Siegburger Blatt zur Städtepartnerschaft mit Bolesławiec Eine kleine Dokumentation über eine besondere Verbindung

Siegburg · Die Siegburger Blätter widmen sich erstmals der Städtepartnerschaft zwischen der Kreisstadt und dem polnischen Boleslawiec.

 Präsentation der neuen Ausgabe der Siegburger Blätter: Stadtarchivar und Autor Jan Gerull (l.) und Herausgeber Reinhard Zado.

Präsentation der neuen Ausgabe der Siegburger Blätter: Stadtarchivar und Autor Jan Gerull (l.) und Herausgeber Reinhard Zado.

Foto: Ingo Eisner

Es sind insgesamt fünf Städtepartnerschaften, die Siegburg seit Jahrzehnten pflegt: mit dem französischen Nogent-sur-Marne seit 1964, mit Guarda in Portugal seit 1985, mit Selcuk in der Türkei seit 1994, mit Orestiada in Griechenland seit 1995 und mit dem polnischen Boleslawiec (Bunzlau) seit 1992. Ende August feierten Siegburg und Boleslawiec ihre 30-jährige Verbindung mit einem Festakt im Rhein-Sieg-Forum, zu dem auch der Bürgermeister Bunzlaus Piotr Roman mit einer kleinen Delegation angereist war. Bereits dort konnten die Gäste die ersten druckfrischen „Siegburger Blätter“ in den Händen halten, in deren neuester Ausgabe sich Stadtarchivar Jan Gerull als Autor unter dem Titel „30 Jahre Verschwisterung mit Boleslawiecz – Wie aus Paten Partner wurden“ auf nur wenigen Seiten erstmals dieser besonderen Städtepartnerschaft widmete. Jetzt präsentierte Gerull gemeinsam mit Herausgeber Reinhard Zado im Stadtmuseum die ansprechende Publikation.

„Sehr wahrscheinlich und sehr unwahrscheinlich“, so bezeichnete Gerull die damaligen Erfolgschancen einer Partnerschaft Siegburgs mit Bunzlau. Die Beziehungen der beiden Städte reichen laut Gerull weit zurück bis ins Jahr 1953, als der Siegkreis und die Stadt Siegburg die Patenschaften über die Vertriebenen des Kreises und der Stadt Bunzlau übernahmen. Bereits Anfang der 50er Jahre veranstaltete Maria Sieminaowski, Witwe des letzten Bunzlauer Bürgermeisters und damalige Leiterin der Bunzlauer Heimatgruppe, regelmäßige Treffen der Schlesier.

Als Anlaufstelle und Identifikationspunkt diente den Vertriebenen die Bunzlauer Heimatstube, die zunächst im Rathaus, und nach mehreren weiteren Stationen bis zu ihrer Auflösung 2021 in der ehemaligen Schule Innere Stadt residierte. Die in der Heimatstube damals ausgestellte Keramik zeugte von der Töpfergeschichte Bunzlaus und ist ein Verbindungselement für beide Städte, denn schließlich verfügt auch Siegburg über eine eindrucksvolle Töpfergeschichte.

Anfängliche Ablehnung

Warum es anfänglich so schwierig war, aus der bestehenden Patenschaft eine Partnerschaft der beiden Städte zu entwickeln, weiß Gerull ebenfalls zu berichten. Erste Versuche in den 70er Jahren verliefen im Sande, auch aufgrund der ablehnenden Haltung vieler heimatvertriebener Mitbürger. Ein erneuter Siegburger Vorstoß 1986 scheiterte, weil laut der polnischen Offiziellen für Partnerschaften grundsätzlich jene Städte nicht in Frage kamen, die, wie Boleslawiec, Patenschaften pflegen. Erst der Fall der Mauer und die Öffnung Polens Richtung Westen sorgte dann für Bewegung. Nach vielen Gesprächen und Treffen unterzeichneten schließlich Siegburgs damaliger Bürgermeister Rolf Krieger und sein Bunzlauer Amtskollege Josef Krol 1992 zunächst in Boleslawiec und danach in Siegburg die Partnerschaftsurkunde.

„Sie sind der Bitte nachgekommen, zu verzeihen, was Nazi-Deutschland Polen angetan hat“, hatte Rolf Krieger damals vor dem Stadtrat in Boleslawiec gesagt. Dieser Satz hatte nachhaltig eine eisbrechende Wirkung. Denn diese Partnerschaft wurde über Jahrzehnte hinweg von beiden Seiten mit Leben gefüllt, besonders durch einen regen Schüleraustausch. Nachzulesen ist das alles nun in der 72. Ausgabe der Siegburger Blätter, die zum Stückpreis von vier Euro im Siegburger Stadtmuseum erhältlich sind. „Das ist alles so noch nie publiziert worden und soll einen kleinen Einblick in die Geschichte dieser Partnerschaft gewähren“, sagte Gerull.

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