Richard-Wagner-Verband Rhein-Sieg Ein neues Gesicht mit eigenem Profil

SIEGBURG · Vielen ist er als Fachmann für Engelbert Humperdinck und Herausgeber der fünfbändigen Lieder-Gesamtausgabe des Siegburger Komponisten bekannt. Nun wurde Christian Ubber zum ersten Vorsitzenden des Wagner-Verbands Rhein-Sieg gewählt. Seine Stellvertreterin ist die Siegburgerin Gerti Kunze. 50 Wagner-Verbände gibt es deutschlandweit, weltweit sind es 140.

 Engelbert Humperdinck

Engelbert Humperdinck

Foto: dpa

Warum es nun auch in Siegburg einen Wagner-Verband gibt, was den Verband besonders macht und was seine Ziele sind, verriet Christian Ubber im Gespräch mit GA-Mitarbeiterin Susanne Haase-Mühlbauer. Und eine sensationelle Verbindung zwischen Richard Wagner, Engelbert Humperdinck und Christian Ubber gibt es mit 24 neu entdeckten Humperdinck-Takten in einer Bearbeitung des Wagner-Vorspiels zu "Tristan und Isolde" auch ganz aktuell zu vermelden...

Seit Ende August gibt es in Siegburg einen Wagner-Verband. Was war der Gründungsgrund?
Christian Ubber: Es gab eine Reihe von Wagner-Freunden in der Region, die sich zusammenschließen wollten und damit an mich herangetreten sind. Hier wollen sich Liebhaber der Bayreuther Festspiele und Opernfreunde zusammenfinden und vor allem solche, die den Stipendiengedanken Wagners gemeinsam weitertragen wollen.

Es gibt doch schon einen Wagner-Verband Bonn/Siegburg. Ist das ein Konkurrenzunternehmen?
Ubber: Ich sehe uns nicht als Konkurrenz. Wir bieten unseren Mitgliedern andere Angebote, haben andere Ziele und gegenüber allen anderen Wagner-Verbänden Deutschlands besitzen wir vor allem einen völlig anderen Schwerpunkt.

Worin besteht der einzigartige Schwerpunkt des Siegburger Wagner-Verbandes?
Ubber: Normalerweise vergeben Wagner-Verbände Stipendien an junge erwachsene Künstler, die beispielsweise gerade das Studium abgeschlossen haben und ihre ersten Karriereschritte machen. Sie stehen am Anfang ihrer Laufbahn und liegen in der Altersgruppe zwischen 25 bis 35 Jahren. Wir setzen unseren Fördergedanken weit früher an. Wir fördern bereits Kinder und Jugendliche unserer Region durch ein Wagner-Stipendium, die zum Beispiel Preisträger bei 'Jugend musiziert' oder Teilnehmer der studienvorbereitenden Abteilungen der Musikschulen sind oder am Beginn ihres Studiums stehen, also Stipendiaten im Alter zwischen etwa 17 und 20 Jahren.

Wie sieht ein Wagner-Stipendium aus?
Ubber: Damit wird dem Stipendiaten der Besuch von drei Vorstellungen der Bayreuther Festspiele und einem Stipendiaten-Konzert ermöglicht mit Rahmenprogramm und Empfang.

Siegburg ist Humperdincks Geburtsstadt und Humperdinck war Freund Richard Wagners und auch sein Assistent in Bayreuth. Wird die Freundschaft nun auch in den Verbänden gelebt?
Ubber: Bei der Gründungsidee des Siegburger Verbandes spielte tatsächlich auch der biografsche Anknüpfungspunkt, der beide Komponisten verband, eine Rolle. Vielleicht bin ich auch wegen meiner Rolle als Leiter der Humperdinck-Musikwerkstatt um den Vorsitz des Wagner-Verbandes gebeten worden.

Eine Humperdinck-Sensation zum Wagnerjahr haben Sie ja erst vor wenigen Wochen, bei einem Siegburger Konzert zum Wagnerjahr mit Klavier und Streicher im Stadtmuseum erklingen lassen ...
Ubber: Seine Fassung des Vorspiels zu Wagners "Tristan und Isolde" mit 24 Takten, die ich als von Humperdinck selbst komponiert identifizieren konnte, sind seit ein paar Tagen erst in einer gedruckten Erstveröffentlichung bei Tonger frisch erschienen. Das bringt für die Wagner- wie für die Humperdinckforschung eine absolute Novität.

Was hören wir beim Gründungskonzert am 11. Dezember ab 19 Uhr im Stadtmuseum?
Ubber: Neben Musik von Wagner und Humperdinck bieten wir unter anderem einigen jungen Preisträgern des Orientierungswettbewerbs 'Jugend musiziert' ein Podium.

Steht der oder die erste Stipendiatin schon fest?
Ubber: Da haben wir tatsächlich schon zwei Musikerinnen angesprochen, die wir natürlich zu gegebener Zeit vorstellen werden. - Im Übrigen ist unser Verband dankbar für die guten Kontakte unserer zweiten Vorsitzenden Gerti Kunze zur Bonner Oper: Für den 6. Dezember hat unser Verband für Siegburger Schüler eine Opernführung und anschließenden "Hänsel und Gretel"-Besuch ermöglicht. Auch damit schließt sich wieder der Kreis zu Humperdinck...

Christian Ubber und der Richard-Wagner-Verband Region Rhein-Sieg

Der Siegburger Musikwissenschaftler Christian Ubber studierte in Köln Musikwissenschaften und Klavier und wurde 1998 mit einer Arbeit über die Klavieretüden von Franz Liszt promoviert. Seit 1999 leitet er die Engelbert-Humperdinck-Musikwerkstatt und arbeitet seither an Veröffentlichungen und Erstausgaben zu Engelbert Humperdinck. Unter anderem veröffentlichte er sämtliche Lieder Humperdincks in einer fünfbändigen Gesamtausgabe sowie eine ganze Reihe an kammermusikalischen Werken. Seit August 2013 steht Ubber dem Neuen Wagner-Verband Rhein-Sieg vor. Er ist 48 Jahre alt, verheiratet mit Ulrike Ubber und hat drei Kinder.

Mit der Siegburger Neugründung eines Wagner-Verbandes unter Vorsitz von Christian Ubber und Gerti Kunze besitzen die europaweiten Wagner-Verbände ein neues Gesicht mit eigenem Profil. Das will den Blick verstärkt auf die Zielgruppe der "Kinder und Jugendlichen" werfen. Der gemeinnützige Verband arbeitet daher eng mit der Richard-Wagner-Stipendienstiftung, den Musikschulen der Region, dem Wettbewerb "Jugend musiziert" und anderen Institutionen und Personen des kulturellen Lebens zusammen, das er fördern und unterstützen will. Bereits die Gründungsversammlung im August trat mit 23 Mitgliedern an, aktuell sind es 49.

Der Verband lädt für Mittwoch, 11. Dezember, erstmals zu einem Konzert ein. Beginn ist um 19 Uhr im Stadtmuseum Siegburg.

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