Randi Crott erhält den Rheinischen Literaturpreis Ein gefährliches Geheimnis

SIEGBURG · Die WDR-Moderatorin und Journalistin Randi Crott ist Trägerin des Rheinischen Literaturpreises 2014. Mit ihrem Buch "Erzähl es niemandem! Die Liebesgeschichte meiner Eltern" hatte sie die Fachjury überzeugt und nahm deshalb am Samstag in der Stadtbibliothek die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung der Siegburger Stadtbetriebe entgegen.

 Preisübergabe: (v.l.) Laudator Roland Koch, Randi Crott, Lillian Crott Berthung und Franz Huhn.

Preisübergabe: (v.l.) Laudator Roland Koch, Randi Crott, Lillian Crott Berthung und Franz Huhn.

Foto: Holger Arndt

"Einstimmig und sofort ohne jeden Zweifel" sei sich die Jury einig gewesen, dass die diesjährige Auszeichnung - das Thema lautete "Autobiographische Texte von rheinischen Schriftstellern" - an Crott zu vergeben sei, so der Jury-Vorsitzende Roland Koch in seiner Laudatio. "Ihre Erzählweise hat eine gewisse Distanz. Dadurch ist es liebevoll, aber nicht zu nah." Vor allem habe ihn persönlich die ungeschmückte, nüchterne Schilderung Crotts angesprochen, die es "dem Leser überlässt, Gefühle zu entwickeln", so der Literaturwissenschaftler.

Rund 200 rheinische Feuilletonredaktionen hatten den Roman zuvor aus einer Auswahl von insgesamt 18 Texten ausgewählt. Die Fachjury gab ihm am Ende den Vorzug vor Ute Bales' "Peter Zirbes" und vor Hanns-Josef Ortheils "Die Erfindung des Lebens". "Während meiner Arbeit am Schreibtisch habe ich mich oft gefragt: 'Interessiert das eigentlich überhaupt jemanden?'", sagte die Autorin selbst, bevor sie aus den Händen von Bürgermeister Franz Huhn eine Urkunde sowie ein Präsent erhielt und anschließend Auszüge ihres Werkes vorlas. Mitgebracht hatte sie ihre Mutter Lillian Crott Berthung, die zugleich eine der Hauptprotagonisten ihres Buches ist und deshalb, so Crott, "bis zuletzt nicht gewusst" habe, ob sie mit nach Siegburg kommen sollte.

Als junge Frau hatte die Norwegerin während der Besetzung ihrer Heimat durch die Wehrmacht ihren späteren Mann und Crotts Vater, einen deutschen Soldaten, kennengelernt und war ihm später trotz vieler Widrigkeiten nach Deutschland gefolgt. Ihre Liebesgeschichte bildet neben der Aufarbeitung des Schicksals der norwegischen Zivilbevölkerung eine von drei Erzählebenen von "Erzähl es niemandem!".

Ergänzt werden diese beiden Handlungsstränge von Crotts Schilderungen über die Spurensuche in der Familiengeschichte ihres Vaters: Denn der war - das erfuhr die mittlerweile 63-jährige Autorin erst als Erwachsene - jüdischer Abstammung und trug damit als Soldat, umgeben von Nazis, ein gefährliches Geheimnis mit sich. Nach seinem Tod rekonstruierte Crott anhand von Aufzeichnungen und Briefen den Leidensweg einer Tante des Vaters, die von Düsseldorf aus deportiert worden war und im Konzentrationslager Theresienstadt den Tod fand.

Dass Crotts Bedenken im Hinblick auf das öffentliche Interesse an ihrer Geschichte letztendlich unbegründet waren, zeigt der Erfolg des Buches: Nach seinem Erscheinen im Frühjahr 2012 war es schnell zum Bestseller avanciert und auch in Norwegen veröffentlicht worden.

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