Prügelattacke von Neujahr 2012 Ende im Endlosprozess in Sicht

TROISDORF/SIEGBURG · Es ist bereits jetzt eine der längsten Verhandlungen, die jemals vor dem Amtsgericht Siegburg stattgefunden hat. Seit nunmehr neun Monaten muss sich dort ein 33-jähriger Meckenheimer wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er schweigt seit Prozessbeginn, die Beweisaufnahme gestaltet sich äußerst schwierig.

Es war am Neujahrsmorgen 2012, als der angeklagte Lüftungsbauer im angetrunkenen Zustand einen 41-jährigen Troisdorfer vor dessen Haustür grundlos attackierte, auf ihn einprügelte und das am Boden liegende Opfer sogar gegen den Kopf trat. Der in der IT-Branche tätige und heute in Köln lebende 41-jährige erlitt zahlreiche Prellungen und Brüche im Gesichtsbereich. Durch den Bruch der Augenhöhle ist er bis heute in seiner Sehfähigkeit eingeschränkt.

Von einem Nachbarn aufgeschreckt, verließ der Meckenheimer den Tatort, wurde aber schließlich wenige Straßen weiter von der Troisdorfer Polizei verhaftet. Neben Blut an seinen Händen und der Kleidung fanden die Beamten zudem noch seine Jacke am Tatort, die er ebenfalls mit Blut vom Opfer beschmiert am Tatort zurückließ.

Eigentlich ein klarer Fall, zumal es genügend Beweise gegen den Angeklagten gab. Doch die Beamten sollen dem Angeklagten nach einer Nacht in der Zelle seine blutverschmierte Kleidung samt besagter Jacke vom Tatort mitgegeben haben und somit auch nahezu sämtliche eindeutigen Beweise für seine Schuld. "Das Verfahren dauert nur solange, da die Polizei nicht so gearbeitet hat, wie man sich das vorstellen kann", sagte Richter Hauke Rudat im Juni dieses Jahres, an dem bis dato 14. Verhandlungstag.

Bis heute sind noch weitere fünf Verhandlungstage dazugekommen und weitere Pannen entdeckt worden. So tauchen am Tatort vernommene Zeugen nicht in den Ermittlungsakten auf, mehrfach mussten Beamte der Troisdorfer Wache schon vor Gericht dazu Stellung nehmen.

Hilfreich im Laufe des Verfahrens war dagegen das Opfer. Der 41-Jährige bewahrte seine Jacke und den Rucksack auf, die er am Silvesterabend getragen hatte. Bei einer Analyse der Sachen fanden die Ermittler DNA-Spuren vom Angeklagten. Sein Verteidiger Mutlu Günal zweifelt diese Analyse an, warf dem Richter gar Befangenheit vor.

Dieser Befangenheitsantrag gegen Rudat wurde mittlerweile abgewiesen, die Verhandlung fortgesetzt. Die Führungsstelle der Kriminalpolizei hat sich inzwischen ebenfalls eingeschaltet und die Akten des Falles angefordert. "Wir haben die Vorwürfe gegen die Beamten wahrgenommen und prüfen derzeit deren Gehalt", sagte Polizeisprecher Burkhard Rick. Man nehme die Anschuldigungen sehr ernst, die Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen. Mit einem baldigen Ende ist dagegen im Prozess zu rechnen. Am Montag, 2. September, geht die Verhandlung gegen den Meckenheimer weiter, in Kürze sollte die Beweisaufnahme geschlossen werden.

Das Aktenzeichen zu dieser Verhandlung lautet 209 DS 203/12.

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