Stadtmuseum Siegburg Einblicke in die 950-jährige Klostergeschichte der Benediktinerabtei

SIEGBURG · Aus Platzgründen hat man sich "auf Fragmente aus der Abtei beschränkt", erklärte die Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Volontärin am Stadtmuseum Stefanie Kemp, die Fundstücke zur Abteigeschichte zusammengetragen und die vergangenen 950 Jahre in einer Ausstellung aufgearbeitet hat.

Alle Exponate stammen aus dem Nachlass der Benediktiner, sind Leihgaben des Erzbistums oder der Kirchengemeinde Sankt Servatius. In ihrer Einführungsrede zur Eröffnung am gestrigen Sonntag im Stadtmuseum gab sie einen Überblick über die Gründung der Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg durch Erzbischof Anno II. und die Ansiedlung der ersten Mönche aus dem Trierer Kloster Sankt Maximin bis zur Auflösung des Konvents im Jahr 2011.

Kemp wies darauf hin, dass bis dahin nicht ununterbrochen Mönche auf Siegburgs Wahrzeichen lebten und der Michaelsberg eine wechselhafte Geschichte hat. Nach der Säkularisation 1803 wurde die Abtei des Benediktinerordens aufgehoben, in dem Anwesen wurden unter anderem eine Nervenheilanstalt und ein Gefängnis untergebracht. Erst am 1914 fand eine Wiederbesiedlung des Anwesens durch Benediktiner der niederländischen Abtei Merkelbeek nach 111 Jahren Unterbrechung statt.

Gezeigt werden im Stadtmuseum Bilder, Gegenstände und Dokumente aus der Zeit der Gründung und Blüte der Abtei, zu Konflikten und zum Niedergang, zum Neubeginn und Wiederaufbau des Klosters. Es geht um die Rolle der Äbte, die bis 1676 Leiter des Konvents und gleichzeitig die weltlichen Stadtherren über die Siedlung am Fuße des Berges waren, um Anno II. sowie die Klosterkirche, die ihr Aussehen ständig verändert hat.

Auch der wertvolle Anno-Schrein, der allerdings zurzeit im Diözesanmuseum Kolumba, Köln, Teil einer Ausstellung ist, steht im Fokus. Zu den neueren "Fundstücken" gehören Teile aus dem Nachlass von Pater Mauritius Mittler, der 2013 verstorben ist. Zu sehen sind einige Seiten eines Messbuches in Übergröße, das der "Pater Mau" genannte Bruder von Altabt Placidus Mittler für den fast erblindeten Kardinal Frings begonnen hatte. Als der 1978 starb, stellte Pater Mau die Arbeit ein.

Von einem Monumentalgemälde, das einmal Bestand des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hochaltars war und einen riesigen Erzengel Michael zeigt, ist Placidus Mittler, der natürlich zur Ausstellungseröffnung eingeladen war, nicht so begeistert, weil es ihm "zu süß" ist. Er selbst hätte das imposante Werk eines Münsteraner Malers um 1917 bis 1920 "niemals aufgehängt".

Entdeckt wurde es übrigens vom ehemaligen Museumsleiter Klaus Hardung in einem Turmzimmer der ehemaligen Abteikirche - aufgespannt auf einen Rahmen, der durch keine Tür passte. Ergänzt wird die Schau mit der Ausstellung "Im mittelalterlichen Skriptorium" (Schreibstube), die thematisiert, wie und mit welchen Werkzeugen Mönche damals Bücher geschrieben und vervielfältigt haben.

Info

Die Ausstellung "Fundstücke - Fragmente aus der Siegburger Abtei Sankt Michael (1064 - 2011)" ist bis zum 16. März im Stadtmuseum Siegburg zu sehen.

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