der kommenden Woche ließe sich etwas Konkreteres dazu sagen, so Schuster. Der Ablauf in Impfzentren wird durch sogenannte Impfstraßen geregelt: Registrierung, Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin, dann die Impfung. Die Formulierung lässt also darauf schließen, dass möglicherweise vorhandene medizinische Einrichtungen genutzt werden sollen.

Vorschlägen aus der Bürgermeisterrunde vom Freitagvormittag, mit mobilen Teams im Linksrheinischen zu impfen, könne aus logistischen Gründen nicht entsprochen werden, weil unter anderem der Impfstoff vor Ort aufbereitet werden müsse. Zudem brauche man Bereiche zur Registrierung, Erfassung und Warteräume. Auch interkommunale Einrichtungen, etwa mit der Grafschaft oder Bonn, seien aus praktischen Erwägungen vom Tisch.

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