Inzidenzwert von 59,1 Verstärkte Tests in Altenheimen im Rhein-Sieg-Kreis zeigen Erfolg

Rhein-Sieg-Kreis · Im Rhein-Sieg-Kreis sind aktuell wieder 19 Pflegeeinrichtungen und Kliniken betroffen. Es bleibt aber meistens bei einzelnen Corona-Infektionen. Das Kreisgesundheitsamt kann, unterstützt von 120 Verwaltungsmitarbeitern, die Infektionsketten durchbrechen.

 Im Kreishaus sind 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Kontaktpersonen-Nachverfolgung geschult.

Im Kreishaus sind 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Kontaktpersonen-Nachverfolgung geschult.

Foto: Meike Böschemeyer

Auch 531 aktuelle Corona-Fälle bringen das Kreisgesundheitsamt noch nicht an seine Grenzen. „Gerade im Bereich der Kontaktpersonennachverfolgung haben wir dazugelernt“, sagte Landrat Sebastian Schuster am Freitag bei der Telefon-Pressekonferenz des Kreises. Neben den 30 Mitarbeitern des Gesundheitsamts sind inzwischen weitere 120 Kollegen aus der Verwaltung geschult.

Der Rhein-Sieg-Kreis hatte zwar am Freitag mit 59,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner weiterhin eine Inzidenz, die ihn zum Risikogebiet macht. Unter den Kommunen im Regierungsbezirk Köln stehe er jedoch noch gut da, verglich Schuster. Es gebe keine exponentielle Steigerung der Fallzahlen und auch die Hilfe der Bundeswehr, die zum Beispiel das Kölner Gesundheitsamt unterstützen muss, sei im Kreis aktuell nicht notwendig, so der Landrat.

„Auch wir sind in dem Bereich extrem belastet und haben große He­rausforderungen zu steuern, aber wir schaffen das im Moment“, sagte Schuster, der gemeinsam mit Gesundheitsdezernent Dieter Schmitz und Ralf Thomas, Leiter der Fachstelle Covid, über die Lage informierte.

Aktuell verzeichnet der Kreis Ausbruchsgeschehen in 40 Einrichtungen. Auffällig ist, dass es in insgesamt 19 Pflegeheimen, Betreuungseinrichtungen und Kliniken aktuell bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus gibt, nachdem es dort lange sehr ruhig war. „Es ist ein bundesweiter Trend, dass diese vulnerablen Einrichtungen wieder mehr betroffen sind“, sagte Thomas.

7000 Tests alleine im Oktober

Die Frage, warum es auch im Rhein-Sieg-Kreis so viele sind, konnte seine Fachstelle schnell beantworten: Alleine im Oktober habe das Kreisgesundheitsamt rund 7000 Coronatests in Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen durchgeführt. Das entspricht einem Beschluss des Kreistags, gefährdete Personen durch turnusmäßige Tests zu schützen.

„Tatsächlich haben wir bei diesen Reihentestungen immer wieder Infizierte entdeckt. Es gibt viele Ausbruchsgeschehen, die sonst vielleicht unentdeckt geblieben wären“, sagte Thomas. Anders war das zu Beginn der Pandemie im Altenheim Sankt Monika in Sankt Augustin, wo bekanntlich ein Großteil der Bewohner und des Personals infiziert war und später 18 Senioren an den Folgen verstorben waren.

Die Strategie der vorsorglichen Tests in den Heimen gehe jetzt auf. „In vielen Fällen bleibt es bei einer Person. Das zeigt, wie wertvoll es ist, dass wir früh hinschauen“, so Thomas. Zwischen März und September hatten schon insgesamt rund 33.000 Tests stattgefunden. Die aktuell betroffenen 19 Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie Kliniken verteilen sich auf folgende Kommunen: Bad Honnef, Bornheim (3), Eitorf (2), Hennef, Königswinter, Lohmar, Sankt Augustin (4), Siegburg (4), Swisttal und Troisdorf.

Weiterhin auch Kitas und Schulen betroffen

Coronafälle gibt es außerdem in sechs Kitas in Alfter, Hennef, Niederkassel (3) und Troisdorf. Auch in sieben Schulen gibt es noch aktuelle Fälle, die aus der Zeit vor den Herbstferien stammen, und zwar in Bornheim, Niederkassel, Sankt Augustin, Siegburg und Troisdorf. In der Rubrik Gewerbe verzeichnet der Kreis jeweils einen Ausbruch in Hennef und Niederkassel. Es gibt außerdem noch sechs betroffene Einrichtungen aus der Rubrik Sport, Freizeit und Religion in Bornheim, Rheinbach, Sankt Augustin, Siegburg und Troisdorf (2).

Am Montag geht die Schule wieder los, und in der dunklen Jahreszeit werden die Busse wieder voller. „Das gut gemeinte Programm des Landesverkehrsministers war für uns wenig sinnvoll“, sagte Schuster. Busunternehmer aus Südwestfalen könnten nicht in Aegidienberg oder Oberpleis Schüler transportieren. Die auf der Förderliste des Landes genannten Unternehmen aus der Region seien ohnehin bereits im Einsatz. „Wir haben bei der Taktverdichtung alles möglich gemacht, was möglich ist“, versicherte der Landrat. Trotzdem sei damit zu rechnen, dass ab Montag angesichts des gestiegenen Infektionsrisikos auch mehr „Elterntaxis“ vor den Schulen halten werden.

Seit Donnerstag gelten in 13 Kreiskommunen verschärfte Regeln mit Maskenpflicht auf Straßen und Plätzen und Sperrstunde, die Kontaktbeschränkungen für eine Inzidenz ab 35 gelten überall. Schusters Appell: „Halten Sie sich an die Allgemeinverfügungen und schränken Sie Kontakte und Ausflüge auf das Nötigste ein, damit wir einen zweiten Lockdown verhindern können.“

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