Weiberfastnacht im Rhein-Sieg-Kreis Einsatzkräfte hatten die Situation im Griff

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Siegburger Kreispolizeibehörde verzeichnete an Weiberfastnacht weniger Einsätze als in den vergangenen Jahren. 40 Mal musste sie in Zusammenhang mit Karneval ausrücken. Dennoch war es kein ruhiger Tag.

 Rund 4000 Jugendliche, darunter auch viele aus Siegburg, feierten froh gelaunt und ausgelassen auf der Marktplatte in Sankt Augustin.

Rund 4000 Jugendliche, darunter auch viele aus Siegburg, feierten froh gelaunt und ausgelassen auf der Marktplatte in Sankt Augustin.

Foto: Michael Lehnberg

In Siegburg hatte die Stadt im Vorfeld angekündigt, dass sie aus Haushaltsgründen kein Bühnenprogramm organisieren werde. Deshalb feierten die meisten Jugendlichen woanders, zum Beispiel in Sankt Augustin.

"Während sich erwartungsgemäß auf dem Siegburger Marktplatz kaum Feierwillige versammelten, geriet die Veranstaltung auf der Sankt Augustiner Marktplatte unter Druck, weil die Jecken unter anderem aus Siegburg mit der S-Bahn nach Sankt Augustin auswichen, um dort zu feiern", so die Polizei gestern. "Bereits gegen 13.45 Uhr war mit rund 4000 Menschen die Aufnahmekapazität der Sankt Augustiner Veranstaltung erreicht."

Aufgrund des Andrangs mussten Zugänge gesperrt werden. "Weil zahlreiche Feierwillige versuchten, über die Gleise zu der Veranstaltung zu gelangen, wurde der Bahnverkehr zeitweise eingestellt", so die Polizei. Zur Verstärkung waren Einheiten einer Einsatzhundertschaft aus Bochum vor Ort.

Laut Polizei gab es in Sankt Augustin sechs Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Beleidigung und Drogendelikten. Acht Personen erhielten Platzverweise. In sieben Fällen mussten Uneinsichtige kurzzeitig in Gewahrsam genommen werden. Die Rettungsdienste versorgten etwa 50 Jecke wegen übermäßigem Alkoholkonsums. Davon mussten 23 ins Krankenhaus.

Einsatzleiter Thomas Mackenbach lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt, mit der er das Sicherheitskonzept erstellt hatte. Mitarbeiter von Ordnungsamt und Jugendamt sowie der Stadtjugendring als Veranstalter, die professionellen Ordnungskräfte, die Rettungsdienste und die Stadtwerke Bonn arbeiteten eng zusammen.

"Unser Präventions- und Sicherheitskonzept greift und war auch ausreichend für den größeren Zulauf", sagte Klaus Schumacher. Sankt Augustins Bürgermeister dankte allen Beteiligten: "Sie haben großen Einsatz gezeigt. Die Jugendlichen können guten Gewissens nach Sankt Augustin kommen und feiern."

Die Stadt Siegburg berichtete gestern von einer "friedlichen und entspannten" Weiberfastnacht. Bei rund 300 Besuchern auf dem Markt musste die Polizei nur einen Platzverweis aussprechen. Auch die Sanitäter hatten kaum zu tun. Mussten sie im vergangenen Jahr bei insgesamt 4000 Besuchern 120 Jugendliche wegen übermäßigen Alkoholkonsums behandeln, lag die Zahl der Fälle laut Stadt diesmal "im unteren einstelligen Bereich".

Die Kreisstadt hatte vorab erklärt, dass sie aus haushaltsrechtlichen Gründen kein Bühnenprogramm anbiete. Dieses hat sie nach eigener Aussage bislang im Sinne der öffentlichen Sicherheit eingesetzt, ohne Veranstalter der Party zu sein. Noch Anfang der Woche riet die Stadt via Newsletter "allen Feierwilligen", an Weiberfastnacht "die bekannten Karnevalshochburgen des umliegenden Rheinlands aufzusuchen".

Der Erste Beigeordnete Ralf Reudenbach stellte gestern klar, dass man bei den Appellen und Hinweisen die auswärtigen Gäste im Blick hatte. Denn die hätten in den vergangenen Jahren mindestens die Hälfte der Besucher ausgemacht. "Wir wollten vermeiden, dass vergeblich Angereiste enttäuscht sind", sagte er. "Natürlich ist es in Ordnung, wenn bei uns friedlich gefeiert wird."

Dennoch erntete die Stadt Kritik - auch in der Nachbarschaft. Besonders glücklich waren die Verantwortlichen in Sankt Augustin über die Haltung Siegburgs nicht. Wegen des Andrangs musste Sankt Augustin mehr Sicherheitskräfte engagieren. Reudenbach dagegen: "Wir mussten an Weiberfastnacht über Jahre die größte Herausforderung im Kreis bewältigen. Jetzt machen wir einmal kein Bühnenprogramm, und schon wird mit dem Finger auf uns gezeigt."

Auch in Hennef verzeichnete die Polizei einen größeren Zulauf bei der dortigen Party. So war der Besucherandrang mit 700 bis 800 Menschen etwa doppelt so hoch wie in den Vorjahren. Die Einsatzbilanz: sieben Platzverweise, zwei Strafanzeigen wegen Körperverletzungen, 30 Sanitätereinsätze, 15 Fälle von Alkoholvergiftung.

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