Kurz gefragt Die Medien spielen eine Rolle

Mit Bernd Thienel von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach Jens Kleinert.

Herr Thienel, warum nimmt die Gewaltbereitschaft gegenüber Polizeibeamten zu?
Bernd Thienel: Der Anstieg geht aus meiner Sicht einher mit einer allgemeinen gesellschaftlichen Verrohung. Die Sprache bei den Jugendlichen hat sich deutlich verändert, sie gehen oft grob miteinander um, die Achtung gegenüber Erwachsenen hat abgenommen. Da spielen die Medien sicherlich eine Rolle. Im Fernsehen entsteht oft ein verzerrtes Bild von unserem Beruf, Jugendliche bekommen vermehrt Gewalt vorgelebt. Dazu kommt, dass sich heute niemand mehr etwas sagen lassen will. Selbstbewusstsein spielt heutzutage eine große Rolle.

Mit welchen Mitteln kann man diesen negativen Trend Ihrer Meinung nach aufhalten?
Thienel: Die eine Lösung sehe ich nicht. Es ist immer die Frage, inwieweit erhöhte Bestrafung etwas bringt oder ob pädagogische Arbeit besser ist. Als GdP setzen wir uns schon länger für eine Erweiterung beziehungsweise ein höheres Strafmaß des § 113 StGB (Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) ein. Denn wenn ich Gewalt gegen Polizisten ausübe, dann übe ich Gewalt gegen den Staat aus. Das hat eine andere Qualität.

Wie kann die Bevölkerung helfen? Was wünschen Sie sich?
Thienel: Ich denke, viele Menschen haben verlernt, Autoritäten zu akzeptieren. Hier wäre es mein Wunsch, dass man die staatlichen Autoritäten auch einfach mal akzeptiert und auf die Kompetenz der Polizei vertraut. Denn wir treffen unsere Entscheidungen nicht aus Gutdünken - alle Kollegen haben vorher eine sehr gute Ausbildung genossen.

Gibt es einen typischen Täter?
Thienel: Nein, das kann man so nicht sagen. Wenn Alkohol im Spiel ist, sind Frauen genauso enthemmt wie Männer. Wenn sich Übergriffe an öffentlichen Plätzen ereignen, dann sind es meistens jüngere Leute - was aber einfach an deren Freizeitgestaltung liegt. Ältere sind abends nicht mehr am Bahnhof oder in der Fußgängerzone unterwegs. Übergriffe im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt oder Familienangelegenheiten finden wiederum eher bei den älteren Generationen statt.

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