Viele Anrufe beim Gesundheitsamt Corona-Regeln sorgen für Unsicherheit im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Müssen geboosterte Kontakspersonen nun in Quarantäne? Darf die Krankenschwester mit frischem Impfstatus früher aus der Quaratäne raus? Es gibt viel Unsicherheit. Das Gesundheitsamt im Rhein-Sieg-Kreis hat viel zu tun.

 Die Anfrage nach Coronatests steigt immens an.

Die Anfrage nach Coronatests steigt immens an.

Foto: Dylan Cem Akalin

Was gilt denn nun eigentlich ab wann für wen? Die Verunsicherung in der Bevölkerung, vor allem zu den Quarantänebestimmungen, scheint groß. Das Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises hat in diesen Tagen alle Hände voll damit zu tun, auf die Anfragen zu reagieren, sagte Ralf Thomas, Leiter der Fachstelle Covid im Rhein-Sieg-Kreis bei der Pressekonferenz zur Corona-Lage am Mittwoch.

  •  Unklarheiten bei der Erlasslage

Tatsächlich forderten die Gesundheitsministerinnen und -minister kürzlich, die Quarantänezeit für Kontaktpersonen zu verkürzen. Für geboosterte Kontaktpersonen soll sie sogar ganz entfallen. Dazu muss aber der Bundestag erst noch die „Verordnung zur Änderung der COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung“ entsprechend anpassen, was an diesem Donnerstag geschehen soll.

Gleichzeitig gibt es Thomas zufolge eine Empfehlung vom Landesgesundheitsministerium (MAGS), ab sofort schon in den Gesundheitsämtern entsprechend zu entscheiden – die Quarantänezeit also von 14 auf zehn Tage herabzusetzen und Betroffene mit einem entsprechend negativen PCR-Test schon nach sieben Tagen aus der Quarantäne zu entlassen, wie es für systemkritische Berufe etwa in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gilt. Geboosterte und sogenannte frisch Doppeltgeimpfte sollen indes als Kontaktpersonen gar nicht mehr in die Quarantäne geschickt werden. Thomas wies darauf hin, dass es in der Erlasslage aber die Begrifflichkeit des „frisch Doppeltgeimpften“ gar nicht gibt. Dies sind nämlich jene Personen, deren zweite Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt.

Die Empfehlung des Landes sei, diese Regeln so schnell wie möglich anzuwenden. Und zwar auch schon für jene, die sich bereits in Quarantäne befinden. Das sorge natürlich für einen immensen Mehraufwand in den Gesundheitsämtern. Thomas: „Die Erwartungshaltung ist immens.“ Indes unterstütze die Bezirksregierung die Kommunen bei der Handhabung dieser Regelung.

  • Virus-Mutante

Unterdessen ist Omikron auch in der Region die weitaus dominierende Virus-Mutante. Ralf Thomas zufolge liegt der Anteil bei etwa 84 Prozent aller Fälle. Genaue Zahlen zu benennen sei aber deswegen so schwierig, weil es aufgrund der aufwendigen Sequenzierung, die mehrere Tage brauche, immer wieder Nachmeldungen gebe. Bei diesen Werten hinke man ungefähr zehn Tage hinterher, sagte Thomas.

  • Inzidenz nach Altersgruppen

Sorge bereitet Landrat Sebastian Schuster vor allem die hohe Inzidenz bei den 20- bis 29-Jährigen von ungefähr 740. Dies sei ein klares Indiz dafür, dass es in dieser Altersgruppe noch zu viele Kontakte gebe. In diesem Zusammenhang äußerte sich der Landrat kritisch zu illegalen Partys wie kürzlich im ICE-Tunnel im Siebengebirge, wo mehr als 100 Jugendliche feierten.

Insgesamt ist die Sieben-Tage-Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis auf 326,3 gestiegen. „Die erhebliche Zunahme des Infektionsgeschehens wird uns weiterhin massiv beschäftigen und herausfordern“, sagte Schuster. Unter den Zehn- bis 19-Jährigen liegt die Inzidenz bei 550, mit zunehmendem Alter nimmt der Infektionswert erheblich ab: Bei den 70- bis 79-Jährigen liegt er bei 50, bei den 80- bis 89-Jährigen bei 46. Das Impfen sei vor allem wichtig, damit die Infektion „relativ glimpflich“ verlaufe, so der Landrat, „aber das allein wird uns nicht durchs Ziel führen“. Kontakte müssten weiterhin stark eingeschränkt werden.

  • Bürgertests und Trefferquoten

Extrem zugenommen hat die Zahl der kostenlosen Bürgertests. In der vergangenen Woche wurden 217.029 Tests vorgenommen. Das sind etwa 100.000 mehr als noch in der Vorwoche. Entsprechend hoch waren die positiven Befunde: insgesamt 924. Das macht eine Quote von 0,43 Prozent und liegt damit etwa doppelt so hoch zu zuletzt. Allerdings entspricht die Trefferquote nicht ganz dem dynamischen Anstieg der Gesamtinfektionen. Eine Bewertung wollte der Kreis dazu nicht abgeben.

Das Paul-Ehrlich-Institut hat die Sensitivität von 122 Antigen-Schnelltests untersucht. Vorgegeben wurde eine minimal akzeptierte Sensitivität von einem Ct-Wert von 25. Der CT-Wert (Cycle-threshold-Wert) gibt an, wie viele Vermehrungszyklen eine Probe durchlaufen muss, bis die Viruslast nachgewiesen ist. Ein hoher CT-Wert bedeutet eine niedrige Viruslast und geringe Ansteckungsgefahr. Ein niedriger CT-Wert drückt aus, dass eine Person eine hohe Viruslast hat und damit hoch ansteckend ist. Das Robert Koch-Institut gibt als Richtwert an, dass ein Infizierter bei einem Wert von 30 und mehr nicht ansteckend ist. Doch dies ist anscheinend auch bei Schnelltests das Problem: Die geforderte Sensitivitätsgrenze von höchstens 25 wurde von 96 der 122 ausgewerteten Tests erreicht.

  • Impfen

Das Impfangebot werde unterschiedlich angenommen, hieß es. Während die Impfungen bei den Zwölf- bis 15-Jährigen eher schleppend verlaufen, würden die Impftermine für Fünf- bis Elfjährige gut angenommen. Im Impfportal des Kreises gebe es noch freie Termine, indes impften die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte ihrerseits ebenso kräftig.

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