"Der Barber" in Siegburg Eine Rasur bedeutet auch Entspannung
Siegburg · Friseurmeister Tarik Ari betreibt seit 2017 den ersten Barbershop in Siegburg. „Männer legen wieder Wert auf ihr Äußeres“, meint der 29-Jährige und macht die Rasur zum Wellness-Erlebnis.
Er scheint ein wenig aus der Zeit gefallen. Schirmmütze, Hemd, Weste, schmucke Stoffhose: All das erinnert ein wenig an die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Dass er Friseurmeister ist, würde bei diesem schönen Outfit niemand vermuten, aber diese „Arbeitskleidung“ trägt Tarik Ari tatsächlich, wenn er in seinem Barbershop „Der Barber“ in der Siegburger Marktpassage Kunden rasiert oder deren Haare in Form bringt. Es soll halt stilvoll sein.
Der 29-Jährige, der sich in einem Bonner Friseursalon ausbilden ließ und später die Meisterprüfung ablegte, hatte vor ein paar Jahren frühzeitig vor vielen seiner Kollegen einen Trend erkannt, der sich mittlerweile fest etabliert hat: den Barbershop. Mittlerweile schießen sie wie Pilze aus dem Boden. Tarik Ari eröffnete seinen Barbershop 2016. Heute werden die Kunden von zwei Friseurmeistern, zwei Gesellen und einem Auszubildenden bedient. Zudem beschäftigt Ari mit Tatjana Stach auch eine Frau, obwohl der Barbershop eine reine Männerdomäne ist, weil es – klar – auch nur männliche Kundschaft gibt.
Dass diese wieder ihre Liebe zur Gesichtsbehaarung entdeckt hat, findet Ari, der selbst einen gepflegten Vollbart trägt, natürlich gut. „Männer legen wieder Wert auf ihr Äußeres“, sagt er. Der Trend geht klar weg von ungepflegten und langen Zottelbärten. „Gepflegte Vollbärte, aber auch Schnauzbärte sind in“, so Ari, der sein Fachwissen im vergangenen Jahr auf mehreren Seiten in einem E-Book namens „Babista“ teilte. „Da geht es eigentlich um Herrenmode. Ich habe mich dann dem Kapitel zum Thema Bartpflege und Rasur gewidmet.“
Das A und O neben der Beratung des Kunden, welche Barttracht dem jeweiligen Mann am besten steht, ist laut Ari das Handwerkszeug. Neben scharfen, sauberen Rasiermessern und einem heißen Handtuch als Kompresse, das vielleicht mit einem Duft versehen werden kann, gehört ein Preshave dazu, um die Haut auf die Rasur vorzubereiten. „Man sollte sich nach dem Duschen rasieren, da sich die Gesichtsmuskulatur bei Wärme entspannt“, rät Ari.
Ein Rasierpinsel mit Dachshaar zum Auftragen des Rasierschaums empfiehlt sich, da diese Pinsel saugfähiger sind. Rasieren sollte man sich nicht mit kaltem, sondern mit warmem Wasser. Bei längeren Bärten, die natürlich mit der Schneidemaschine gekürzt werden, gilt es laut Ari zunächst einmal, die Form zu finden. „Mit dem Rasiermesser wird dann nachgearbeitet“, so der Friseurmeister. Zur Bartpflege gibt es natürlich diverse Produkte wie Öl und Wachs. In Aris Barbershop lassen sich Männer nicht nur rasieren, sondern auch frisieren. Er hat sogar mal einen Kunden gehabt, der sich von ihm eine Dauerwelle machen ließ.
„Ich habe das ja mal gelernt und fand es gut, so etwas noch mal anzubieten“, sagt Ari. In der Regel seien aber normale Haarschnitte gewünscht, die natürlich dem jeweiligen Bart des Kunden angepasst werden. Männer würden den Barbershop auch als Ort für einen kleinen Urlaub vom Alltag betrachten. „Ich habe Kunden mit anspruchsvollen Jobs, die sich einmal pro Woche bei uns rasieren lassen und sich hier entspannen“, sagt Ari, der neben der Bartpflege auch Glattrasuren anbietet. „Unser ältester Kunde ist 83. Der konnte sich gar nicht vorstellen, dass es solche Barbershops noch gibt.“ Für Barbier Tarik Ari ist es wichtig, Qualität zu bieten. „Alles sollte auch mit Leidenschaft gemacht werden, denn dieses Handwerk ist schließlich mein Beruf.“
Von seinen Künsten ist auch Andreas Hansing begeistert, der alle drei Wochen von Troisdorf-Bergheim nach Siegburg fährt, um sich im Barbershop rasieren zu lassen. „Das ist hier schon eine kleine Wellness-Oase“, sagt der 46-Jährige, der bis vor ein paar Jahren noch glattrasiert war. Vor zweieinhalb Jahren ließ er sich einen Vollbart wachsen, den er jetzt regelmäßig im Barbershop pflegen lässt.
72 Dienstleistungen, also Haarschnitte und Rasuren, verrichtet Tarik Ari mit seinem Team pro Tag. Als Vorreiter in Sachen Barbershop hat er bereits an zahlreichen Messen teilgenommen und war auch Juror. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich. „Im vergangenen Jahr haben wir in Bonn obdachlosen Menschen kostenlos die Haare geschnitten. Das wollen wir in diesem Jahr in einem Seniorenheim machen.“ Dass Männer wieder zunehmend Wert auf ihre gepflegte Erscheinung legen, wird laut Ari auch so bleiben. „Die Haare, ob auf dem Kopf oder im Gesicht, sind nun mal die Visitenkarte des Mannes.“