Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum Das Stadtmuseum zeigt Bilder von Günther C. Kirchberger

Siegburg · Mit „Hard Edge“ bewegte sich Günther C. Kirchberger aus der künstlerischen Orientierungslosigkeit der 1960er Jahre. Seine großformatigen Bilder zeigt das Siegburger Stadtmuseum elf Jahre nach dem Tod des Künstlers.

 Stephan Geiger stellt als Kurator der Stiftung Schloss-Filseck die Hard Edge-Paintings von Günther C. Kirchberger in Siegburg vor.

Stephan Geiger stellt als Kurator der Stiftung Schloss-Filseck die Hard Edge-Paintings von Günther C. Kirchberger in Siegburg vor.

Foto: haa

Mit großformatigen Bildern in Öl auf Leinwand, Aluminium-Reliefs und Spielbildern in Lack auf Holz präsentiert sich die neue Ausstellung raumfüllend an den Wänden des Siegburger Stadtmuseums. Künstlerische Orientierungslosigkeit war das prägende Moment für die 1960er Jahre in Deutschland. Was sich später „Hard Edge“ nannte, hatte mit dem Stuttgarter Künstler Günther C. Kirchberger (1928-2010), Gründungsmitglied der Gruppe 11 und Dozent der Krefelder Werkkunstschule, einen starken Mentor und Verbreiter. Am Sonntag, 31.Oktober um 11.30 Uhr wird die einzigartige Schau der Bilder von Günther C. Kirchberger mit einer Vernissage eröffnet.

Als Künstler gestaltete Kirchberger seine Bilder erst abstrakt, in späteren Jahren im „wilden Informell“ mit „action painting“ und vielen malerischen Elementen und schließlich ab Ende der 60er Jahre in der Stilrichtung, die sich nun auch im Titel seiner Siegburger Ausstellung als Schwerpunkt präsentiert: „Günther C. Kirchberger und die Anfänge der Hard Edge-Malerei in Deutschland.“

Geometrische Abstraktion

„Hard Edge“ bedeutet in etwa „harte Kante“ und bezeichnet eine Kunstrichtung, die sich aus der Abstraktion hinaus bewegt und dabei auf geometrische Formen trifft. „Die geometrische Abstraktion erwächst architektonisch aus der Fläche“, erklärte Stephan Geiger, der als Kunsthistoriker und Kurator der Stiftung Schloss-Filseck die Werke Kirchbergers bereits in zweiter Generation betreut. Nach dem Tod seiner Witwe 2016 ging Kirchbergers künstlerischer Nachlass an die Stiftung Schloss-Filseck. Das Abstraktions-Verständnis, das in den späten 60er Jahren neu und revolutionär war, bezieht die Wandfläche als Teil der Gesamt-Wahrnehmung ein. „Die geometrischen Formen, wie Kreis, Quadrat oder Rechteck gehen in Beziehung zur umrahmenden Wandfläche“, sagt Geiger, der sich beim Aufbau der Ausstellung glücklich schätzte, die Bilder Kirchbergers in den „großartigen Siegburger Räumlichkeiten“ auszustellen. Stephan Geiger beschäftigt sich als Kurator und Galerist bereits in zweiter Generation mit dem künstlerischen Erbe von Günther C. Kirchberger.

Durch die Pandemie wurde die Ausstellung verschoben, sodass Gundula Caspary, Leiterin des Siegburger Stadtmuseums, nun elf Jahre nach Kirchbergers Tod eine außergewöhnliche Schau in ihrem Hause präsentieren kann. „Nach Heinz Mack, Markus Lüpertz, Günter Uecker, Harald Naegeli und Pablo Picasso ist Günther Kirchberger wieder einer der ganz Großen, die wir hier in Siegburg zeigen können“, sagt die Kunstgeschichtlerin.

Einladung zum Fertigmalen

An „Malen nach Zahlen“ erinnern vier Bildelemente eines großformatigen, quadratischen Kirchberger-Bildes, das spielerisch „auf die Spitze“ gehängt zu sein scheint und damit die Statik von fünf großen roten Kreisen imaginär gewährleistet. Nicht alle Farbfelder wurden „ausgemalt“. Dort befinden sich nicht Zahlen, sondern Worte, die für „konkrete Poesie“ im Bild stehen. Die Worte sind mehrsprachig. Zu lesen sind hier Farbnamen, wie „Ivory, black, kadmiumrot oder schwarz“, die wie eine Aufforderung zum Fertigmalen oder Zuende-Denken an den Betrachter aus dem Bild zu sprechen scheinen. Geiger bezeichnet dies als experimentelle Literatur im Bild. Für Künstler wie Kirchberger und Reinhard Döhl steht das für „radikale Grenzerkundung“.

Die Bildtitel geben wenig erhellende Hinweise zum Dargestellten: kein Hinweis auf eine Stimmung, auf die künstlerisch erschaffene Atmosphäre oder eine konkrete Benennung eines Modells oder Motivs.

„Kirchberger hat zunächst das Datum der Fertigstellung als Titel gewählt“, klärt Geiger auf. Als dies zu kompliziert und irreführend wurde, entschied er sich mitunter, den italienischen Tagesheiligen zum Titelgeber zu machen. So finden sich Kirchberger-Werke mit dem Titel Cirillo, Giovanni oder Virginio und gleich mehrere mit dem Namen Silvester.

Die Vernissage der Ausstellung „Günther C. Kirchberger und die Anfänge der Hard Edge-Malerei in Deutschland“ beginnt am Sonntag, 31.Oktober um 11.30 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

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