Theater in Siegburg Ein Spielplan ohne Besucher

Siegburg · Studiobühne und Schauspielschule Siegburg beklagen fehlende Öffnungsperspektiven in der Coronakrise. Um im Training zu bleiben üben die Darsteller Stücke und planen Aufführungen ohne Zuschauer.

 Proben und Aufführungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nur um im Training zu bleiben. Die Betreiber der Studiobühne wünschen sich eine Öffnungsperspektive.  

Proben und Aufführungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nur um im Training zu bleiben. Die Betreiber der Studiobühne wünschen sich eine Öffnungsperspektive.  

Foto: Meike Böschemeyer

Von heute auf morgen mussten die privat betriebene Studiobühne, die angeschlossene Schauspielschule Siegburg und das ebenfalls dazugehörige Kinder- und Jugendtheater Tollhaus Mitte März 2020 den Betrieb einstellen. Lediglich im September vorigen Jahres durfte das kleine Zimmertheater noch einmal unter strengen Hygieneauflagen öffnen, kurz danach war wieder Schluss. „Überleben konnten wir nur, weil wir breit aufgestellt sind und die einzelnen Institutionen sich gegenseitig geholfen haben“, erklärt René Böttcher, der zusammen mit Maike Mielewski die drei Einrichtungen leitet.

Eine Vielzahl an Spenden, Gutscheinen und staatlichen Fördergeldern hätten die Existenz der Studiobühne sichern können, finanziell habe es daher keine Engpässe gegeben, so Böttcher. Was nach seinen Worten allerdings an den Nerven zehrt, ist die fehlende Öffnungsperspektive.„Es fehlen klare Regeln, was wann unter welchen Voraussetzungen erlaubt ist“, berichtet er. Fest stehe lediglich, dass bei einem Inzidenzwert bis 50 keine Tests durchgeführt werden müssten, ab 50 bis 100 bei Schauspielern und Publikum aber zwingend, über 100 sei die Schließung vorgeschrieben. Regeln über Abstände, Hygienemaßnahmen gebe es nicht.

Ebenso vermisst Böttcher Vorschriften für Aufführungen im Freien, die im Sommer stattfinden könnten. „Wir können nicht planen und sind völlig aus dem Tritt“, stellt er besorgt fest. Vor allem bestehe die Furcht, in Vergessenheit zu geraten. Es sei schwer, den Theaterbetrieb „wieder ins Rollen zu bringen“ und erfordere einen enormen Werbeaufwand. Normalerweise lebe das Theater vom Hörensagen, wenn Besucher anderen von Aufführungen berichteten.

Hinzu kommt laut Böttcher das Problem der umfangreichen Umbauarbeiten am VHS-Gebäude, in dem die beiden Theater und die Schauspielschule untergebracht sind. Durch Verzögerung der Baumaßnahmen werde dieses Problem auch weiterhin bestehen, selbst wenn die Studiobühne im Herbst wieder spielen dürfe. Untätig sei man aber nicht. Für vier Aufführungen laufen die Proben, größere Projekte werden vorbereitet, darunter ein Walking theatre „Hänsel und Gretel“ am Waldkindergarten der Kindertagesstätte I-Tüpfelchen in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Musikschule und ein Projekt zu Beethovens Geburtstag auf dem Siegburger Markt. Die Planungen laufen auch deshalb, um Fördergelder zu bekommen.

Wann es jemals wieder zu öffentlichen Aufführungen kommen wird, ist noch ungewiss, die Premieren werden jedenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefeiert. „Wir proben, um einen Spielplan ohne Besucher erstellen zu können und damit auf den Tag X vorbereitet zu sein“, sagt der Theaterleiter. Alle Stücke werden intern gespielt, „denn die Schauspieler müssen ebenso wie Spitzensportler im Training bleiben“, so Böttcher. Trotz der Ungewissheit, wie es weitergeht, ist Böttcher zuversichtlich: „Wir überleben das“.

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