Corona im Rhein-Sieg-Kreis Defizite bei Grundschülern werden sichtbar

Rhein-Sieg-Kreis · Die Pandemie hat das Lernen und Lehren an Grundschulen stark verändert. Innovative Ideen ermöglichten Homeschooling auch bei den Kleinsten. Im Präsenzunterricht zeigen sich mittlerweile jedoch Lerndefizite, die nun behoben werden müssen.

 Nach Phasen von Homeschooling und Distanzunterricht wird nun an den Defiziten der Grundschüler gearbeitet.

Nach Phasen von Homeschooling und Distanzunterricht wird nun an den Defiziten der Grundschüler gearbeitet.

Foto: dpa/Frank Leonhardt

„Die Kinder kennen die Würfelbilder nicht mehr, das heißt, sie müssen die Punkte zählen, um die Zahl anzugeben“, berichtet Schulleiterin Susanne Baum. Aufgefallen sei ihr das bei den aktuellen Einschulungsgesprächen an ihrer Grundschule, der Adolf Kolping Schule in Siegburg. Schulleiterkolleginnen hätten bei ihren Vorschulkindern ähnliche Beobachtungen gemacht.

Sabine Brockmann, Lehrkraft an der Offenen Ganztagsgrundschule (OGGS) Am Pleiser Wald, gibt zu Bedenken, dass Schule nicht nur Lernen bedeute, sondern auch einen Lebensraum für die Kinder darstelle. Die Pandemie habe das gemeinsame Leben unterbrochen. Das merke man nun besonders an Defiziten in der Sozialkompetenz. „Sachen wie Rücksicht nehmen, Zuhören und Regeln Beachten müssen neu gelernt werden“, beschreibt sie den Schulalltag. Die Pandemie hätte aber wiederum auch einige Kompetenzen gefördert, so beobachte sie teilweise eine verbesserte Medienkompetenz und eine bessere Selbstorganisation bei den Kindern.

Innovative Ideen im Homeschooling

Während der Phasen des Distanzunterrichts hat Brockmann vermehrt auf Videos gesetzt. Obwohl es im Internet viele Erklärvideos gibt, produzierte sie eigene. Sie sagt, die Schüler sollten ihr Gesicht sehen, um die Beziehung zu den Kindern nicht zu verlieren. Über Videokonferenzen seien kleine Experimente und Sportunterricht möglich gewesen: „Es war amüsant, 20 Kinder beim Hampelmann machen in Briefmarkengröße auf dem Bildschirm zu sehen.“ In der Karnevalszeit stellte sie die Aufgabe, einen Karnevalszug zu bauen und diesen zu filmen. Die Filmschnipsel mit den bunt gestalteten Zügen seien daraufhin nur so hereingeflogen und hätten ihre Erwartungen übertroffen, berichtet sie.

An der Adolf Kolping Schule verwendet man seit den Weihnachtsferien 2020 erfolgreich ein Lernmanagementsystem (LMS), erzählt Schulleiterin Susanne Baum euphorisch. Damit könne man digital Stundenpläne, Aufgaben und Unterrichtsmaterialien verschicken. Zum Verwenden des Systems bräuchte man in den Familien nur ein Smartphone, das hätte jeder. Besonders die Möglichkeit, über das System Aufgaben der Schüler zu korrigieren, bringe große Vorteile. Dazu wird die handschriftlich erledigte Aufgabe mit dem Smartphone abfotografiert und im LMS hochgeladen. Anschließend korrigiert eine Lehrkraft digital über ein Tablett und sendet das Ergebnis zurück. Aufgrund der positiven Erfahrungen hofft Baum auf eine Fortsetzung des Systems auch außerhalb der Pandemie.

Gesellschaftsspiele zur Vorbereitung auf die Einschulung

Das Lernen muss nach Zeiten des Distanzunterrichtes nun wieder gelernt werden, erklärt die Schulleiterin. Auch der Umgang mit Hilfsmitteln wie Rechenschiebern sei im Unterricht jetzt im Fokus. Zum Ausgleich der Defizite nutze man das Förderprogramm vom Land, das Geld und Personal bereitstelle. Sie motiviert Eltern von Kindern im Vorschulalter, alltägliche Sachen mit ihren Kindern zu machen. Mit Aktivitäten wie Kochen und Basteln oder mit Gesellschaftsspielen würden wichtige Kompetenzen für die erste Klasse trainiert.

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