Bürgertheater des Siegburger Theaterschatz wächst Das Ensemble Spätausgabe steht auf dem Spielplan der Studiobühne

Siegburg · Seit Anfang des Jahres sind sie im Exil: Wegen Sanierungsarbeiten im Studienhaus residiert die Siegburger Studiobühne derzeit im Turm auf dem Phrix-Gelände. Die Zeit ohne eigene Bühne nutzt sie für die Vorbereitung neuer Projekte. Das Bürgertheater ist eines davon.

 Das Bürgertheater an der Siegburger Studiobühne wächst um ein weiteres Ensemble: Die Theatergruppe "Spätausgabe" gehört nun auch zum Theaterschatz.

Das Bürgertheater an der Siegburger Studiobühne wächst um ein weiteres Ensemble: Die Theatergruppe "Spätausgabe" gehört nun auch zum Theaterschatz.

Foto: Nadine Quadt

Die Verbindung ist fast so alt wie das Ensemble selbst. Vor 16 Jahren war der Siegburger Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an Maria Havermann-Feye mit der Bitte herangetreten, doch eine Seniorentheatergruppe aufzubauen. Anderthalb Jahre später stand das neue Ensemble „Spätausgabe“ mit seinem ersten Stück auf der Bühne der Siegburger Studiobühne. „Es ist zu schade, wenn ein Stück nur in einem Pfarrsaal aufgeführt wird“, sagt die Theaterpädagogin mit Blick auf die monatelange Arbeit, die sie und ihre 60- bis 90-jährigen Mitspielerinnen und Mitspieler in eine Inszenierung investieren. Die Studiobühne habe ihnen von Anfang an ermöglicht, als Laien unter professionellen Bedingungen zu spielen. Eine über Jahre gewachsene Verbindung, die nun noch fester wird: Die Spätausgabe erweitert als drittes Ensemble das Bürgertheater des Siegburger Vereins Theaterschatz.

Seit Anfang des Jahres ist der Theaterschatz, der unter seinem Dach neben der Studiobühne auch die Siegburger Schauspielschule und das Theater Tollhaus vereint, gewissermaßen im Exil: Wegen Sanierungsarbeiten musste er das VHS-Studienhaus verlassen und residiert seitdem im Turm auf dem Phrix-Gelände, allerdings ohne eigene Bühne. Derzeit spielen die Ensembles daher auf anderen Bühnen und die Theaterleiter nutzen die gewonnene Zeit, um sich mit Blick auf den für 2027 geplanten Umzug auf den Bildungscampus Neuenhof Gedanken über ihre Zukunft zu machen und auch, um neue Projekte anzustoßen. Eines davon ist das Bürgertheater. Mit dem Ensemble attitüde ist unter der Leitung von Bardia Rousta im Mai das erste an den Start gegangen, mit dem Ensemble andersart nur wenig später ein zweites.

„Die Ensembles des Bürgertheaters werden in den Spielplan der Studiobühne integriert“, sagt Claudia Böttcher, die die Sparte Bürgertheater leitet. Vier bis acht Aufführungen seien pro Gruppe möglich. „So können sie ihre Stücke mehr als nur ein bis zwei Mal zeigen“, sagt sie. Das erfordere indes auch einen Vorlauf von anderthalb bis zwei Jahren. Die Termine für die ersten Premieren der drei Bürgertheater stehen also schon. Im kommenden Juni etwa präsentiert das Ensemble attitüde ihre Persiflage auf die Nibelungensage – unter freiem Himmel im Johannisgarten auf dem Michaelsberg. „Wir haben uns Wagner vorgenommen und gucken nun, dass wir daraus Spaß machen“, sagt Regisseur Bardia Rousta über seine Arbeit mit den 30 bis Ende 50 Jahre alten Laienschauspielerin.

Einen ernsteren Stoff habe sich sein zweites Ensemble andersart (30- bis Ende-60-Jährige) vorgenommen: Die RAF und ihre Nachwirkung. Comedy versprechen Maria Havermann-Feye und ihre Spätausgabe mir ihrem neusten Stück, das allerdings erst im Januar 2025 Premiere feiert. Die Proben beginnen im Januar – in den Räumen des Theaterschatzes. „Es ist schön, dass wir endlich einen festen Proberaum haben“, sagt Havermann-Feye. Vor der Corona-Pandemie hat ihre Gruppe in einem Altenheim geprobt. Danach habe sie bei der Studiobühne proben dürfen, wenn dort Raum zur Verfügung stand. „Zuletzt haben wir sogar in der öffentlich zugänglichen Caféteria des Studienhauses geübt“, erzählt sie.

Kooperationen zwischen den Ensembles

Im zurückliegenden Jahr seien Spätausgabe und Theaterschatz so immer enger zusammengewachsen. „Die Integration der Seniorengruppe in die Gesamtabläufe des Theaterschatzes war die logische Konsequenz“, sagt Böttcher. Damit habe sie neben einem festen wöchentlichen Probenort und einem gesicherten Aufführungsort nun auch Zugriff auf den großen Fundus an Kostümen und Requisiten, die Expertise in Regie, Licht- und Tontechnik sowie der Öffentlichkeitsarbeit des Theaterschatzes. „Wir denken auch an gemeinsame Projekte“, sagt Claudia Böttcher. Die hat es schon in der Vergangenheit gegeben: Spätausgabe-Mimen wirkten bei den „Zeitzeugen der Liebe“ mit oder bestückten das Buffet für die Studiobühnen-Reihe „Zwischen Lackschuh und Lippenstift“.

Mehr davon könnte sich Böttcher vorstellen, so auch Kooperationen zwischen Spätausgabe und dem Kinder- und Jugendtheater „Tollhaus“. „Und wir wollen noch inklusiver werden“, gibt Böttcher einen Ausblick auf das nächste Bürgertheater-Ensemble. Im Laufe der kommenden zwei Jahre will der Theaterschatz eine rein inklusive Gruppe etablieren. „Mit dem Bürgertheater haben wir einen Ort geschaffen, an dem das möglich ist.“

Mehr Informationen gibt es auf www.theaterseite.de