Hospizdienst Sankt Augustin Der Tod, mit dem man leben muss

SANKT AUGUSTIN · Ein Strauß frischer Blumen, eine Kerze, ein Engel und Steine drapiert auf einem bunten Tuch: Das ist der schöne und beruhigende Mittelpunkt der Runde und zwar bei jedem Treffen, ganz gleich, ob Beratungen oder Gruppenstunden stattfinden. Der ambulante Hospizdienst Sankt Augustin hat schon Erfahrungen gesammelt, und die Beteiligten wissen, was gut tut, Halt gibt und hilft.

 Bei allen Treffen gibt es ein Gesteck in ihrer Mitte (v.l.): Gabi Bärhausen, Hanne Döhler, Hedi Dockter, Hubert Lange und Karin Lengefeld begleiten Sterbende und ihre Familien.

Bei allen Treffen gibt es ein Gesteck in ihrer Mitte (v.l.): Gabi Bärhausen, Hanne Döhler, Hedi Dockter, Hubert Lange und Karin Lengefeld begleiten Sterbende und ihre Familien.

Foto: Martin Welt

1995 wurde der Verein als ökumenische Initiative zur Begleitung Schwerkranker, Sterbender und Trauernder Sankt Augustin gegründet. Wichtiger Motor damals war Karin Lengefeld, die bis heute zu den 43 ehrenamtlichen Begleitern auf dem Weg zum Ende des Lebens zählt.

"Ich habe damals meinen Mann gepflegt und ihm eine Verabschiedung zu Hause ermöglicht", erklärt sie. In der heute 78-Jährigen reifte so der Wunsch, es mehr Menschen zu ermöglichen, so sterben zu können. Auch damals war Lengefeld in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv und hat sich deshalb mit dem damaligen Pfarrer zusammengetan und erste Schritte hin zur Vereinsgründung vor 18 Jahren gemacht.

Inzwischen umfasst der Pool der ehrenamtlichen Sterbebegleiter 43 Menschen, darunter drei Männer. Für Lengefeld ist diese ehrenamtliche Arbeit, die sie seit 20 Jahren, nach dem Tod ihres Mannes 1992 versieht, "eine lebensbejahende Arbeit". Sie fühlt sich durch diese teils schwere und belastende Aufgabe "unendlich bereichert".

Koordiniert wird die Sterbebegleitung von den beiden einzigen hauptamtlich tätigen Frauen im Verein, Gabi Bärhausen und Hanne Döhler. Sie führen Erstgespräche und bringen möglichst passende Ehrenamtliche mit den Familien und den Patienten zusammen. Niemand geht unvorbereitet in die Begleitung Sterbender, die auch für den Begleiter immer wieder schwere Stunden bringt.

Zunächst müssen alle Betreuer einen Befähigungskursus absolvieren. Das sind insgesamt 160 Stunden Theorie und Praxis, die sensibilisieren für die Anliegen und Bedürfnisse der Kranken und Sterbenden. "Im Grundkursus setzt man sich mit dem eigenen Ich und der eigenen Endlichkeit auseinander", berichtet Döhler.

Der Aufbaukursus vermittelt Kenntnisse im Bestattungswesen, der Seelsorge und der Palliativmedizin. Die Bewerber absolvieren ein Praktikum an der Palliativstation im Krankenhaus und belegen Gesprächsführungskurse. Begleitet werden die Patienten dann entweder im Krankenhaus, in Altenheimen oder zu Hause. Jedes Jahr gibt es Fortbildungen. Einmal monatlich findet ein Teamtreffen statt und zusätzlich wird eine Supervision für die Begleiter angeboten.

Wichtig für die Arbeit der Sterbebegleiter sei es, den Kranken dort abzuholen, wo er stehe. "Es geht nur um die Fragen, die er heute hat", da sei es wichtig, dass einer da ist, der zuhört, sowie Ruhe und Stille bringt.

Zu Hedi Dockter, Theologin und Trauerbegleiterin, kommen oft die Angehörigen mit ungeklärten Fragen. Sie füllt mit Lidwien Weyer-van Herten die zweite Säule der Hospizarbeit aus - die Trauerbegleitung. "Viele Menschen schaffen die Rückkehr in den Lebensalltag nicht", berichtet sie. Dockter verweist auf den Satz der deutsch-jüdischen Lyrikerin Mascha Kaleko. "Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem der anderen muss man leben."

Genau das sei oft die Schwierigkeit, wenn das Lebensende die Angehörigen unvorbereitet treffe. Die Angebote, die Dockter macht, sind vielfältig und überregional. So bietet das Trauercafé allen Trauernden die Möglichkeit, sich jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat auszutauschen. Das Trauer-Café ist kostenlos und kann ohne Anmeldung von 15 bis 16.30 Uhr aufgesucht werden. Weitere Trauerangebote sowie Einzel- oder Gruppenbegleitung können ebenso wie der Wunsch nach Sterbebegleitung im Hospizbüro bei den Koordinatorinnen vereinbart werden.

Ein neuer Befähigungskursus zum Sterbebegleiter beginnt im Januar 2014. Anmelden dazu kann man sich entweder persönlich von Montag bis Freitag von 9 bis 11 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus oder unter der Telefonnummer 02241/29792.

Der Verein

Vorsitzender des Vereins "Ökumenische Initiative zur Begleitung Schwerkranker, Sterbender und Trauernder Sankt Augustin e.V." ist Hubert Lange. Rund 100 Mitglieder unterstützen den Verein mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 30 Euro. Die beiden Koordinatorinnen, die sich eine Vollzeitstelle teilen, werden durch die gesetzliche Förderung von rund 65.000 Euro finanziert. Rund 15 000 Euro muss der Verein über Mitgliedsbeiträge und Spenden akquirieren. Infos über den Verein sind unter www.ambhospiz-sanktaugustin.de zu finden

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