Literaturwochen in Siegburg „Er hat mein Herz getroffen“

Siegburg · Der Autor Andreas Altmann liest bei den Siegburger Literaturwochen aus seinem Buch „Frauen. Geschichten“ und begeistert das Publikum.

Sein Buch habe er absichtlich „Frauen. Geschichten“ betitelt, denn es enthalte keine Frauengeschichten im Sinne von Bettgeschichten. „Die würden dann wohl eher zu Dieter Bohlen oder Heiner Lauterbach passen“, bemerkte er trocken. Andreas Altmann, der am Donnerstagabend bei den 37. Siegburger Literaturwochen aus seinem jüngsten Werk las, stellte gleich zu Beginn klar, worum es ihm in seinem Buch geht.

Er zitierte aus seinem Vorwort: „Ich werde nur von Begegnungen berichten, die auf irgendeine Weise entscheidend waren. Oder bei denen etwas Außergewöhnliches passierte. Begegnungen mit Frauen also, die mich prägten. Von denen ich – jenseits der sinnlichen Freuden – etwas begriffen habe. Über sie, über mich, über die Welt.“

Zwar spielen Erotik, Verlangen und Sex um der reinen Lust Willen eine Rolle, aber nie platt und voyeuristisch. Es geht Altmann vor allem um eigene Unsicherheiten, Selbstzweifel, Missverständnisse, Angst zu versagen, Schönheitsideale, gegenseitiges Ausnutzen, echte Beziehungen, Erwartungen und selbstverständlich die Liebe. Dazu muss man wissen, dass Altmann offensichtlich weder als Kind noch Jugendlicher Zuneigung oder so etwas wie bedingungslose Liebe erfahren hat.

Im Gegenteil: „Aufgewachsen in der katholischen Spießergruft Altötting, umzingelt von Pfaffen, von denen einige Kinder missbrauchten, einige schwule Sexorgien feierten, einige, nein, die meisten Kinder via Prügelstrafe misshandelten“, wie er erklärte und versicherte, dazu gehört zu haben. Über das Verhältnis zu seinen Eltern sagt bereits der Titel seines 2011 erschienenen Buches „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ alles. Der Schriftsteller betont in diesem Zusammenhang: „Töchter, die von ihren Vätern geschlagen werden, suchen sich späte Männer, die ebenfalls nach ihnen ausholen. Heißt es. Und Söhne, die unter die Räder ihrer Väter kamen, werden wie sie. Nicht immer, aber zu oft: gewaltbereit.“ Er betont: „Ich nicht. Ich wollte das Gegenteil von ihm werden: eben nicht Frauen malträtieren. Wollte Ritter sein, einer, der eher behütet.“

Und das nimmt man ihm ab. Sein Verhältnis zur „Droge Frau“, wie der Autor sie nennt, beschreibt er mit einem Zitat von Georg Christoph Lichtenberg: „Je länger ich über Frauen nachdenke, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass sie das Beste sind, was wir in dieser Art haben.“ Schon als Jugendlicher habe er gemerkt, „dass Frauen eine entscheidende Rolle in meinem Leben spielen würden. Und das ihre Nähe mir gut tat.“

Altmanns Sprache ist direkt, weder geglättet noch verniedlichend. Er nennt die Dinge beim Namen, grob und ordinär, dann wieder voller Feingefühl und Sinnlichkeit. Er beschreibt die hässlichen Momente zwischenmenschlicher Beziehungen ebenso wie die witzigen, die glücklichen von kurzer Dauer und Träume, die unerfüllt blieben. Das Publikum war begeistert. „Er hat mein Herz getroffen, sein Buch ist eine Wertschätzung der Frauen“, sagte zum Beispiel Evi Schirdewahn. Altmann sei ein „Schönredner“ im positiven Sinn, nämlich einer, der Sprache perfekt beherrsche. Und Gabi Römer, die das Buch Männern und Frauen gleichermaßen empfiehlt, bewundert daran, „dass Altmann in seinem Leben alles Negative ins Positive gedreht hat“, lebensbejahend und „kein Muffel“ geworden sei. Siegburger Literaturwochen

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