Neunte Siegburger Kammermusiktage Eine erstklassige Eröffnung im Stadtmuseum

VON S · Was haben Klaviertrios und Streichquartette mit Jazzmusik an der Hammond-Orgel, preußischer Flötenmusik und zeitgenössischer Musik fürs Schlagwerk-Ensemble gemeinsam?

 Homogenes Ensemble, obwohl es erst seit einem Jahr zusammenspielt (v.l.): Bettina Hanschel-Lüdemann, Zara Rostomyan und Ji-Eun Noh.

Homogenes Ensemble, obwohl es erst seit einem Jahr zusammenspielt (v.l.): Bettina Hanschel-Lüdemann, Zara Rostomyan und Ji-Eun Noh.

Foto: Ingo Eisner

Alle diese Besetzungen und Musikstile finden bei den neunten Siegburger Kammermusiktagen unter dem Stichwort "Kammermusik" ihren gemeinsamen Nenner. So weit die Definition von Kammermusik auch gesetzt sein mag, so bedarf sie doch der Erfüllung einer Voraussetzung: Die Interpreten dieser Musik im Ensemble müssen sich als Solisten fordern lassen, denn die "Lebhaftigkeit und Freiheit der Gedanken" (laut Johann Joachim Quantz), die dem Kammermusik-Stil zu eigen ist, fordert ausgewiesene Könner.

Der Blick auf Programm und Interpreten der neunten Siegburger Kammermusiktage, die am Samstag eröffnet wurden, bestätigt diesen Anspruch einmal mehr. Und das Eröffnungskonzert im gefüllten Konzertsaal des Siegburger Stadtmuseums setzte dabei gleich zum Auftakt einige klassische Glanzlichter.

Aus der Zeit der Wiener Klassik stammten die beiden bekanntesten Kammermusik-Beiträge des Eröffnungskonzerts. Bettina Hanschel-Lüdemann (Violine), Ji-Eun Noh (Violoncello) und Zara Rostomyan (Klavier) spielen erst seit einem Jahr im Trio zusammen und besitzen bereits jetzt einen homogenen, überaus lebendigen Ensemble-Klang.

Haydns "Zigeunertrio" und Beethovens "Geistertrio"

Die drei Instrumentalpädagoginnen haben sich über die gemeinsame Unterrichtsarbeit in Siegburg und Brühl kennengelernt und hatten mit Haydns "Zigeunertrio" und Beethovens "Geistertrio" zwei herausragende Gattungs-Beispiele auf dem Programm.

Auch mit der selten aufgeführten Triosatz-Bearbeitung "Herzensgebot" aus der Oper "Sternengebot" von Siegfried Wagner (Humperdinck-Schüler und Sohn Richard Wagners) sowie der ersten Klaviersonate von Sergej Prokofieff standen zwei Werke auf dem Programm, die die Interpretinnen als hervorragende Solistinnen forderten.

Hanschel-Lüdemann verfügt über eine feinnervige, sensible Tonformung mit schillerndem Vibrato und weiß sich charaktervoll neben der virtuosen Cellistin Noh darzustellen. Deren Bogenstrich ist gekennzeichnet durch eine unglaubliche Lebendigkeit und interpretatorische Darstellungsgabe.

Die Pianistin Rostomyan wiederum vermochte es im Ensemble mit den beiden Streicherinnen hervorragend, die kommunizierenden Soloinstrumente zusammenzufügen und zeigte sich bei Prokofieffs Klavier-Sonate (op.1) zugleich als brillante Solistin am Flügel. Eine erstklassige Eröffnung der neunten Siegburger Kammermusiktage, die für alle noch kommenden Konzerte einen hohen Maßstab setzte.

So geht es weiter:

Weitere Konzerte der Kammermusiktage sind am:

  • Mittwoch, 21. Oktober, ab 19.30 Uhr im Stadtmuseum (preußische Flötenmusik),
  • Samstag, 24. Oktober, ab 20 Uhr in der Musikwerkstatt mit dem Max Blumentrath Trio 212 (Jazzorgelkonzert),
  • Sonntag, 25. Oktober, ab 11 Uhr in der Musikwerkstatt (mit Werken aus dem DTKV Manuskriptearchiv),
  • Samstag, 31. Oktober, ab 19.30 Uhr in der Musikwerkstatt (Klavierabend mit der bereits in der Carnegie Hall aufgetretenen deutschen Nachwuchs-Hoffnung Jamina Gerl und romantischen Klavier-Werken)
  • Freitag, 20. November, ab 19.30 Uhr im Stadtmuseum mit einem Schlagwerkabend

Der Abschluss der Kammermusiktage mit der Klasse Christian Roderburg von der Musikhochschule Köln/Standort Wuppertal wird zudem gekrönt durch Uraufführungen und die Preisvergabe des 27. Siegburger Kompositionswettbewerbs.

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