Kommentar zur Siegstrecke Die Schiene als Pluspunkt

Meinung | Rhein-Sieg-Kreis · Die S-Bahn ist – gerade weil sie überall in dichtem Takt hält – ein Imagegewinn für jede Kommune und damit ein Argument, sich dort niederzulassen.

 Erste S 12 Au/Sieg-Köln im Juni 1991.

Erste S 12 Au/Sieg-Köln im Juni 1991.

Foto: Klaus Strack

Die Erfolgsgeschichte der S-Bahn auf der Siegstrecke zeigt: Angebot schafft Nachfrage. Und das bezieht sich nicht nur auf die Wahl des Verkehrsmittels. Die S-Bahn ist – gerade weil sie überall in dichtem Takt hält – ein Imagegewinn für jede Kommune und damit ein Argument, sich dort niederzulassen. Es ist kein Zufall, dass Städte wie Hennef seit den 90er Jahren eine derart starke Entwicklung hingelegt haben.

Die gute Schienenanbindung ist auch ein Pluspunkt für die strukturschwachen Nachbarn Eitorf und Windeck. Über kurz oder lang dürften auch sie von Überschwappeffekten auf dem Wohnungsmarkt profitieren. Die Zentren sind voll, Wohnraum kaum noch bezahlbar. Da könnte es gut sein, dass selbst zahlungskräftigeres Publikum ins Grüne zieht – zumindest in die Nähe der Siegtalstrecke, auf der heute ein Regionalexpress und zwei S-Bahnen mehrmals in der Stunde nach Köln fahren. Diese Entwicklung kann über den Ausbau des Nahverkehrs – etwa durch eine weitere Regionalbahn – vorangetrieben werden.

Dazu braucht es allerdings einen zweigleisigen Ausbau der Strecke, wie er dem Bund vorschwebt. Das sollten all jene berücksichtigen, die diese Pläne im Kreis aktuell politisch bekämpfen, weil sie eine Zunahme des Güterverkehrs befürchten. Diese Problematik ist sicherlich ernst zu nehmen, die Bevölkerung muss vor Lärm geschützt werden. Aber die Strecke Troisdorf-Siegen wird beim internationalen Güterverkehr nie die erste Geige spielen. Die Verbindung wird allenfalls eine Ausweichstrecke sein.

Der Nutzen für den Regionalverkehr – und damit für die Entwicklung der Region – ist umso höher einzuschätzen. Vorausgesetzt, die Strecke bekommt ausreichenden Lärmschutz. Und: Die Infrastruktur müsste angepasst werden, etwa durch die Aufgabe von Bahnübergängen zugunsten von Unterführungen. Große Bauprojekte, wie sie der Bund ins Auge fasst, bieten genau dazu eine Chance.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort