U3-Betreuung im Rhein-Sieg-Kreis Ein Platz für jedes Kind

RHEIN-SIEG-KREIS · Im Rhein-Sieg-Kreis hat zum Start des Rechtsanspruchs auf U3-Betreuung am Donnerstag jedes Kind einen Platz in einer Kindertagesstätte oder bei einer Tagesmutter bekommen - so zumindest der offizielle Stand laut Kreisverwaltung.

"Uns ist keine Kommune bekannt, wo einem Kind kein Platz angeboten werden konnte", sagte Sprecherin Rita Lorenz am Mittwoch auf GA-Anfrage. Klagen liegen bislang nicht vor und werden auch weder vom Kreis noch von Kommunen erwartet.

Freie Plätze vermeldet die Stadt Niederkassel: Laut der Beigeordneten Mechthild Schlösser-Macke bietet die Stadt 284 Plätze in Einrichtungen und 56 Tagespflegeplätze an. Auch Hennef kann "alle Wünsche nach einem U 3-Platz erfüllen", wie Bürgermeister Klaus Pipke mitteilte. 209 Plätze hält die Stadt in Kitas bereit, 116 in der Tagespflege und neun weitere in einer Großtagespflegestelle in Happerschoß. 314 Anmeldungen hätten kurz vor dem Stichtag vorgelegen, so dass auch Hennef das Soll übererfüllt.

Sankt Augustin mit seinen 284 Kita- und 126 Tagespflegeplätzen für unter Dreijährige kann den Bedarf ebenfalls decken. "Bis zum Jahresende schaffen wir durch den dann fertiggestellten Umbau der Kita Alter Bahnhof und eine neue Großtagespflege in Mülldorf 14 weitere Plätze", sagte Stadtsprecherin Eva Stocksiefen. Die Tagespflege werde sehr gut angenommen, "weil sie im Gegensatz zu anderen Kommunen nicht teurer ist als die Kita", so Stocksiefen.

Auch die Kreisstadt Siegburg hat laut ihrem Beigeordneten Andreas Mast zum 1. August "alle versorgt": "Bei uns steht keiner auf der Warteliste." Neben der städtischen Kita "Die Deichmäuse" gibt es 22 weitere Kitas, die von der Stadt finanziert und von den Kirchen oder Elterninitiativen getragen werden.

Dass Siegburg so gut dasteht, liegt für Mast darin begründet, dass die Stadt sich früh um Fördermittel bemüht habe: "Schon 2008/2009 wurde hier damit begonnen, die Kitas sukzessive zu erweitern und auszubauen." Das war auch nötig, denn die Plätze hätten auf lange Sicht nicht für alle Kinder gereicht, so Mast: "Die Prognose, dass es einen Rückgang bei den Plätzen für Kinder über drei Jahren geben würde, ist nicht eingetreten." Stattdessen seien die Kinderzahlen in der Stadt stabil, und somit wachse die Zahl der Kindergarten-Plätze stetig.

Es muss jedoch nicht nur für genügend Plätze, sondern auch für genug qualifiziertes Personal gesorgt werden. Sankt Augustin hat zum 1. August extra zwei "Springer" eingestellt, die Ausfälle kompensieren sollen. "Es ist nicht einfach, gutes Personal zu finden", sagte Eva Stocksiefen. "Durch den Ausbau ist der Bedarf gestiegen, und es gibt in diesem Bereich eine hohe Fluktuation." Trotzdem: Wie Sankt Augustin sehen sich auch die anderen Kommunen personell gut ausgestattet.

Bei allem Optimismus: Es gab, etwa in Siegburg, durchaus Eltern von unter Dreijährigen, die keinen Platz in der Kita bekommen haben, die sie sich ausgesucht hatten. "Diese Eltern melden sich dann direkt bei der Stadt, die sich um die Unterbringung kümmert", berichtet Mast. So seien letztlich alle Kinder untergekommen.

Was für Siegburg gilt, gilt im ganzen Kreis: Die Eltern bekommen nicht immer das, was sie wollen: "Die Plätze können nicht in jedem Fall in der gewünschten Form oder der gewünschten Einrichtung angeboten werden", sagte Rita Lorenz. Das heißt: Manche Kinder können nicht in die Kita gehen, die ihre Eltern bevorzugen, sondern müssen auf eine andere oder zur Tagesmutter ausweichen.

Der Rechtsanspruch

Jedes Kind zwischen dem vollendeten ersten und dem vollendeten dritten Lebensjahr hat seit heute Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Kita oder in der Kindertagespflege. Die Eltern können wählen, welche Betreuungsart sie präferieren. Geregelt ist der Rechtsanspruch im Kinderförderungsgesetz. Die Kommune muss garantieren, dass für die Kinder Plätze zur Verfügung stehen. Allerdings nicht unbedingt im Wohnort der Eltern. Das Gesetz besagt nur, dass eine ortsnahe Betreuung gewährleistet sein muss. Ein Platz muss also in zumutbarer Entfernung liegen. Kann eine Kommune den Rechtsanspruch nicht erfüllen, können Eltern vor dem Verwaltungsgericht Köln klagen.

Betreuungsquote

Die Betreuungsquote sagt aus, wie viele Kinder unter drei Jahren in Kitas oder Tagespflege untergebracht sind. Bundesweit war die Zielmarke 35 Prozent. In Niederkassel beträgt die Quote derzeit 54 Prozent, in Hennef 41, in Sankt Augustin 31 und in Siegburg 45 Prozent. Die Zahl sagt nichts darüber aus, wie viele Kinder einen Platz bekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort