Michaelsberg in Siegburg Ein neues Farbkleid für die Abtei

Siegburg · Ein Aufschrei ging Ende der 1970er Jahre durch die Bevölkerung, als nach Abbau der Gerüste der Blick auf den Abteiturm wieder frei war: Statt in purem Stein zeigte sich das Siegburger Wahrzeichen verputzt und im barocken Gelb. Die übrigen Abteigebäude folgten in den nächsten Jahren.

 Die Abtei ist wieder frei: der Kran ist weg, jetzt kommt der neue Anstrich.

Die Abtei ist wieder frei: der Kran ist weg, jetzt kommt der neue Anstrich.

Foto: Ingo Eisner

„Viele Siegburger bedauerten das sehr“, erinnert sich Siegburgs Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger. Heute gehört das Gelb zur Abtei wie diese auf den Michaelsberg. Im Zuge der An- und Umbauten für das Katholisch-Soziale-Institut (KSI) steht nun wieder eine neue Farbgebung an. Wenn die Hüllen vom Abteigebäude fallen, dürfte der Aufschrei in Siegburg aber nicht ganz so groß ausfallen: Aus barockem Gelb wird lediglich ein etwas helleres, graueres Gelb.

Wie berichtet, hatten heftige Hagelschauer im vergangenen Juli das Dach und die Fassade im Westflügel der Abtei beschädigt. So stark, dass das frühere Kloster nun ein neues Schieferdach erhält und die Westfassade komplett neu verputzt und gestrichen wird. Einen neuen Anstrich gibt es abschließend für die gesamte Abtei, mit Ausnahme der Kirche. Die nicht eingeplanten Arbeiten am Kloster lassen die Kosten von 41 Millionen Euro um zusätzliche sechs Millionen Euro steigen. Und sie sorgen für Verzögerungen im Zeitplan. Laut Projektleiter Martin Günnewig zieht das KSI Anfang 2017 von Bad Honnef nach Siegburg.

Leicht hat sich das Erzbistum Köln die Entscheidung über den neuen Farbton nicht gemacht. Man habe mit verschiedenen am Projekt Beteiligten darüber beraten und schließlich entschieden, teilte es mit. Neben Vertretern des Erzbistums, des Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland und des Architekturbüros waren auch Kreisdechant Thomas Jablonka, Pater Antony Kavunguvalappil, Prior der Karmeliten, Bürgermeister Franz Huhn und Andrea Korte-Böger in der Findungskommission.

„Die Abtei soll sich in ihrer Farbigkeit abheben und eigenständig bleiben, gleichzeitig ist ein harmonisches Miteinander, ein Gesamtensemble gewünscht“, erklärte Architektin Annegret Kufferath. Es müsse eine Farbe sein, die zwischen der einst bestimmenden Natursteinfassade aus Wolsdorfer Brocken, wie sie das Torhaus und die Sockel noch zeigen, der neuen, eher grauen Natursteinfassade des Anbaus und den Gelbtönen der Abtei vermittelt. Verschiedene Töne wurden dafür auf dem Michaelsberg angerührt und dort probeweise an die Wand gebracht. Die Kommission entschied sich für einen neuen, eigens für die Abtei kreierten Gelbton.

„Er ist nicht mehr ganz so bunt, geht mehr ins Graue“, beschreibt Andrea Korte-Böger, die auch Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges ist, den Ton. Die Entscheidung sei rein geschmacklich, denn historische Vorgaben fehlten. „Im 19. Jahrhundert wurde der Putz der Abtei abgeschlagen und der Stein freigelegt“, so Korte-Böger. Erst Anfang der 1980er Jahre sei die Abtei wieder verputzt worden, um den Stein vor Verwitterung zu schützen. Einen Aufschrei ähnlich wie damals erwartet Korte-Böger nicht: „Alle werden sich freuen, dass die Abtei wieder herrlich sauber und strahlend ist.“ Das glaubt auch Bürgermeister Franz Huhn: „Das passt farblich zusammen.“ Die Abtei strahle wie gewohnt, der KSI-Anbau unterwerfe sich in einem helleren Ton.

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