Rhein-Sieg-Kreis Einsatzfahrzeuge für Katastrophenschutz sind überaltert

Rhein-Sieg-Kreis · Der Katastrophenschutz im Rhein-Sieg-Kreis ist in die Jahre gekommen. Insbesondere bei der Ausstattung mit Feuerwehr-Fahrzeugen des Bundes für den Katastrophenschutz besteht Nachholbedarf.

 Die Troisdorfer Feuerwehr sucht seit mehreren Stunden nach der Quelle des Gasautritts in einem Gebäude in der Troisdorfer Innenstadt.

Die Troisdorfer Feuerwehr sucht seit mehreren Stunden nach der Quelle des Gasautritts in einem Gebäude in der Troisdorfer Innenstadt.

Foto: Sebastian Laubert

Wolfgang Breuer sieht es ganz pragmatisch. „Wenn es keine Ersatzteile mehr für ein Fahrzeug gibt, dann ist es nicht mehr einsatzbereit“, so der Leiter der Feuerwehr Bornheim. Noch sei der Gerätewagen Dekontamination Personal, kurz GW Dekon P, aber zu gebrauchen. 18 Jahre hat das Fahrzeug auf dem Buckel, mehr als ein normales Auto heutzutage überhaupt noch schafft. „20 bis 25 Jahre müsste solch ein Einsatzwagen bei guter Pflege halten – immer vorausgesetzt, wir bekommen noch Ersatzteile.“ Der GW Dekon P in Bornheim gehört zu den Fahrzeugen, die Land und Bund für den Katastrophenschutz finanzieren. Doch bei der Ausstattung der Fahrzeuge, vor allem der Feuerwehren, besteht Nachholbedarf. Das geht aus einer Antwort des Rhein-Sieg-Kreises auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervor.

Beispiel Bornheim

Dem Kreis zufolge ist beim 2001 angeschafften Dekontaminationsfahrzeug in Bornheim „in absehbarer Zeit mit Ausfällen zu rechnen“. Darüber hinaus bestehe „ergänzender Bedarf an Löschfahrzeugen im Bereich des CBRN-Schutzes (chemisch, biologisch, radiologisch und nuklear) von insgesamt drei Fahrzeugen“.

Im Falle des Dekontaminationswagens in Bornheim sei der Zustand des Katastrophenschutzes nicht besorgniserregend, so Breuer, schon deshalb, weil praktisch jede Löscheinheit über eine Dekontaminationsdusche verfüge. Außerdem würden im Falle einer Katastrophe die Bornheimer Wehrleute gemeinsam mit den Facheinheiten aus Niederkassel und Eitorf alarmiert. Das geschieht, wenn es zu einer Freisetzung von chemischen, biologischen oder radioaktiven Gefahrstoffen kommen würde. Dann müssen sich Einsatzkräfte lageabhängig in kontaminiertem Gebiet bewegen. Beim Verlassen des abgesperrten Gefahrenbereichs müssen sie eine Dekontamination durchlaufen, um sich und andere Personen nicht durch Verschleppung von Gefahrstoffen zu gefährden.

Beispiel Troisdorf

Das in Troisdorf stationierte und 2003 angeschaffte ABC-Erkunderfahrzeug (ErkW) ist der Kreisverwaltung zufolge am Ende seiner Laufleistung und weist „erhebliche technische Mängel am Fahrgestell“ auf. Das Fahrzeug in Troisdorf ist zum Messen, Spüren und Melden radioaktiver und chemischer Kontaminationen und Quellen sowie zum Kennzeichnen und Überwachen kontaminierter Bereiche geeignet. Lucia Wickert, die als technische Fachberaterin seit 2007 die Messeinheiten des Kreises leitet und Mitglied der Troisdorfer Feuerwehr ist, wollte sich zum Zustand des Fahrzeugs gegenüber dem GA nicht äußern. Daniela Blumenthaler von der Pressestelle des Kreises betonte auf Anfrage, das Fahrzeug sei einsatzbereit. Aber es müsse dringend bald ein Ersatzfahrzeug beschafft werden, weil keine Ersatzteile mehr verfügbar seien.

Ausgesondert wurden dem Kreis zufolge bereits Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz (LF-KatS) in Swisttal, die fast 30 Jahre alt waren, und Schlauchwagen (SW 2000-Tr) in Windeck, die von 1996 stammten. Die in Swisttal stationierten Fahrzeuge für den Katastrophenschutz seien „in sehr schlechtem Zustand“, sagte der stellvertretende Kreisbrandmeister und Wachtberger Wehrleiter Markus Zettelmeyer. Die Wachtberger hätten Anfang des Jahres über den Brandschutzbedarfsplan Fahrzeuge, die eigentlich der Bund zur Verfügung stellen müsste, durch kommunale Fahrzeuge ersetzt.

Reaktionen

„Die Zahlen zeigen, dass es zwischen Rhein, Sieg und Agger am Zustand der Fahrzeuge hapert“, so Christian Koch, Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion für Katastrophenschutz und Feuerwehr. Die Einschätzung der Kreisverwaltung über einige Fahrzeuge sei „besorgniserregend“. Für die alten Fahrzeuge „erwarten wir vom Bund zügige Neuanschaffungen“, sagte Nicole Westig, FDP-Bundestagsabgeordnete aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Veraltete oder fehlende Fahrzeuge seien nicht hinzunehmen. Ihre Fraktion werde das Innenministerium zu mehr Investitionen drängen. Es könne nicht sein, dass die Fahrzeuge so lange genutzt werden müssten, bis sie fahruntauglich seien. Rechtzeitiger Ersatz sei notwendig, damit keine Versorgungslücken entstünden. „Der Bund muss seiner Pflicht nachkommen und den Katastrophenschutz deutlich ernster nehmen“, fordert Westig.

Einfluss des Kreises

Der Rhein-Sieg-Kreis hat auf die Ausstattung mit Bundesmitteln des Katastrophenschutzes keinen Einfluss. Das stellte Rainer Dahm, Leiter des Kreisamts für Bevölkerungsschutz, im Fachausschuss dar. Gleichwohl sehe auch er weiteren Bedarf. Es bestehe jedoch keine Möglichkeit, diesen Bedarf mit dem Ziel einer bevorzugten Berücksichtigung geltend zu machen. Außerdem falle die Verteilung der Bundesmittel in den Zuständigkeitsbereich des Landes NRW. Im Übrigen arbeiteten der Rhein-Sieg-Kreis mit seinen 19 Kommunen und die Bundesstadt Bonn in vielen Bereichen des Rettungsdienstes sowie des Brand- und Katastrophenschutzes zusammen.

Gefahrenabwehrzentrum

Während die Stadt Bonn 2016 in Beuel ein Katastrophenschutzzentrum gegründet hat, will der Rhein-Sieg-Kreis bekanntlich auch ein neues Gefahrenabwehrzentrum gründen. Eine Machbarkeitsstudie liegt seit einem Jahr vor, es wird nur noch ein passendes Areal gesucht. Wie Blumenthaler auf Anfrage mitteilte, gebe es zwei Flächen „in rechtsrheinischen Kommunen“, die dafür infrage kämen.

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