Straßenname als Ehrung Die guten Geister von Kaldauen

SIEGBURG · Damit die Erinnerung an zwei Menschen, denen der Ort Kaldauen viel zu verdanken hat, auch in Zukunft nicht verblasst, haben Siegburger Bürger in den vergangenen Wochen Unterschriften für die Benennung zweier Straßen oder Plätze gesammelt.

 Krankenschwester Katharina Schmidt sprang überall ein, wo eine helfende Hand gebraucht wurde.

Krankenschwester Katharina Schmidt sprang überall ein, wo eine helfende Hand gebraucht wurde.

Foto: Holger Arndt

Zum einen geht es dabei um Heinrich Walterscheid: Er erreichte am 10. April 1945 die gewaltfreie Übergabe des Ortes an die amerikanischen Truppen. Und zum anderen handelt es sich um Krankenschwester Katharina Schmidt: Sie rettete durch ihren Einsatz die Leben vieler Bürger.

Weiße Fahne als Signal

Am Abend des 9. April 1945 standen die amerikanischen Befreier vor Siegburg. Die Bevölkerung war voller Angst, schließlich wusste keiner, wie die neuen Besatzer vorgehen wollten. Der 52-jährige Heinrich Walterscheid fasste sich ein Herz: Aus dem Schlafzimmer nahm er ein weißes Betttuch, band es an eine Bohnenstange aus dem Garten und lief mit dieser weißen Fahne den amerikanischen Truppen entgegen. Tatsächlich wurde der Kaldauer zum Kommandanten vorgeladen und handelte mit diesem eine friedliche Übergabe aus. Allerdings musste sich Walterscheid bereiterklären, sich erschießen zu lassen, sollten die Truppen auf ihrem Weg durch den Ort angegriffen werden. Mit seiner weißen Fahne führte er die Besatzer durch den Ort und rettete so vielen Kaldauern möglicherweise das Leben.

Krankenschwester Katharina Schmidt galt als "guter Geist" von Kaldauen. Sie kümmerte sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung und sprang überall ein, wo sie gebraucht wurde. "Wenn die Kinder aus dem Dorf sich verletzt hatten, kamen sie zu ihr, bevor sie nach Hause gingen. Sie war streng, aber immer hilfsbereit", sagt Sophie Hauck, Großnichte von Katharina Schmidt. Die Krankenschwester ging bei jedem Notfall helfend zur Hand. Mit Leidenschaft half sie Verwundeten, stand Sterbenden bei und assistierte bei Operationen. Außerdem kümmerte sich die gläubige Frau um die Kapelle in der heutigen Kapellenstraße und organisierte dort wöchentlich Gottesdienste.

"Sie war eigentlich immer unterwegs. Manchmal war sie als Babysitter bei uns Kindern, aber sonst haben wir sie nur wenig gesehen. Sie blieb auch nach dem Krieg die gute Seele des Dorfes und half, wo sie nur konnte", sagt Sophie Hauck.

Ausschuss berät im September

Welche Straßen oder Plätze nach den beiden Helden benannt werden sollen, steht noch nicht fest. Der Planungsausschuss berät im September über die Benennung zweier Straßen nach den beiden Kaldauern. "Es handelt sich hierbei um nichts, was sofort passieren muss. Vielleicht kann die Stadt Siegburg die Ehrung von Heinrich Walterscheid und Katharina Schmidt in einem neuen Siedlungsgebiet berücksichtigen", sagt Ulrich Tondar, der Initiator der Aktion.

Sophie Hauck würde sich über die Benennung des kleinen, namenlosen Weges freuen, der hinter dem alten Haus von Katharina Schmidt entlangführt. "Meiner Großtante wäre diese Ehrung sicher unangenehm. Sie war eine sehr bescheidene Frau. Ich bin allerdings sehr stolz auf sie und freue mich über den Vorschlag."

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