Fusion der Chöre Der Kampf gegen das Vergessen

SANKT AUGUSTIN · Schon in den 1970er Jahren hat es in Sankt Augustin Nachwuchsprobleme bei Männergesangvereinen gegeben. Damals halfen Zusammenschlüsse oder Öffnungen bei den Mitgliedervorschriften beim Überleben.

Schon in den 1970er Jahren hat es in Sankt Augustin Nachwuchsprobleme bei Männergesangvereinen gegeben - beispielsweise bei Eintracht Hangelar. Im Jahr 1859 hatten 18 Männer und Chorleiter Anton Groß den Verein gegründet. Und 1979 öffnete sich der Zusammenschluss für Frauen, um dem Nachwuchsproblem zu begegnen, wie die aktuelle Vorsitzende Johanna Reichart erzählt. Reichart selbst ist seit 1988 dabei. Sie sagt: "Wenn der MGV keine Frauen mit ins Boot genommen hätte, gäbe es ihn schon längst nicht mehr. Das hat sich gelohnt."

Auftritte werden seltener

Dennoch sei der Verein mittlerweile erneut in seinem Bestehen gefährdet, sagt Reichart. "Wenn wir keinen Nachwuchs kriegen, existieren wir nicht mehr lange." Das Durchschnittsalter der Sänger liege zwischen 65 und 70 Jahren. 25 der aktiven Mitglieder seien Frauen, zwölf Männer. Seit 2009 trägt der Verein offiziell die Bezeichnung "Gemischter Chor". Die Auftritte werden laut Reichart seltener, eine Gage sei nicht mehr üblich. "Aber wir müssen raus und auftreten, sonst werden wir ganz vergessen", sagt sie.

Gegen das Vergessen kämpfen auch die Männergesangvereine in Sankt Augustin. Deshalb suchen sie nach Überlebensmöglichkeiten: Eine ist das gegenseitige Aushelfen mit Sängern. Beispielsweise unterstützen sich die Sänger aus Meindorf und die aus Stadt Blankenberg - möglicherweise ein Modell für die Zukunft.

Doch ähnlich wie bei den Gemischten Chören gibt es dabei Probleme, wie Helmut Pütz erzählt. Er ist Vorsitzender des Männerchors in Menden, er bedauert etwa das Aus der Sängerlust in Mülldorf. Pütz sagt aber auch: "Wir würden gerne mit einem anderen Chor fusionieren und hatten in Mülldorf nachgefragt. Aber da gab es Ressentiments aus früheren Zeiten. Ich finde, das passt eigentlich nicht mehr in unsere heutige Zeit."

Für Aufsehen in der Sankt Augustiner Sängerszene sorgte vor fünf Jahren die Gründung der Söhne Mendens, die als Untergruppe dem Männerchor in Menden angehören: Im Durchschnitt sind die Sänger laut Pütz etwa 45 Jahre alt, der Chor singt moderne Lieder, etwa kölsche Hits. "Für uns war das ein Glücksfall", sagt Pütz.

Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Haben Männergesangvereine eine Chance, in Zukunft zu bestehen? Welche Lösungen könnte es geben? Schreiben Sie uns per E-Mail an siegburg@ga.de oder kommentieren Sie hier.

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