Früheres Gymnasium an der Humperdinckstraße Ehemalige Schüler schwelgten 50 Jahre nach dem Abitur in Erinnerungen

SIEGBURG · 50 Jahre nach Erhalt ihrer Abiturzeugnisse im März 1964 trafen sich am vergangenen Wochenende 15 Schüler der ehemaligen Oberprima a des früheren Staatlichen Gymnasiums an der Humperdinckstraße.

 Melden sich wie früher: Die Teilnehmer des Klassentreffens in der heutigen Musikschule.

Melden sich wie früher: Die Teilnehmer des Klassentreffens in der heutigen Musikschule.

Foto: Holger Arndt

Es war die altsprachliche Klasse der Vorgängerschule des heutigen Anno-Gymnasiums. Von den ehemals 25 Abiturienten sind bereits zwei gestorben, von zwei Mitschülern waren die Adressen nicht zu ermitteln. Einige konnten wegen Erkrankung oder wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht an dem Klassentreffen teilnehmen. Aber diejenigen, die gekommen waren, hatten eine Menge Spaß.

Das Wiedersehen begann mit einem Empfang bei Bürgermeister Franz Huhn im Rathaus. Für die Schüler sei Siegburg ein Teil ihrer Identität, sagte Hans-Walter Aust, der für alle Mitschüler sprach. "Hier sind wir als Kinder angekommen und von hier als Erwachsene weggegangen", fuhr er fort.

Trotz eines straffen Programms blieb genügend Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen, Anekdoten zu erzählen und Lehrer zu zitieren, vor allem den späteren Oberstudiendirektor, der Latein unterrichtete, und den man nur "Willi Wacker" nannte. Aufgrund solch wunderbarer Satzschöpfungen wie "Wer meint, er könne maulfechten, der irrt hier", sei er allgegenwärtig gewesen und wurde herrlich imitiert von Gunter Angern (69) aus Köln.

Während einige der früheren Schüler in Siegburg wohnen geblieben sind und daher einen kurzen Weg zum Treffen hatten, reisten andere von weiter her an. Beispielsweise aus Egestorf bei Lüneburg, aus Winterberg, Wuppertal, Bad Neuenahr, Saarbrücken und sogar aus Umbrien in Italien.

Dort ist Pater Wilfried Krieger zu Hause. Der gebürtige Troisdorfer lebt als Angehöriger einer Ordensgemeinschaft in Spello in der Nähe von Assisi. Immer wieder hieß es: "Weißt du noch?" Dann blieben auch bei der Führung durch die Kreisstadt, die Altbürgermeister Rolf Krieger leitete, oder bei einem Besuch der alten Schule, das heutige VHS-Gebäude, alle stehen, schauten gespannt auf denjenigen, der das Wort ergriffen hatte und ihren Gesichtern war anzusehen, dass sie natürlich genau wussten, was kam. Kollektives Gelächter folgte, die "Pennäler" kriegten sich kaum wieder ein vor Lachen.

Bestens im Gedächtnis geblieben war unter anderem die Angewohnheit eines Mathematiklehrers, seinen Schlüsselbund wie ein Geschoss in Richtung eines "Störenfrieds" zu werfen, und das mit den Worten anzukündigen: "Gleich wird die Luft eisenhaltig." Brav waren sie nicht immer, aber alle sind etwas geworden: Pädagogen, Mediziner, Ingenieure, Chemiker, Juristen und Zahnärzte.

Ein Vertreter dieser Berufsgruppe zog im Musikunterricht einmal den Stecker eines Plattenspielers, die Scheibe mit "Brahms" ging in Zeitlupentempo über, dann verstummte die Musik. Von der fassungslosen Lehrerin angesprochen, kam die lapidare Erklärung des "Übeltäters": "Ich hab keine Lust mehr, den Driss zu hören." Die 68- bis 71-Jährigen schnappen noch heute nach Luft, wenn sie von der Gegebenheit erzählen.

Edmund (Ed) Klein (heute 71) griff sich gerne mal einen schmächtigen "Kollegen" vor dem Sportunterricht und warf den zwischen sich und einem weiteren Mitschüler wie einen Ball hin und her. "Ich war damals schon 1,80 groß und sehr kräftig", lacht er über diesen Unfug. Willi Wacker hätte gesagt: "Ihr dummes Volk, du." Denn ab der Oberstufe wurde man gesiezt, womit einige Lehrer wohl ihre Schwierigkeiten hatten.

Willi Wacker habe übrigens keine Kritik vertragen, erzählten die Herren. Als Hans-Walter Aust, bis zu seiner Pensionierung selbst lange Jahre Studiendirektor in Wuppertal, den Lehrer auf eine falsch angewandte Grammatik aufmerksam gemacht habe, habe der nur mit dem Satz reagiert: "Aust, Sie Neunmalkluger, Sie!"

Das Treffen endete am Abend mit einem festlichen "Kommers" in einem Siegburger Restaurant. Und die Runde großer Jungs konnte nicht genug bekommen von der Frage: "Weißt du noch?"

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