Exkursion zum Trerichsweiher in Siegburg Ein Naturschutzgebiet im Zeichen des Klimawandels

Siegburg · Der Trerichsweiher ist ein Kleinod im Norden Siegburgs. Bei einer Exkursion zeigte der Diplombiologe Joachim Kranz jetzt auf, wie sich die Pflanzen- und Tierwelt im Naturschutzgebiet verändert.

 Kleinod im Siegburger Norden: Rund um und im Trerichsweiher leben viele Tier- und Pflanzenarten.

Kleinod im Siegburger Norden: Rund um und im Trerichsweiher leben viele Tier- und Pflanzenarten.

Foto: Holger Arndt

Er ist jeden Sommer so etwas wie das Sorgenkind in der Stadt Siegburg. Denn die heißen Temperaturen der vergangenen Jahre haben dem Gewässer im Norden der Stadt arg zugesetzt, regelmäßig drohte es umzukippen. Deswegen sind inzwischen Lüfter fest im Trerichsweiher installiert, die im Notfall die Wassermassen umwälzen. Wie es um das Kleinod und seine Bewohner steht, erläutert der Diplombiologe Joachim Kranz am Samstag während einer Exkursion durch das Naturschutzgebiet.

„Nach drei trockenen Jahren, haben wir dieses Jahr einen typischen mitteleuropäischen Sommer“, sagt Joachim Kranz. Bei der von Andrea Meister vom Siegburger Umweltamt organisierten Exkursion erklärt er anhand konkreter Beispiele, welche Auswirkungen der Anstieg der Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit auf die heimische Pflanzenwelt haben. „Dieses Jahr gibt es mehr Mücken als sonst“, sagt er etwa. Den 13 Exkursionsteilnehmern rät er zu einem Spitzwegerichblatt. „Wenn man das Blatt über den Stich reibt, hört das Jucken auf“, so der Fachmann, der in Mainz im Pflanzenschutz tätig ist.

Was im Hinblick auf die Halsbandsittiche, die sich inzwischen im Raum Köln angesiedelt haben, noch ein lustiger Effekt sei, sorge bei Pflanzen für eine Zunahme der Krankheiten, so der ehemalige Phytomediziner der Landwirtschaftlichen Fakultät in Bonn. Dazu weist Kranz auf die kahlen Zweige einer Esche hin. „Ein bis zwei Grad Celsius reichen schon aus, damit sich Schädlinge, die es hier früher nicht gab, etablieren können“, erklärt er im Hinblick auf einen Pilz, der sich in Folge des Klimawandels verstärkt über Eschen hermacht und zum Triebsterben führt.

 Bei seiner Exkursion zeigt Joachim Kranz die klimabedingten Veränderungen in der Natur auf.

Bei seiner Exkursion zeigt Joachim Kranz die klimabedingten Veränderungen in der Natur auf.

Foto: Inga Sprünken

„Bei der Ulme kennt man das Phänomen schon seit ein paar Jahren“, so Kranz mit Blick auf den Ulmen-Splintkäfer. Alte Ulmen werde es in Deutschland bald nicht mehr geben. Und auch die weißblühende Rosskastanie sei gefährdet. Kranz weist auf deren braune Blätter hin. Die Larven der Miniermotte sind dafür verantwortlich. Das Insekt verbreitet sich seit einem Vierteljahrhundert vom Balkan her immer weiter nach Norden und Westen.

Langfristig keine Fichten mehr in Deutschland

„Die Globalisierung trägt dazu bei“, sagt Kranz im Hinblick auf das Einschleppen von Tieren und Pflanzen. Irgendwann gebe es auf der ganzen Welt nur noch einheitliche Pflanzen, schildert er die Einschätzung von Experten und kommt auf die Fichtenwälder zu sprechen. Die seien von den Preußen angelegt worden, weil diese Baumart nach 60 bis 70 Jahren erntereif sei. Langfristig gebe es keine Fichten mehr in Deutschland, weil es zu trocken sei.

Zu den Neophyten, also eingewanderten Pflanzenarten, zählt auch das Drüsige Springkraut. „Die Pflanze kommt eigentlich aus dem Himalaya. Sie entstammt vermutlich Hausgärten und verdrängt heimische Pflanzen“, erklärt der gebürtige Troisdorfer, der als Kind rund um den Trerichsweiher gespielt hat. „Ich kenne das Gebiet schon seit 35 Jahren und habe dessen Entwicklung mitbekommen“, so Kranz. Dort breite sich vermehrt die aus Nordamerika stammende spätblühende Traubenkirsche aus. Die Vermehrung solcher Neophyten hänge mit der zunehmenden Luftverschmutzung und dem damit einhergehenden Stickstoffgehalt zusammen.

Veränderungen in der Vogelwelt

Zu den eingewanderten Insekten gehören neue Mückenarten wie die Tigermücke, die Gottesanbeterin und die Kräuseljagdspinne. Das ist die einzige Spinne, die mit ihren Beißwerkzeugen durch die menschliche Haut kommt. „Das fühlt sich an wie ein Wespenstich“, so Kranz. Spannend seien auch die Veränderungen in der Vogelwelt, sagt er und verweist auf die Nilgans und Flamingos im Münsterland. Der Bienenfresser sei neu eingewandert, wohingegen die Kiebitze immer mehr verdrängt würden.

Am Trerichsweiher weist er auf die Kormoran- und Graureiher-Kolonien hin und freut sich, erstmals auch einen Silberreiher zu entdecken. Landschaftswart Anton Lehnard, der die Exkursion begleitet, spricht den fehlenden Schilf-Bestand an. „Der kommt nicht gut mit nährstoffreichem Wasser zurecht“, erklärt Kranz. Zuwanderer wie die Nutrias fräßen zudem den Schilf. Während die Süßwassermuscheln ausgestorben seien, gebe es nun Rotwangenschildkröten im Trerichsweiher – der Klimawandel lasse grüßen.

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