Kommentar Ehrgeiziges Ziel

Die fetten Jahre sind vorbei. Siegburg muss sparen und zugleich mehr Geld einnehmen, und zwar kräftig. Zehn bis zwölf Millionen Euro sollen dadurch im Jahr zusammenkommen, das ist ein ehrgeiziges Ziel.

Psychologisch gesehen ist es wohl richtig, die Messlatte gleich so hoch zu legen. So demonstriert die Stadt, dass es ihr ernst ist mit dem Haushaltsausgleich. Dass sie sich aufgrund der Haushaltssperre nicht einmal Weihnachtsbäume leistet, unterstreicht den ungemütlichen Sparkurs sozusagen auf symbolische Art. Dieser fängt mit dem Diskussionspapier erst an.

Gewiss: Da drängt sich die Frage auf, ob die Verantwortlichen in Rat und Verwaltung auch früher schon so umfassend und gewissenhaft alle Ausgaben und Einnahmen auf den Prüfstand gesetzt haben. Wurde da immer sparsam gewirtschaftet? Oder ging man in guten Jahren, in denen sich ein Haushaltssicherungskonzept abwenden ließ, in die Vollen? Wie auch immer: Haushaltspolitisch steht die Stadt nicht nur vor einem Kraftakt, sie muss auch nachhaltige Veränderungen anstoßen.

Siegburg wird den Weg gehen, den andere Kommunen im Kreis schon längst beschritten haben - kurz: mehr Belastungen für die Bürger, zugleich weniger Leistungen, weniger Angebote, womöglich Einschnitte in der Infrastruktur. Teilweise wird man sich auch von Standards verabschieden müssen, die nicht mehr so recht in die Landschaft passen.

Siegburg hat beim Bürgerservice die längsten Öffnungszeiten im Kreis. Ein tolles Angebot, klar. Müssen es in dieser Stadt der kurzen Wege aber gleich 41 Wochenstunden sein? Und: Wo gibt es das noch, dass eine Bücherei keine Leihgebühren verlangt? Zwei Euro Eintritt für ein Stadtmuseum, das teilweise mit hochkarätigen Ausstellungen aufwartet - ist das verhältnismäßig?

Die Politik ist nicht zu beneiden, sie muss die Entscheidung-en jetzt vorbereiten. Ganz allein ist sie nicht, schließlich sind die Bürger eingeladen, eigene Vorschläge zu machen. Wer ernsthaft mitreden will, sollte sich das Papier zur Haushaltskonsolidierung zu Gemüte führen.

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