Aktionswoche Demenz "Ein Stück Schrecken nehmen"

RHEIN-SIEG-KREIS · Mit dem Alter kommt häufig die Vergesslichkeit. Bundesweit sind bereits etwa 1,2 Millionen Männer und Frauen von Demenz betroffen. Im Rhein-Sieg-Kreis, so die Schätzung, müssen sich mehr als 12.000 Menschen über 70 Jahre der Diagnose Demenz stellen.

 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz.

1,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz.

Foto: dpa

Den Umgang mit der Erkrankung erlernen sollten jedoch nicht nur Partner, Angehörige, Pflegekräfte, sondern auch Verkäufer, Bankangestellte oder der Friseur. An alle genannten Personengruppen richtet sich eine Aktionswoche des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn.

"Nicht allein mit Demenz", lautet der Titel, unter dem mehr als 90 Veranstaltungen geplant wurden, die von Montag, 17., bis Freitag, 21. Juni, im ganzen Kreis und in Bonn stattfinden. Es ist die zweite Veranstaltung dieser Art nach der Premiere 2010 - und soll nicht die letzte sein.

"Wir möchten das Thema Demenz noch mehr ins öffentliche Bewusstsein bringen", sagte Kreissozialdezernent Hermann Allroggen am Mittwoch. Zu wissen, wie mit einem dementen Menschen umgegangen werden könne, mache alle Seiten zu Gewinnern und nehme der Krankheit in vielen Fällen vielleicht auch ein Stück weit den Schrecken. "Wenn etwa die Verkäuferin im Supermarkt bemerkt, dass eine ältere Person hilflos vor dem Kühlregal stellt, weil sie einfach nicht mehr weiß, was sie wollte oder wo die Butter zu finden ist, sollte sie wissen, wie man auf diese Person zugeht und ihr eine Hilfestellung gibt", so Allroggen.

So sei ein würdiger Umgang mit den Betroffenen möglich, und es sei auch eine Erleichterung für die Angehörigen. Diese wüssten nämlich, dass unangenehme oder peinliche Situationen beim Bäcker oder in der Bank nicht zwangsläufig eintreten. "Es ist wichtig für die Dementen, sich ihre Selbstständigkeit so weit es geht zu bewahren", bestätigte Paul Mandt von der Koordinierungsstelle für Gerontopsychiatrische Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis.

Der Meinung sind auch Barbara Zerfelder, Abteilungsleiterin "Besondere Betreuungsaufgaben" der Stadt Bonn, und Änne Türke vom Demenz-Servicezentrum Region Köln und das südliche Rheinland: "Wenn viele ein Auge dafür entwickeln, dass Menschen Hilfe brauchen und sie diese geben können, läuft es für alle besser. Demenz sollte als ein weiterer Lebensabschnitt betrachtet werden."

In Bad Honnef gibt es zum Beispiel den Vortrag "Umgang mit Menschen mit Demenz". "Schwierige Situationen" behandelt eine Veranstaltung im Johanneshospital Bonn. An junge Demenzerkrankte richtet sich ein Angebot im Siegburger Kreishaus.

Alle Veranstaltungen stehen in einer Broschüre, die unter anderem in Rathäusern und Apotheken ausliegt, sowie auf www.demenzwoche-bonn-rhein-sieg.de.

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