Badeordnung Die wichtigsten Fragen nach Vorfall im Oktopus-Bad

Siegburg · Der Rauswurf einer muslimischen Frau aus dem Siegburger Freibad wirft Fragen auf. Was im Wasser getragen werden darf, regeln die Badeordnungen. In Zweifelsfällen übt der Schwimmeister sein Hausrecht aus. Die DLRG empfiehlt eng anliegende Stoffe.

Weil sie mit einem Tuch aus leichtem Polyester-Stoff bekleidet ins Schwimmbecken ging, wurden eine muslimische Frau und ihr Lebensgefährte im Siegburger Oktopus aufgefordert, das Wasser zu verlassen. Das Paar weigerte sich, es kam zum Streit und schließlich zum Rauswurf durch die Polizei. Der Vorfall vom vergangenen Freitag wirft Fragen auf.

Welche Bekleidung ist laut Badeordnung vorgeschrieben ?

Sowohl im Siegburger als auch in der Sankt Augustiner Badeordnung ist geregelt, dass Badegäste nur in „üblicher Badekleidung“ ins Wasser dürfen. Die Formulierung lässt allerdings offen, was genau unter „üblich“ zu verstehen ist. Weiter heißt es in den Badeordnungen: Die Badebekleidung darf keine Tasche haben (Sankt Augustin), das Schwimmen in Materialien wie Jeans und Cordstoffen ist nicht erlaubt (Siegburg).

Was ist unter „üblicher“ Badekleidung zuverstehen?

Dass eine kurze Badehose und ein Badeanzug übliche Bekleidung im Schwimmbecken darstellen, dürfte wohl unstrittig sein. Doch wo liegen die Grenzen? Ist eine knielange Badeshorts noch „üblich“ oder ein UV-Schutzshirt mit langen Ärmel oder ein „Burkini“? Die Stadt Sankt Augustin stellt auf Nachfrage klar: „Unter üblicher Badebekleidung versteht die Stadt Badehosen, Badeanzüge, Bikinis sowie Burkinis.“ Üblicherweise bestehe diese Badebekleidung aus Kunstfasermaterial. Baumwollbekleidung wie Unterwäsche, abgeschnittene Jeans, T-Shirts, Kleider oder Umhänge werden nicht akzeptiert, heißt es in der Mitteilung der Stadt weiter.

Warum schreibt die Badeordnung den Gästen die Bekleidung vor?

Nach Auskunft der beiden Städte sind hygienische Gründe ausschlaggebend dafür, welche Kleidung im Becken nichts zu suchen hat. Alltagskleidung könne eher verschwitzt oder verschmutzt sein. Zudem solle verhindert werden, dass Baumwollfasern in das Beckenwasser gelangen.

Gibt es Sicherheitsbedenken bei längerer Kleidung?

„Schwimmbekleidung sollte immer eng am Körper anliegen, sonst kann die Bewegungsfreiheit im Wasser eingeschränkt sein“, sagt Stefan Halm von der DLRG im Rhein-Sieg-Kreis. Bereits längere Shorts führten außerdem dazu, dass ein Schwimmer mehr Kraft aufwenden muss und früher ermüdet.

Welche Befugnisse haben die Schwimmmeister?

Da sind die Badeordnungen eindeutig: „Das Personal oder weitere Beauftragte des jeweiligen Bades üben das Hausrecht aus. Den Anweisungen des Personals oder weiterer Beauftragter ist Folge zu leisten“, heißt es in den Vorschriften. Wer also den Anweisungen zum Beispiel des Schwimmmeisters nicht Folge leistet, muss damit rechnen, des Bades verwiesen zu werden. Im Sankt Augustiner Freibad liegt es laut Badeordnung im Ermessen des Personals, zu entscheiden, welche Badekleidung den Anforderungen entspricht und welche nicht.

Warum musste in Siegburg die Polizei eingreifen?

Die Mitarbeiter des Oktopus haben nach Auskunft der Stadt Siegburg die Polizei gerufen, um das Hausrecht durchzusetzen. Das Paar habe sich geweigert, den Aufforderungen des Personals Folge zu leisten. Die Betroffen berichten, ihnen sei nicht richtig erklärt worden, worin ihr vermeintliches Fehlverhalten bestanden hätte, und sie seien von der plötzlichen Gewalt schockiert gewesen. Nach Auskunft der Polizei handelt es sich bei dem Vorfall im Oktopus um eine Ausnahmesituation. Einsätze dieser Art seien sehr selten.

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