Siegburger Pumpwerk Die Faszination der schlichten Zahl

SIEGBURG · Im Siegburger Pumpwerk des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis beginnt heute, Samstag, unter dem Titel "Zahlenpumpen" eine Ausstellung von fünf Künstlern.

 Blick nach oben (v.l.): Götz Berger, Max Scholz und Ralf Kirch stellen im Pumpwerk aus.

Blick nach oben (v.l.): Götz Berger, Max Scholz und Ralf Kirch stellen im Pumpwerk aus.

Foto: Holger Arndt

Die haben zwar kein gemeinsames Konzept entworfen, ihre Werke sind aber durch zwei verbindende Aspekte in Bezug zueinander gesetzt. Es geht zum einen um die "Zahl", die jeder in seiner eigenen Deutung interpretiert. Zum anderen spielt die Architektur eine große Rolle, der Raum, der beispielsweise akustisch erlebbar wird, etwa durch die Perspektive des Hörens von "Zeitpunkten", die Max Scholz präsentiert, und um die Darstellung von "Zeitepisoden" des Musikers und Komponisten Björn Raithel in Kooperation mit Götz Berger oder "Zeitflächen" von R. J. Kirsch.

"Die Zeit wird in der Musik anders als im Alltag erlebbar, wenn sie als linear verlaufendes Kontinuum strukturiert und gestaltet wird", so Berger. Bezüge würden durch Symmetrie und Proportion geschaffen und somit auf Basis von Zahlen geplant, erklärt der Künstler seine Arbeiten, interaktive Klanginstallationen. Spannend sei für ihn die Frage, ob ein Komponist als "kalter Mathematiker" bei seinen Werken das gleiche emotionale Empfinden hat wie der Hörer.

Max Scholz zeichnet und konstruiert Fabrikationsprozesse unserer industriellen Kultur in rhythmischen Bewegungsmustern nach und nennt sie "Rosenkranzwiederholungen". Seine Arbeiten, eine "Anspielung auf die Ordnung, die wir zelebrieren", sind Apparaturen der Monotonie. Exklusiv für das Pumpwerk hat er das Objekt "2014 Count Down" geschaffen, das die gesamten Räumlichkeiten vertikal einbezieht. Im Takt einer halben Minute fallen Stahlkugeln aus einem Generator im Erdgeschoss im freien Fall durch die Gitterroste in einen "Ordnungsautomaten" im Tiefparterre. Dort werden sie aufgefangen, akribisch geordnet, numerisch und rechnergesteuert aufgereiht. "Zahlen zählen - unser Fortschritt", lautet der Kommentar von Scholz.

Die visuelle Anmutung wird extrem verstärkt vom metallischen Klacken der Kugeln, das durch seine Monotonie fast körperliches Unwohlsein erzeugt. R.J. Kirsch lässt die Besucher in einem leeren Raum einer Stimme und dem Inhalt und Aufbau eines Bildes lauschen, Beschreibungen banaler Alltagsgegenstände, wie die einer Fensterbank. Die Rezipienten folgen der Stimme aus einer Lautsprecheranlage, das Bild entsteht in ihrem Kopf.

Maler Joachim Kreiensiek bewegt sich in seinen Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Inhalt. Seine Motivvorlagen sind Stadtkarten, Lötplatinen sowie Lochkarten. Dort findet er "die Chiffren für unsere Gegenwart". Codierte Zahlenreihen, vor allem codierte Geburts- und Sterbedaten, geben dem Thema der "Zahllosigkeit", also der ungeheuren Dimension empirischer Breite, die Grundlage.

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Die Ausstellung "Zahlenpumpen" im Pumpwerk an der Bonner Straße 65 in Siegburg ist von heute bis zum 17. Oktober zu sehen. Die Vernissage beginnt heute um 18 Uhr.

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