Humperdinck-Jubiläum in Siegburg Ein Flashmob singt für Humperdinck

Siegburg · Ein Aktionstag, vollgepackt mit Musik, widmet sich dem in Siegburg geborenen Komponisten. Es ist der Auftakt eines ganzen Festmonats.

 Nicht zum Verzehr ist die Humperdinck-Torte gedacht, die Elke Koch-Ulrich kreiert hat.

Nicht zum Verzehr ist die Humperdinck-Torte gedacht, die Elke Koch-Ulrich kreiert hat.

Foto: Nadine Quadt

Die Melodie ist vertraut. „Suse, liebe Suse“, spielen die Glocken am Siegburger Stadtmuseum und die Musik aus der Feder von Siegburgs berühmtem Sohn Engelbert Humperdinck klingt über den Marktplatz – wie jeden Mittag. Und doch wohnt ihrem Spiel dieses Mal ein besonderer Moment inne: Sie läuten die Geburtsstunde Humperdincks ein. Um 12 Uhr ist er am 1. September 1854 im heutigen Stadtmuseum am Markt geboren. Mit einem Aktionstag starteten die Siegburger Humperdinck-Freunde und die Stadt am Mittwoch in ihren Jubiläums-Monat.

Musik unter freiem Himmel, hygienisch verpackte Geburtstagsküchlein, den frisch erschienenen Humperdinck-Kalender und jede Menge Informationen rund um den Komponisten gab es über den ganzen Tag verteilt am unteren Markt und damit unweit des Ortes, an dem Engelbert Humperdinck vor nunmehr 167 Jahren geboren wurde. Das Stadtmuseum war zu jener Zeit noch eine Schule, Humperdincks Vater Gustav war dort Lehrer für Deutsch, Griechisch und Latein.

Zu Beginn des ihm gewidmeten Jubiläumsmonats blickte Humperdinck selbst noch einmal auf einem überlebensgroßen Porträt aus einem der Museumsfenster. „Es ist ein Original HA Schult“, sagte Susanne Haase-Mühlbauer, die den Aktionstag als Vorsitzende der Siegburger Humperdinck-Freunde und auch als Vize-Bürgermeisterin eröffnete. Zum Stadtjubiläum im Jahr 2014 hatte der Kölner Künstler 33 Prominente gleichsam in die Museumsfenster gesetzt. Einzig das Porträt des Komponisten ist sieben Jahre später noch im Besitz der Stadt – in seinem Festjahr darf „Engel-Bärtchen“, wie seine Schwester Adelheid ihn liebevoll nannte, noch einmal auf den Markt blicken.

 Nicht zum Verzehr ist die Humperdinck-Torte gedacht, die Elke Koch-Ulrich kreiert hat. Sie soll den Festmonat überdauern, zu dessen Auftakt das Holzbläser-Quintett der Kölner Musikhochschule Stücke des Komponisten spielte.

Nicht zum Verzehr ist die Humperdinck-Torte gedacht, die Elke Koch-Ulrich kreiert hat. Sie soll den Festmonat überdauern, zu dessen Auftakt das Holzbläser-Quintett der Kölner Musikhochschule Stücke des Komponisten spielte.

Foto: Nadine Quadt

Humperdincks Geburtstag markiert den Startpunkt des Jubiläums-Monats, ist aber nicht dessen Anlass. Der findet sich Ende September: Vor 100 Jahren, am 27. September 1921, ist der Musiker gestorben. „Coronabedingt können wir das Jubiläum nicht mit so vielen Veranstaltungen begehen, wie wir es gerne getan hätten“, bedauerte Susanne Haase-Mühlbauer. Zumindest aber im mit Humperdincks Lebensdaten so eng verknüpften September soll es nun verschiedene, teilweise auch ungewöhnliche Aktionen geben.

Der „Abendsegen“ aus seiner berühmten Märchenoper „Hänsel und Gretel“, den das Holzbläser-Quintett der Kölner Musikhochschule auf dem Marktplatz spielte, bildete dabei nur den Anfang. Mit „Brüderchen, komm’ tanz mit mir“, kündeten die Musiker nämlich von einem besonderen Theaterstück, das am Samstag im Kaldauer Wald Premiere feiert. Die Siegburger Studiobühne inszeniert im dortigen Waldkindergarten zehn Mal „Hänsel und Gretel“ als Walking Theatre mit Livemusik. Mit Kopfhörern ausgestattet folgen die Zuschauer den Schauspielern durch den Wald, spielen gewissermaßen Mäuschen und erleben das Märchen hautnah, hören dabei Humperdincks Erfolgsmelodien – gespielt vom Holzbläser-Quintett. Noch gibt es ein paar wenige Karten bei der Studiobühne.

„Humperdinck ist weit mehr als nur der Verfasser der Hänsel und Gretel-Oper“, stellte der Siegburger Musikschulleiter Hans-Peter Herkenhöhner klar. Seine Einrichtung trägt den Namen des Komponisten. Dazu verwies Herkenhöhner etwa auf den Humperdinck-Sonderpreis der Kreisstadt Siegburg beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“. Um auch mit unbekannteren Werken des Komponisten vertraut zu machen, hat er sich im Jubiläumsjahr zudem etwas besonderes ausgedacht: zusammen mit der Kölner Opernkiste und dem Holzbläser-Quintett produzierte Videoclips. Diese können im Humperdinck-Kalender über einen QR-Code aufgerufen werden.

Nicht aus Stein, sondern aus weißem Fondant hat Elke Koch-Ulrich eine Büste des Komponisten geschaffen. Die zog am Informationsstand des Siegburger Stadtmarketings unweigerlich die Blicke auf sich. Zum Verzehren ist sie indes nicht gedacht, und auch nicht geeignet, wie die Siegburger Tortendesignerin verriet. „Die Humperdinck-Torte soll den ganzen Monat überdauern“, sagte sie. Deswegen hat sie keinen süßen Kern, sondern ist rund um eine Styroporkugel kreiert. Süßigkeiten, die Humperdinck-Fans essen können, gab es zum Geburtstag dann aber doch in Form von Cupcakes und Macarones.

Zu einer Verknüpfung von Beethovenfest und Humperdinckjubiläum kommt es am Samstag im Rhein-Sieg-Forum. Ab 20 Uhr sind dort seine „Königskinder“ in der Urfassung des Melodrams zu sehen. Mit einem Humperdinck-Symposium und dem Resonanzen-Konzert an seinem Todestag zählte Christian Ubber, Leiter der Siegburger Musikwerkstatt, weitere Veranstaltungen des Jubiläumsmonats auf. Und auch im Museumsgespräch am Donnerstagabend im Stadtmuseum steht das Geburtstagskind im Fokus. Ab 18.30 Uhr spricht Matthias Henke über „Aufstieg und Fall des Engelbert Humperdinck“.

Immer wieder setzte sich Konstantin Kopenhagen am Mittwoch an sein Klavier und spielte Humperdincks Melodien. In einem Quiz konnten die Besucher zudem ihr Wissen um den Siegburger Musiker testen. Zum Abschluss des Aktionstages gab es dann noch einmal Musik: Gesungen von einem Flashmob-Chor auf der Museums-
treppe. Und auch wenn der Festmonat vorbei, das Jubiläumsjahr vergangen ist, bleibt etwas Neues von Humperdinck zurück in seiner Geburtsstadt, so viel verriet Irene Pigulla: eine von ihr initiierte und gestiftete Stele auf dem Michaelsberg.

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